Dienstag, 28. November 2017

Winter 2017/2018 - An Trögen soll der Winter genesen.

In den vergangenen Tagen war bzw. ist eine interessante Entwicklung zu beobachten die man allerdings nicht als Blaupause für die kommenden Monate verwenden darf.

Gegenstand dieser Entwicklungen ist der in letzter Zeit gen Grönland und Island steil aufragende Hochdruck welcher zu einer kräftigen Troglage über Mitteleuropa führte. Daraus resultierte die Advektion kühler bis kalter Luftmassen aus polaren Breiten via Grönland.



Da diese Luftmassen aber über den sehr warmen Nordatlantik und die sehr warme Nordsee strömten - also letzlich maritime Luftmassen - büßten sie einiges an Kältepotential ein. Da sie aus Nordwest kamen war bzw. ist einiges an Wind mit im Spiel, was für eine gute Durchmischung der Luftmassen sorgt und die Bodentemperaturen um einiges höher ausfallen ließ als es die für die Jahreszeit recht kalten Luftmassen vermuten ließen.

Kommen wir aber nun zu den einzelnen Entwicklungen und was sie für die kommenden Monate bedeuten könnten.

ATLANTISCHE SITUATION

Wie oben erwähnt besteht derzeit sehr hoher Druck über den Azoren, was zu einer Aufsteilung hohen Drucks führte und eine Troglage iniziierte. Verursacht wurde dies durch sehr hohe Abweichungen der sonst üblichen Wassertemperaturen in Verbindung mit hohen Lufttemperaturen. Beides war stark Hochdruck-fördernd.



Wie aber nun ersichtlich ist haben sich die Wassertemps bereits deutlich abgekühlt.





Zwar sind die Lufttemps weiterhin recht hoch, im Zusammenspiel dürfte das aber für eine Abschwächung und spätere Normalisierung der Druckverhältnisse im Subtropischen Atlantik führen. Einfach gesagt wird sich das Azorenhoch früher oder später auf seinen angestammten Platz zurückziehen.


NÖRDLICHE HEMISPHÄRE / POLARWIRBEL

Im Gegensatz zum vergangenen Winter zeigt sich der Polarwirbel heuer relativ gesund und gut strukturiert, wenn auch leicht eliptisch geformt, ersichtlich ist dies v.a. durch eine recht niedrige aktuelle Ozonkonzentration.



Nochmal zur Erinnerung :

Um bspw. einen Polarwirbelsplit bzw. ein Major Warming zu stützen müsste via Jetstream verstärkter Eintrag von Ozon in die untere Stratosphäre stattfinden, dort wird dann vemehrt UV-Licht absorbiert, Folge -> Erwärmung der unteren Stratosphäre. Und da ein Ozonfluß von der Stratosphäre in die Troposphäre stattfindet, müssten sich Veränderungen dann in einem erhöhten Ozongehalt der Troposphäre äußern. Da Ozon eine recht hohe Materiedichte aufweist begünstigt dies eine große Erwärmung der Umgebung.

Darüber hinaus wird vermutet, daß die Stratosphäre mittels Dissipation von Wellen zumindest passiv an Veränderungen der Troposphäre beteiligt ist.

Zwar ist die Sonneneinstrahlung der NH im Winter deutlich reduziert, was vordergründig gegen einen Abbau von UV-Licht durch Ozon und eine Erwärmung spricht, für die untere Athmosphäre ( Troposphäre ) trifft das wohl so zu, nicht aber für die obere Athmosphäre ( Stratosphäre ). Dort ist genug UV-Strahlung vorhanden, wie auch ein recht hoher Ozongehalt.

In der Troposphäre bspw. entsteht Ozon dann hauptsächlich durch Spaltung von Stickoxiden, während es weiter oben durch Spaltung von Sauerstoffatomen durch die angesprochene UV-Strahlung entsteht. Erst zum Hoch & Spätwinter hin ( Januar / Februar ), wenn die UV-Strahlung auch in den "unteren" Stockwerken der Athmosphäre zunimmt, sind große Erwärmungen möglich die zu einem Zusammenbruch des Polarwirbel führen. Fällt eine solche Erwärmung aber bspw. spät in den Februar, so ist dann durchaus möglich daß diese bereits das sog. "Final Warming" darstellt. Nach einer solchen Erwärmung erholt sich der Polarwirbel nicht mehr und es erfolgt die Umstellung auf Frühjahrs & Sommerzirkulation, was aber nicht unbedingt einhergeht mit entsprechend mildem Wetter.Auch eine große Erwärmung, ein Major Warming mitte / Ende Februar, ist kein Garant für nachhaltig kaltes Winterwetter. Eher ist dann von einer kalten bis sehr kalten Phase von wenigen Tagen bis hin zu 1 Woche auszugehen.

Wie man oben sieht befindet sich die Ozonkonzentration in einem relativ niedrigen Bereich was für Kälte und gegen eine Erwärmung spricht.

Und die Prognosen der Ozon-Abweichungen von Klimatologischen Mittelwert zeigen ebenfalls keine evtl. Erhöhung der Ozonwerte direkt über der Arktis.





Via Polarwirbel sind derzeit keine Kaltlufteinbrüche zu erwarten. Allerdings ist der Polarwirbel samt seinem Kältepotential derzeit in seiner Ausdehnung recht weit zurückgezogen, es fehlt an Kaltluft um die Frontalzone zonal zu beeinflußen, also die Iniziierung der sog. "Westdrift" zu starten. Dazu passt, daß die Breitengrade 60N bis 90N ca. 3° zu warm sind. Allerdings dürfte die Entwicklung des Polarfrontjetstream hier recht bald eine Änderung herbeiführen.

POLARFRONTJETSTREAM & EURASIEN

Dieser mäandrierte in der vergangenen Zeit sehr stark, was die Meridionalisierung der Großwetterlage zur Folge hatte





deutlich zu sehen am "abbiegen" des Jetstream im Grönländisch-Isländischen Bereich



allerdings strukturiert sich der Jetstream aktuell neu



denn es dürfte sich Kaltluftadvektion aus dem Sibirischen Raum via Polarfrontjetstream in R. Nordpazifisches Beringmeer und damit auch den Aleuten einstellen, was die dortige Tiefdruckentwicklung stärken würde und entsprechende Auswirkungen auf den weiteren sich normalisierenden Verlauf des Polarfrontjetstream hätte. Schon seit einigen Jahren wird auf die Wechselwirkung des Aleutentief zum Islandtief hingewiesen.

Denn das stärkste Kaltluftpotential befindet sich derzeit weit östlich im Sibirischen Raum, gut zu sehen auf den gemittelten Karten der NH von EZ und GFS



Da der Jetstream, wie oben zu sehen, über dem Sibirischen Raum in recht geordneten Bahnen verläuft dürfte oben beschriebene Entwicklung bald eintreten.

Was aber ebenfalls zu sehen ist : An der Ostküste der USA und Kanada befindet sich relativ wenig Kaltluftpotential. Dieser Umstand sorgt dafür, daß die Tiefdruckproduktion vor Neufundland eher schwach verläuft.

Zwar wird, wie weiter oben beschrieben, das aufsteilen des Hochdrucks gen Grönland / Island durch die Abkühlung des Meerwassers unterbunden, jedoch auch die Tiefdruckproduktion bei Neufundland durch wenig Kaltluftpotential. Somit dürften Trogentwicklungen eher "retrograd" verlaufen, also mit einer gekippten Achslage



Kommen wir zur Eurasischen Schneebedeckung. Diese zeigt ein deutlich verändertes Bild im gegensatz zu 2016



denn damals war die Schneefläche sowohl radialsymetrisch ( entlang der Längengrade von Ost nach West) als auch exzentrisch ( entlang der Breitengrade von Nord nach Süd ) ausgedehnt, was sowohl Zonale als auch Meridionale Großwetterlagen begünstigte. Beides ist heuer weniger stark ausgeprägt, was auch zu einer abgeschwächten Entwicklung beider Großwetterlagen führen dürfte. Es kann sich quasi keine markant durchsetzen, ich sehe also den Hauptateil bei den GWL sowohl bei Zonalen als auch Meridionalen Wetterlagen.

Blicken wir abschließend auf die Kaltluftverteilung

(C) : Karsten Haustein

Wie man sieht befindet sich bspw. östlich wenig bis keine Kaltluft. Nördlich gibt es etwas Potential über Finnland und Schweden, aber diese Luftmassen müssten bei entsprechender Großwetterlage über die Nord- und Ostsee, diese sind aber beide, wie weiter oben erwähnt, sehr warm.

Die Ostsee hat einen relativ hohen Süßwassereintrag und eine relativ niedrige Verdunstungsrate. Der im Gegensatz zu anderen Meeren eher niedrige Salzgehalt ist hauptsächlich in Tiefen bis zu ca. 70m vorzufinden. Dieses Wasser ist dann tatsächlich kalt, um die darüber liegenden wärmeren Schichten - Salzwasser hat einen niedrigeren Gefrierpunkt als Süßwasser und ist deswegen kälter - abzukühlen bräuchte es eine gewaltige Durchmischung.

Es braucht also eine Durchmischung der Wassersäule. Mit Wind bspw. Das ist aber nur in sehr seichten, stehenden Gewässern möglich, nicht jedoch bei fließenden Gewässern mit entsprechend hohen Fließgeschwindigkeiten.

Wie stark also eine Wasserberfläche aufgeheizt oder abgekühlt wird, hängt also davon ab, wie viel der eingetragenen Wärme in die tieferen Wasserschichten transportiert bzw. wieviel Kälte nach oben getragen wird. Für diesen Prozess ist vor allem der Wind verantwortlich.

Da aber ein Fließgewässer -> Meer über entsprechend große Turbulenzen verfügt bleiben die Temperaturen relativ konstant, es ist bekannt daß die Oberflächentemperatur der Meere in wesentlich geringerem Umfang variiert als die Temperaturen des Festlandes.

Wenn man sich nun vor Augen führt daß die Ostsee derzeit um 2° bis fast 3° zu warm ist, und wenn man nun die spezifischen Besonderheiten der Ostsee, die ich oben angeführt habe, bedenkt, dann sollte klar sein daß ein wie auch immer gearteter Abkühlungseffekt des Festlands mithilfe von Luftmassen die über die Ostsee ziehen eher schwierig zu realisieren ist.

Kaltlufteinbrüche sind daher bis auf weiteres nur via Grönland und Island möglich, und diese werden, wie weiter oben beschrieben, weiterhin abgeschwächt. Milde Vorder-und kühle bis kältere Rückseiten dürften sich oft abwechseln.

Es ist daher von einem milden, aber recht ungemütlichen, nassen und teilweise sehr stürmischen Winter auszugehen, denkbar wäre eine Abweichung von +0,5° bis +1,5° zur International gültigen Klimareferenz-Periode 1961 - 1990. Bei den Großwetterlagen dürften Gemischte und Meridionale Lagen im Vorteil sein, zu nennen wären Trog West & Mitteleuropa, Brücke Mitteleuropa, Nordwestlage Antizyklonal / zyklonal. Zonale Lagen wird es aber auch geben, das gehört zum Mitteleuropäischen Winter dazu. Wie immer sei aber gesagt daß es auch sehr kalte Lagen geben kann, v.a. im Hoch & Spätwinter ( 2te und 3te Januar-Dekade und 1te Februar-Dekade ) , milde bis sehr milde Lagen kann es jederzeit im Winter geben, zu nennen wären hier Großwetterlagen wie Westlage zyklonal und Südwestlage antizyklonal.


Quellen der Bilder :
www.wetterzentrale.de
http://squall.sfsu.edu/crws/archive/jet_nh_arch.html
http://es-ee.tor.ec.gc.ca/e/ozone/Curr_map.htm
http://www.karstenhaustein.com/climate
http://www.climate4you.com/SnowCover.htm
www.tropicaltidbits.com

Samstag, 2. September 2017

Verifikation Sommerprognose

Herr : Es ist Zeit. Der Sommer war groß - aber bei weitem nicht überall!

Auffallend war im zurückliegenden Sommer die große Diskrepanz des Wetters in Mitteleuropa. Im nördlichen Bereich fehlten stabile Sommerliche Lagen fast völlig, weiter südlich wechselten sich stabile und instabile Phasen munter ab, und je weiter man nach Süden gelangte umso wärmer und heißer wurde es, jedoch fehlte auch hier nicht eine gewisse Instabilität.

Reduziert man den Begriff "Großer Sommer" rein auf die Temperaturabweichungen dann war dieser Sommer im südlichen Mitteleuropa einer der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, v.a. gilt dies für die Schweiz und ganz besonders Österreich. Hier belegt der Sommer 2017 den 3ten Platz nach dem Spitzenreiter 2003 und dem Zweitplatzierten 2015.

Das soll jedoch nicht davon ablenken daß meine Sommerprognose nur zum Teil eingetroffen ist. Folgendes schrieb ich im Mai :


Diese starken Windanomalien reichen bis in`s Mittelmeer und werden darüber hinaus aktuell nach Norden abgelenkt und reichen bis weit in Nördliche Breiten. Dies zeigt, daß Subtropische Luftmassen bereits jetzt dazu in der Lage sind, bis weit nach Mitteleuropa vorzudringen und einen Höhenrücken ( roter Bogen ) ebendort zu stützen, außerdem sorgen diese Luftmassen bereits jetzt für Hitzewellen in Südwesteuropa.

All diese von mir beschriebenen Zutaten sollten, sofern sich die Natur ihrer bedient, dazu führen daß sich verstärkt Lagen über Europa bilden die einerseits warm-trockenen Hochdruck fördern, andererseits feucht-heiße Luftmassen ( Gewittergefahr! ) heranführen. Bei den Großwetterlagen dürften Antizyklonale Südwest/Westlagen dominieren, die Lage "Hoch Mitteleuropa" wird zumindest öfter auftreten als in den vergangenen Jahren üblich. Auch die  fragile Wetterlage "Brücke Mitteleuropa" wird sich einstellen, diese hat die Eigenheit daß sie eine "Sollbruchstelle" an ihrer Nördlichen Flanke besitzt die v.a. im Norden / Nordosten und Nordwesten für unbeständiges Wetter sorgt da hier Tiefdruckeinfluß zum tragen kommt.

Diese Aussagen lassen sich auf Gesamt - Mitteleuropa nur für den Juni bestätigen, denn die Entwicklungen waren auf lange Sicht gesehen nicht stark genug um den Höhenrücken fortzuführen. Die Dominanz Antizyklonaler Großwetterlagen ( SWa, Wa ) beschränkte sich größtenteils nur auf den Juni, im weiteren Verlauf gab es immer öfter Unterbrechungen durch Zonale ( Wz ) Großwetterlagen und starken Tiefdruckentwicklungen durch Tief Mitteleuropa, Trog Westeuropa und Tief Britische Inseln. 

Zwar gehören diese Unterbrechungen zu einem Mitteleuropäischen Sommer dazu, jedoch fielen sie in vielen Regionen v.a. im Norden sehr persistent aus und sorgten dort für relativ wenig Sommertage, teils weit unter dem Durchschnitt.

Ein Blick auf die Druckabweichungen zeigt ein klares Bild :


 Die Frontalzone recht zonal orientiert und nach Norden verschoben während der Südliche / Südwestliche / Südöstliche Bereich von Mitteleuropa gar nicht oder nur abschnittsweise von den Auswirkungen tangiert wurde. Im Mittelmeerraum übrigens auffallend viele Hitzewellen.


Donnerstag, 31. August 2017

Herbst 2017

Erst Zyklonal, dann Meridional?

Der zurückliegende Sommer war letzlich doch recht zyklonal geprägt, wenngleich die Frontalzone  sehr weit nördlich orientiert war - in einer kurzen Verifikation werde ich in ein paar Tagen darauf eingehen.

Oft kommt es dann zum Ende des Sommers hin zu einer Beruhigung der Wetterlage, der September 2016 ist dafür ein gutes Beispiel, als nach einem sehr wechselhaften und teils nassen Sommer sehr stabile warm-bis heiße Spätsommerwochen folgten.

So dürfte es dieses Jahr nicht laufen.

Werfen wir einen Blick auf die zurückliegenden Wochen bzw. die dabei aufgetretenen Druckabweichungen



























Der hohe Luftdruck hat sich aus dem südlichen Mitteleuropa nach Osten orientiert während der starke Tiefdruckeinfluß langsam aber sicher von Skandinavien nach Westen zu den Britischen Inseln abzog. Dieser Tiefdruck wird wahrscheinlich durch Hochdruckentwicklung über der Barentssee nach Süden "gedrückt" und für eine durchgreifende Zyklonalisierung der Zirkulation sorgen. Diese Entwicklung wird durch ein starkes Aleutentief gestützt - ein starkes Aleutentief korrespondiert mit starker Tiefdruckentwicklung bei Island, dazu folgender Plot

















Ermöglich wird dies weil das Aleutentief durch den Polarfrontjetstream ( orange eingezeichnet ) die Tiefdruckentwicklung bei Island stützt / fördert. Untersucht wurde das u.a. vom Meteorologischen Institut der Uni Berlin in folgender Studie

http://www.geo.fu-berlin.de/met/bibliothek/Abschlussarbeiten-_Bachelor_Master_/Landrock_-Franz/index.html

Wir finden also einerseits Hochdruck im Arktischen Raum, Tiefdruck im Nordatlantik und wiederum Hochdruck bei den Azoren - fertig sind die perfekten Voraussetzungen für eine Zyklonale Zirkulation. Schaut man sich die Abweichungen der Wassertemperaturen an so ist diese Entwicklung nur logisch




















denn es zeigen sich die entsprechenden Temperaturen : Warmes Wasser in der Barentssee, warmes Wasser bei den Azoren, kühleres Wasser südlich von Grönland / Island, passend dazu die Abweichungen der Lufttemperatur







denn wir finden recht hohe Temperatur abweichungen über der Barentssee - wenig Gegensätze, also Hochdruck-förderlich, hohe Temperaturen bei den Azoren - wiederum Hochdruck-förderlich, und eher kühle bis ausgeglichene Temperaturen über Grönland und südlich von Island, was den Tiefdruck, wenn auch erstnal nur mäßig, stützt.

Das dürfte sich in folgenden Druckabweichungen wiederspiegeln

die zunächst folgende Großwetterlagen favorisieren, nämlich Westlage zyklonal, Nordwestlage zyklonal und später der Übergang zu Troglagen wie Trog Mitteleuropa. Wie schon im zurückliegenden Sommer kann es kurzzeitig zu Brückenschlüssen zwischen dem Hochdruck über den Azoren und dem Hochdruck über Russland kommen. Auf weite Sicht gesehen aber dürfte der Wettercharakter sich größtenteils kühl bis mäßig warm und wechselhaft präsentieren, d.h. daß die aus dem Sommer bekannte Beständigkeit der Unbeständigkeit erhalten bleibt.

Im weiteren Verlauf des Herbst ( mitte / Ende Oktober ) könnten sich die Verhältnisse dahingehend "normalisieren" daß sich die Zirkulation in Großwetterlagen äußert die gemeinhin für den sogenannten "Altweibersommer" stehen, also Süd & Südwestlagen. Zu nennen wäre hier bspw. die Antizyklonale Südwestlage oder das Hoch Mitteleuropa, bei letzterer ist für niedrigere Lagen aber die Nebelgefahr recht groß. Dazu wäre aber u.a der Abbau des hohen Geopotential über der Barentssee nötig der dann ein kippen der Achslage auf Süd/Südwestliche Strömung ermöglicht.Diese Konstellation ist aber von den Möglichkeiten eher im unteren Bereich anzusiedeln, viel wahrscheinlicher ist, daß sich aufgrund der sehr aktiven Hurrikan-Saison im Atlantik starke Tiefdruckgebiete quasi die "Türklinke in die Hand" geben, sich also stetig abwechseln. Auch hier die logische Konsequenz : Dominanz von Westlichen / Nordwestlichen Großwetterlagen ( Westlage zyklonal, Nordwestlage zyklonal )und Trogtendenzen mit den entsprechenden, oben angeführten Auswirkungen.

Zu rechnen ist mit einer ausgeglichenen bis moderat positiven Abweichung von 0,5° bis 1,5° zur Referenzperiode 1961-1990.









Freitag, 26. Mai 2017

Sommer 2017

Herr : Es ist Zeit. Der Sommer wird groß.

In Abwandlung von Rainer Maria Rilke`s Gedicht "Herbsttag" soll es heute darum gehen daß Mitteleuropa evtl. ein über weite Strecken stabiler und sehr warmer Sommer bevorsteht. Aber zunächst mal werfen wir einen Blick auf das vergangene Frühjahr zurück.

Dieses zeichnete sich durch eine bisher selten dagewesene Konzentration von Nordwestlichen Lagen aus. Besonders die Großwetterlage "Nordwestlage antizyklonal" war sehr häufig vertreten, diese sorgte v.a. im März dafür daß dieser als bisher wärmster März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen verzeichnet wurde.

Gut ersichtlich ist dies auf dem Plot des bisherigen Frühjahrs :






















(C) NOAA

Ebenso gut zu erkennen ist eine starke Konzentrierung tiefen Geopotentials über Zentral-Skandinavien und Nordost-Russland. Diese Konstellation sorgte in der zweiten April-Dekade für einen sehr starken Kaltlufteinbruch aus Nord / Nordost der in weiten Teilen Mitteleuropas zu großen Schäden im Obst & Weinbau führte. Zwar sind derartige Spätfröste im fortgeschrittenen Frühjahr nichts besonderes, sie sind im Langjährigen Klimamittel sogar als kleine Delle nach unten zu erkennen. Jedoch waren Länge und Ausprägung dieses Kälteeinbruchs ungewöhnlich stark und daher nicht vorherzusehen. Und es ist festzustellen daß die obigen Druckabweichungen wenig mit den von mir prognostizierten Abweichungen gemein haben :

(C) NOAA

Einzig die Hochdruckbildung im Bereich Iberische Halbinsel / Biskaya / Westliches Mittelmeer hatte ich richtig vermutet. Schade, aber nicht zu ändern. 

Zurück zum kommenden Sommer. Auffallend war in der vergangenen Zeit eine völlige Neuordnung der Druckverhältnisse : 

 (C) NOAA

 Es hat sich eine mächtige negative Druckanomalie im Bereich Neufundland - Azoren - Irland - Island aufgebaut. Dies hat zu einem deutlich nach Westen verschobenen Azorenhoch geführt

(C) Wetterzentrale

 Ursache dafür zeichnet wohl einerseits recht kaltes Wasser im Bereich westlich der Azoren


(C) Tropicaltidbits

im Zusammenspiel mit dort eingeflossener kälterer Luft. Merke : Geringe Gegensätz wie in diesem Falle führen zu Hochdruckbildung, allerdings dann eben nicht im Bereich direkt über den Azoren, sondern westlich davon. Ein starkes Azorenhoch an seinem angestammten Platz ist kein Schönwetter-Garant im Sommer, denn ein solches führt dazu daß Westlich / Nordwestliche Tiefausläufer auf Mitteleuropa übergreifen können.

Hier der Plot der Luft - Temperatur - Abweichungen, schwarz eingekreist der Bereich westlich der Azoren : 

 (C) NOAA

Auffallend war bzw ist weiterhin, daß das Geopotential im Subtropischen Atlantik erhöht ist

(C) NOAA 


Rot eingekreist das erhöhte Geopotential im Subtropischen Atlantik, schwarz eingekreist das tiefe Geopotential im Mittleren / Nördlichen Alantik. Beide Druckgebilde stehen hier für den sog. "East-Atlantic-Pattern", einen Index der der "Nord-Atlantischen-Oszillation" ähnlich ist, wobei sich das Aktionszentrum des "East-Atlantic-Pattern" weit südlicher abspielt als das der "Nord-Atlantischen-Oszillation. Gegenwärtig befindet sich der "East-Atlantic-Pattern" in einer positiven Phase.

In einer solchen positiven Phase fällt auf daß der Subtropenjet, der sich südlich von Neufundland befindet, stärker als normal ausgeprägt ist bzw. die Windgeschwindigkeiten deutlich erhöht sind.

 


(C) NOAA

Diese starken Windanomalien reichen bis in`s Mittelmeer und werden darüber hinaus aktuell nach Norden abgelenkt und reichen bis weit in Nördliche Breiten. Dies zeigt, daß Subtropische Luftmassen bereits jetzt dazu in der Lage sind, bis weit nach Mitteleuropa vorzudringen und einen Höhenrücken ( roter Bogen ) ebendort zu stützen, außerdem sorgen diese Luftmassen bereits jetzt für Hitzewellen in Südwesteuropa.

Eine zusätzliche Verstärkung dieses Effekts dürfte der Westafrikanische Monsun verursachen. Wie das? Der westafrikanische Monsun bringt der Sahlezone im Sommer Regen. Die Niederschläge in Westafrika werden durch die Lage der Innertropischen Konvergenzzone (ITCZ) beeinflusst. Sie verschiebt sich halbjährlich und sorgt insbesondere in den Monaten Mai bis Juli für höhere Niederschlagsmengen in Westafrika.

Nun ist aber ebendiese Innertropische Konvergenzzone nach Norden verschoben wie folgende Grafik zeigt : 
(C) NOAA
Wie man sieht ist die ITCZ im Westen bereits nach Norden verschoben. Es wird vermutet, daß ein derartiges verschieben der ITCZ im direkten Zusammenhang mit den Wassertemperaturen im zentralen / westlichen Mittelmeer zusammenhängt. Wird das Mittelmeer wärmer, steigt in der Luft darüber die Feuchtigkeit. Diese feuchten Luftmassen strömen über Ägypten Richtung Sahelzone und regnen dort ab. Das wiederum wirkt wie eine Art Motor für den Monsun: Die zusätzliche Feuchtigkeit in der Sahelzone verstärkt die Konvektionsströmungen über der Sahelzone. Es steigt mehr Luft auf, was wiederum den Zustrom feuchter Luft aus dem tropischen Atlantik intensiviert. ( Siehe hierzu : http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-20348-2016-07-04.html ) 

Und wenn sich der Monsun aufgrund dieser Auswirkungen nach Norden verschiebt dann werden die heißen Luftmassen ebenso nach Norden verschoben :

































(C) Scinexx

Und hier schließt sich nun der Kreis, denn wenn sich heiße Subtropische Luft, ausgehend von der ITCZ, auf den Weg Ri. Norden in`s Westliche / Zentrale Mittelmeer macht dann trifft diese Luft dort auf den Subtropenjet, welcher diese Luft dann weitertransportiert wie oben beschrieben.

All diese von mir beschriebenen Zutaten sollten, sofern sich die Natur ihrer bedient, dazu führen daß sich verstärkt Lagen über Europa bilden die einerseits warm-trockenen Hochdruck fördern, andererseits feucht-heiße Luftmassen ( Gewittergefahr! ) heranführen. Bei den Großwetterlagen dürften Antizyklonale Südwest/Westlagen dominieren, die Lage "Hoch Mitteleuropa" wird zumindest öfter auftreten als in den vergangenen Jahren üblich. Auch die  fragile Wetterlage "Brücke Mitteleuropa" wird sich einstellen, diese hat die Eigenheit daß sie eine "Sollbruchstelle" an ihrer Nördlichen Flanke besitzt die v.a. im Norden / Nordosten und Nordwesten für unbeständiges Wetter sorgt da hier Tiefdruckeinfluß zum tragen kommt.

Wie immer sei erwähnt daß es im Mitteleuropäischen Sommer normal ist daß es Unterbrechungen gibt die sich landesweit in regnerisch-kühlen Wetter äußern können, verursacht durch Zyklonale West/Nordwest- und auch Trog/Tiefdrucklagen wie Trog Mitteleuropa / Tief Mitteleuropa. Das gehört aber dazu, man sollte es nicht extra schreiben müssen aber die Stecknadel-im-Heuhaufen-Sucher sind eben überall. Diese Unterbrechungen dürften von nicht allzu langer Dauer sein, können aber Unwetterartig ausfallen.

Es ist daher damit zu rechnen daß der Sommer über weite Strecken deutlich zu warm und leicht zu sonnig ausfällt. Die Temperatur-Abweichung dürfte sich, orientierend an der International gültigen Referenzperiode 1961 - 1990 im Bereich +1,5° bis +2,5° bewegen.

Montag, 27. Februar 2017

Frühjahr 2017

Die Frühjahrs-Prognose war heuer keine einfache. Auch wenn es nicht den Anschein hatte, so war doch mehr Bewegung und Dynamik in der Athmosphäre der vergangenen Monate als mancher dachte. Blicken wir nochmal kurz auf die Druckabweichungen des vergangenen Winters zurück :

Der hohe Druck im Bereich GB / SKAN erstreckte sich Ri. Osten bis Weisrussland und war nach Osten durch eine schmale Zunge mit Hochdruck über Kanada verbunden.

Zwar wurde oft kolportiert "Der Atlantik ist tot!" weil es Tiefdruckgebiete nicht nach Mitteleuropa schafften, das war aber einzig der Tatsache geschuldet daß diese Tiefdruckgebiete hauptsächlich nach Süden und Norden abtauchten. Im Süden zogen sie dann, verstärkt durch das relativ warme Mittelmeerwasser, nach Südosteuropa und sorgten dort für ungewöhnlich starke winterliche Verhältnisse. Aber "tot" war der Atlantik nie! Vorherrschend waren, wie vermutet, Großwetterlagen der Gemischten Zirkulationsform. Zonal kam so gut wie nie vor - wird erst zum Ende des Meteorologischen Winters, also in den kommenden 2 Wochen ein Thema sein - und auch Meridionale Lagen hatten eher das Nachsehen.

Schaut man sich die Entwicklungen des Februar der vergangenen Tage an so zeigt sich schon ein erster kleiner Hinweis in welche Richtung sich das Frühjahr entwickeln könnte wenn man die richtigen Schlüsse zieht.

Das Azorenhoch ist - gemessen an der Jahreszeit - schon ungewöhnlich kräftig wenn auch nicht zu stark nach Norden verschoben. Im gesamten Nördlichen Atlantik und der NH hat sich eine kräftige Druckanomalie eingestellt. Diese Konstellation wird wohl für einen recht wechselhaften Frühjahrsbeginn sorgen da es nun Atlantische Tiefdruckgebiete eben leichter haben auf Mitteleuropa überzugreifen. Das wäre die kurzzeitige Rückkehr von Zonalen Wetterlagen, die im Winter kaum aufgetreten sind.

Schaut man sich die Wassertemperaturen bzw. die Abweichungen an so fällt auf daß u.a. Nord-und Ostsee und auch Teile des mittleren Atlantiks ( Azoren ) recht mild sind

 und auch in den zurückliegenden Wochen recht mild waren























Daran dürfte sich in den kommenden Wochen wenig ändern und dieser Umstand ist wichtig, denn : "Normalerweise" sind v.a. die Nördlichen Meere nach dem Winter ausgekühlt und mit steigendem Sonnenstand erhöht sich somit auch die Niederschlagstätigkeit v.a. wenn die daraus resultierenden Niederschlagsgebiete nach Mitteleuropa ziehen. Im Umfeld der Küsten bspw. an Nord-und Ostsee bleibt es dann klassischerweise sonnig, wenn auch kühl.

Da heuer dieser Umstand fehlt - die Gegensätze sind auf der NH derzeit zu groß und daher wenig Hochdruckförderlich - dürften es logischerweise daraus resultierende Nördliche Hochdrucklagen schwer haben sich durchzusetzen. Das könnte sich mit fortschreiten des Frühjahrs ändern, dazu müsste aber auf der NH einiges an Umstrukturierung geschehen um Meridionale Lagen zu bevorzugen. "Normalerweise" ist das Frühjahr die Jahreszeit, in der es zu einer verstärkten Dominanz dieser GWL kommt. Es ist aber zu beobachten daß mittlerweile Gemischte und Meridionale Wetterlagen im Frühjahr eine große Rolle spielen, zonale Lagen scheinen so gut wie abgemeldet.

Stattdessen scheinen weiterhin Gemischte Wetterlagen eine größere Rolle zu spielen, wie schon im Winter. Denkbar wäre  - sollte sich wie von mir vermutet verstärkte Tiefdrucktätigkeit im östlichen Atlantik bzw. in einem Streifen südöstlich Island / Grönland / Neufundland bilden - Hochdruckbildung im Bereich Iberische Halbinsel / Biskaya / Westliches Mittelmeer wie hier zu sehen

aber ebenso wäre ein Szenario denkbar indem es zwar zu einer Hochdruckbrücke Azoren / Westrussland kommen könnte, sich aber der Tiefdruck im Westlich / Nordwestlichen Raum dergestalt verstärkt daß Zonale Lagen und Zyklonale Nordwestlagen öfters Einfluss nehmen könnten




























Welches der beiden Szenarien das wahrscheinlichere darstellt vermag ich abschließend nicht zu sagen. Die Tendenz des Winters - eher trocken und sonnig, natürlich mit regionalen Unterschieden - dürfte sich im späteren Verlauf des Frühjahrs fortsetzen. Und wie immer, auch wenn es eigentlich klar sein sollte : Kaltlufteinbrüche durch Trog & Nordlagen sind, wie die oben genannten West & Nordwestlagen, jederzeit möglich, besonders in der 2ten Dekade des April um den 17.04 herum. Das langjährige Mittel der Klimaperiode zeigt nämlich in diesem Zeitraum eine Delle nach unten.

Bezügl. der Abweichung zur Klimatologischen Referenzperiode 1961 - 1990 erwarte ich ca. 1,5° bis 2,5°.

Quelle der Plots : https://www.esrl.noaa.gov/psd/data/histdata/