Freitag, 28. November 2014

Winter 2014 / 2015

Wetter wiederholt sich nicht - ein "lauwarmer Mildwinter".

Die Dominanz der Südwestlich geprägten Wetterlagen geht - zunächst - zu Ende. Wer dennoch glaubte, der kommende Winter würde eine Wiederholung des vergangenen werden, muss sich getäuscht sehen. Aber auch die, die einen durchgängig kalten Winter vermuteten, irren sich. Dies liegt in der Tatsache begründet, daß sich die Hauptprotagonisten des Mitteleuropäischen Wetters uneins sind.

Wie das? Nun, es gibt zwei große "Spieler" im Mitteleuropäischen Wettergeschehen. Das ist zum einen der Atlantik und zum anderen die Entwicklungen der Nördlichen Hemisphäre respektive Arktis. Es gibt noch einen "Auswechselspieler", die Entwicklung im Osten, dieser kommt aber nur dann und wann zum Einsatz. Dazu später mehr.

Wie schon öfters von mir erwähnt ist die Eis & Schnee - Entwicklung in der Arktis positiv, mit den bekannten Auswirkungen : gut funktionierende Zyklongenese, also Tiefdruckproduktion bei Neufundland.

Der Polarwirbel präsentiert sich etwas schwächer als 2013/2014 mit zwei großen Steuerungszentren - eines über Ostrussland, eines über Kanada / Grönland - gefüllt mit tiefem Geopotential, also Kälte. Dazu eine Animation, die zeigt, wie gut sich die Steuerungszentren immer wieder bilden :




Ein Split des Polarwirbels, der eines der Steuerungszentren begünstigen würde, steht nicht zur Debatte, da sich der Ozongehalt des Polarwirbels nicht signifikant erhöht hat und auch nicht signifikant erhöhen wird. Dies ist der wichtigste Trigger für eine Plötzliche Stratosphärenerwärmung bzw. Split des Polarwirbels.

Ein weiterer Trigger für eine solche Entwicklung wäre die Bildung eines sehr starken Polarhochs. Da aber keine starke Warmluftadvektion in Äquatornähe stattfindet, die dort in die Höhe steigt, polwärts wandert und dort absinkt, ist auf absehbare Zeit keine derartige Entwicklung zu erwarten.

Kommen wir zur Entwicklung im Atlantik. Dort hat sich eine recht ausgeprägte Kaltwasseranomalie im Bereich der Azoren gebildet. Auch dazu eine Animation :   

Diese Anomalie sorgt dafür, daß sich das Azorenhoch derzeit auf einer nördlicheren Position als sonst im Winter üblich befindet. Dies wiederum hat zur Folge, daß die Tiefdruckgebiete, die von Neufundland kommend über den Atlantik ziehen, sich ebenfalls nördlicher orientieren und hauptsächlich gen Skandinavien ziehen und dabei gleichzeitig das Azorenhoch daran hindern, sich gen Nord aufzustellen.


Nun kommt der "Auswechselspieler" zum Einsatz, die recht starke Kaltluftproduktion über Westrussland. Aufgrund der oben genannten Entwicklung des nördlich versetzten Azorenhochs kann bodennah etwas Kaltluft von Osten aus nach Mitteleuropa einsickern. Für eine komplette Umstellung auf eine sehr kalte östliche Strömung wäre aber eine Blockade des Atlantiks nötig, dies wird aber aus oben genannten Gründen scheitern!

Desweiteren rechne ich mit einer Konzentrierung eines Kältepols im Bereich Ostgrönland / Westkanada. Das ausfließen dieser Kaltluft in den Atlantik wird die Zonale Tiefdruckentwicklung erst richtig in Gang bringen, Folge ist daß das eher nördlich orientierte Azorenhoch abgeflacht wird und Atlantische Tiefausläufer auf Mitteleuropa übergreifen.

Somit kann konstantiert werden daß sich die Protagonisten quasi uneinig sind wer das Zepter im Wettergeschehen über Mitteleuropa übernimmt. Selbst eine logische Umstellung auf Nordwestlich - geprägtes Wetter bringt - vorerst! - kein 100%iges winterliches Wetter, da die Luftmassen über die immer noch sehr warme Nordsee müssen. Gleichzeitig sind die Luftmassen nicht kalt genug um das Wasser entsprechend abzukühlen! Am ehesten besteht die Möglichkeit auf durchgreifendes winterliches Wetter bis ins Flachland im Hochwinter ( letzte Januar / erste bis zweite Februar-Dekade ), da sich bis dahin das Wasser der Meere entsprechend abgekühlt haben sollte.

Es ist also zu erwarten daß es immer wieder mildere und kältere Abschnitte im Winter geben wird. "Westlagenwinter" wäre wohl genau der richtige Begriff dafür, ein Winter, der zeitweise das mittlere und höhere Bergland bevorzugt. Im Flachland sind Intermezzi zu erwarten, von wenigen Tagen bis zu mehr als einer Woche. Das ganze wird sich äquivalent zum Sommer verhalten, da gab es ja mehrere kurze bis mittellange Hitzephasen - so ist also im kommenden Winter mit mehreren, kurzen Wintereinbrüchen zu rechnen, wie sich das für einen Westwinter mit Nordwest-Komponente gehört.  Je nachdem was sich länger behaupten kann wird sich die Abweichung des Winters im Bereich von +1° bis +2° bewegen, wie immer orientiert am Mittel der Klimareferenzperiode 1961 - 1990.

Quelle der Plots : http://www.esrl.noaa.gov/psd/data/composites/day/
Quelle der Wassertemperaturen : http://www.ospo.noaa.gov/Products/ocean/sst/anomaly/

Donnerstag, 28. August 2014

Herbst 2014

Ein trüber und milder Herbst.

Jede Dekade, also jeder 10-Jahres-Zeitraum, hat seine ganz besonderen Eingenheiten bezügl. des Wetters. Allerdings muss man konstantieren daß sich der Herbst bis dato recht erfolgreich gegen die derzeit stattfindende Klimaänderung "wehrt". Schaut man sich die langen Zeitreihen der Temp-Abweichungen an so fällt auf, daß besonders der Herbst mit wenigen Ausreissern nach unten und oben verzeichnet wird, natürlich gibt es bei den einzelnen Monaten ein paar, die mit starken positiven/negativen Abweichungen auffallen aber bei weitem nicht so viele wie beim Frühjahr und beim Winter, diese beiden Jahreszeiten haben bisher am deutlichsten Veränderungs-Signale der Klimaänderung gezeigt.

Zu rechnen ist 2014 mit einem relativ milden aber trüben Herbst aufgrund der Tatsachen daß zunächst mal die Zirkulation, die wir aus dem Sommer kennen - Hochdruckbildung von den Azoren bis nach Nordost mit Brückenbildung oder Einbruch von kleinen Tiefs - noch etwas weiter gehen wird mit den entsprechenden Folgen, also steter Wechsel von mild-trockenen Lagen hin zu kühl-feucht. Diese gekippte Achslage wird v.a. in einigen Regionen des Mittelmeers für sehr hohe Niederschlags-Mengen sorgen, da die Tiefdruckgebiete ja ausweichen müssen - dies tun sie entweder hoch in den Norden oder eben in den Süden! Im weiteren Herbstverlauf ist mit verstärktem Tiefdruck vor der Iberischen Halbinsel / östlicher Atlantik zu rechnen, dies dürfte die eher Meridional geprägte Zirkulation noch stärken durch Zufuhr warmer, aber auch entsprechend feuchter Luftmassen via Südwest. Es ist eine verstärkte Hochdruck-Konzentration im Zentral-Skandinavischen-Baltischen Raum zu erwarten. Dies verursacht allerdings starke Wolkenbildung, die dann in vielen Regionen für sonnenscheinarmes Wetter sorgt. Mit diesem Problem hatten einige Regionen ja schon im Sommer zu kämpfen, wenn auch aufgrund anderer Wetterlagen.

Da sich im weiteren Verlauf dann langsam aber sicher die Gegensätze zwischen den Polregionen und den Subtropen verstärken werden - bereits jetzt hat sich einiges an Kaltluft in der Nördlichen Hemisphäre angesammelt die früher oder später auf den Atlantik ausbrechen wird  - und darüber hinaus mit einer Hurrikan-Saison leicht unter dem Durchschnitt zu rechnen ist, wird die Zirkulation von gemischt über meridional und wieder zurück wechseln. Herbststürme sind heuer allerdings kaum zu erwarten, und wenn, dann dürften diese sehr viel schwächer als 2013 ausfallen, das könnte meridionalen Wetterlagen zur mitte des Herbst dergestalt Tür und Tor öffnen als daß es dann zu tageweiser Hochdruckbildung kommen könnte, Stichwort "Altweibersommer".

Die Eis-Situation in der Arktis hat sich 2014 im Vergleich zu 2013 nicht signifikant erholt, inwieweit dies ein Fingerzeig für den kommenden Winter ist muss noch abgewartet werden. Markanter aber kurzer Kaltlufteinbruch im Spätherbst? Abwarten.

Bei der Temp-Abweichung scheint es auf 1° bis zu 2° Abweichung zur Klimareferenzperiode 1961-1990 hinaus zu laufen!


Montag, 26. Mai 2014

Sommer 2014

Wenige  (hoch)sommerliche Phasen im steten Wechsel mit längeren kühleren Phasen?

Eines der wärmsten und trockensten Frühjahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen liegt hinter Mitteleuropa. Obwohl der Mai quasi durchschnittlich verlief hatte sich an der großräumigen athmosphärischen Konstellation wenig geändert bzw. brachte der Mai nur eine kurze Unterbrechung der bekannten Zirkulation. Und die bestand weiterhin darin, daß die Frontalzone der wetterbestimmenden Wetterlagen eher nördlich orientiert blieb, allerdings mit einer Achslage die in Südwest / Nordost - Richtung gekippt war.

Hervorgerufen wurde dies u.a. durch recht hohe Wassertemperaturen im mittleren Atlantik ( Azoren ), der Biskaya, Ärmelkanal, Nordsee, Ostsee und im Nordmeer besonders im Bereich südlich Spitzbergen, aber auch im Bereich Island. Dies hatte zur Folge, daß es wenig Gegensätze gab, und dies hatte wiederum verringerte Tiefdruckbildung besonders in  Nordwest zur Folge! Desweiteren fanden wir östlich von uns ebenfalls sehr warme Luftmassen die weit nach Nord und Nordost reichten. Dies stützte Hochdruckentwicklung über dem gesamten Nordöstlichen Raum  respektive Finnland, Baltikum, Nordostrussland.

Nun scheint sich das ganze zu ändern. Direkt im Norden, über bzw. bei Zentral-Skandinavien, scheint es zu vermehrter Tiefdruckbildung zu kommen und dazu korrespondierend zu Hochdruck über dem Nordmeer, dies sorgt für Einbrüche kühlerer, feuchter Luft nach D hinein.

Vereinfacht gesagt werden wir einerseits immer wieder Hochdruckbildung sehen die sich von den Azoren bis nach Nordost zieht, diese Hochdruckgebiete werden sich wohl immer wieder zusammenschließen und dann kommt es zum Transport von subtropischen Luftmassen via Südwest bis weit nach Mitteleuropa hinein und auch darüber hinaus. Die erste ernsthafte Hitzewelle dürfte angesichts der weiterreichenden Entwicklungen bereits kurz nach Sommerbeginn ins Haus stehen.Andererseits werden wir aber auch ein quasi "aufgeblähtes" Azorenhoch sehen welches nicht unbedingt für stabiles sommerliches Wetter sorgt da die daraus resultierende Zonalisierung feuchte und eher mäßig warme Luftmassen via West nach ME transportiert. Sog. "Ableger" des Azorenhochs können aber kurzzeitig für verhaltenes sommerliches Wetter sorgen. Falls sich ein solcher Ableger zu einem Hoch Mitteleuropa entwickelt kann solch eine sommerliche Lage durchaus länger anhalten.

Eine solche Brückenbildung wie oben beschrieben ist allerdings sehr angreifbar für Tiefdruckentwicklung aus West / Nordwest, desweiteren scheint sich starke Hochdruckentwicklung über Grönland abzuzeichnen, diese würde polare Luftmassen von der Nördlichen Hemisphäre in den Nördlichen Atlantik transportieren welche wiederum stützend für Trogentwicklungen über Mitteleuropa wäre.Allerdings besteht bei Trogartigen Entwicklungen immer wieder mal die Chance auf eine warme/heiße Vorderseite, je nachdem welche Zugrichtung dieser Trog nimmt.

Es wird also immer wieder  kühlere Einbrüche auch mit Niederschlag geben, diese können, das versteht sich beim zusammentreffen von derart gegensätzlichen Luftmassen von selbst, recht heftig gewittrig bis Unwetterartig ausfallen. Wochenlange, landesweit kühle Regenphasen werden aber wohl die Ausnahme bleiben. Der Norden des Landes ist bei derartigen Entwicklungen leider deutlich benachteiligt, so wie diese Regionen bei den eingangs genannten Entwicklungen deutlich bevorteilt sind ( Hochdruckbildung im Nordöstlichen Bereich! ), was sich dann in einer evtl. Zweiteilung beim Wetter äußern könnte. Solche Zweiteilungen können durchaus recht persistent, also ausdauernd sein.

Ich gehe daher von aus daß der Sommer in der Endabrechnung auf eine Abweichung von 0,5° bis 1,5° kommen wird, bezogen auf die Klimareferenzperiode 1961-1990. Niederschlagsmäßig wird dieser Sommer deutlich überdurchschnittlich verlaufen, v.a. im Hoch & Spätsommer.


Freitag, 28. Februar 2014

Frühjahr 2014

Zunächst sehr warm, später Dominanz der kühl-milden Lagen?

Nach dem zurückliegenden Mildwinter - übrigen der viertmildeste seit 1881! - setzen viele ihre Hoffnungen darauf, daß sich diese milde Witterung durch das gesamte Frühjahr zieht. Es werden auch Vergleiche mit ähnlichen Frühjahren bemüht, bspw. 2007, als nach dem Rekordmildwinter v.a. im April teils hochsommerliche Temperaturen besonders in Mitteleuropa herrschten.

Aber, Wetter wiederholt sich nicht 1:1, und dies scheint für das kommende Frühjahr besonders zu gelten! Richten wir unseren Blick auf den Amerikanischen Kontinent, dieser hat einen äußerst kalten, wenn auch nicht rekordkalten Winter hinter sich bzw. der Winter ist dort noch allgegenwärtig.

D.h. daß die Kaltluftausbrüche in Ri. Neufundland weiterhin Bestand haben, dies wird im fortschreitenden Frühjahr dafür sorgen, daß Versuche der für sehr warme Frühlingslagen benötigte Meridionalisierung im Atlantik ( Tief südlich der Britischen Inseln und dadurch Advektion von subtropischen Luftmassen ) zunächst Erfolg haben und entsprechend warmes und wahrscheinlich sehr trockenes Wetter hervorrufen, später dann aber eher zonalisiert werden. Die atlantischen Hochs, die sich zweifelsohne bilden - wir haben auffällige kühle Wasseranomalien im Atlantik nahe der Azoren - werden immer wieder den Lückenschluss mit kontinentalen Hochs suchen, da das ganze aber wie gesagt recht zonal von statten geht wird das Temp-Niveau eher verhalten sein, da Mitteleuropa an der Ostflanke mit kühleren koninentalen Luftmassen rechnen muss.

Hinzu kommt, daß im Skandinavischen Bereich durch die stärker werdenden Gegensätze - recht mildes Nord/Ostseewasser in Verbindung mit immer noch kalten polaren Luftmassen - sich eher Tiefs bilden, diese Tiefs könnten dann die fragile Hochruckbrücke immer wieder stören und kurzzeitig für wechselhaftes, kühles Wetter sorgen.

Im weiteren Verlauf gegen Ende des Frühjahrs hin scheint sich dann wieder eine Dominanz zu Hochdrucklagen anzukündigen die eher nördlich orientiert sind, Hoch Britische Inseln wäre hier zu nennen oder auch eine Antizyklonale Nordostlage. Dies sorgt im Frühjahr für überaus sonniges, aber eben auch eher mäßig temperiertes Wetter.

Daher gehe ich davon aus daß das Frühjahr mit einer Abweichung von +1,5° bis +2,5° abschließen wird.