Donnerstag, 28. Februar 2019

Frühjahr 2019

Zum 8ten mal in Folge liegt ein milder Winter hinter uns, wenngleich der Winter 2012/2013 mit +0,1K Abweichung nur ganz knapp das Kriterium eines "Mildwinters" erfüllt, und von den Strömungsverhältnissen und den damals herrschenden Großwetterlagen war der damalige Winter weit davon entfernt, ein klassischer "Mildwinter" zu sein.

Die Druckabweichungen des Winters 2018/2019, der wahrscheinlich ( die abschließende Bewertung des DWD steht noch aus ) eine Abweichung um die +2,6K zur Referenzperiode 1961-1990 aufweist, stellen sich wie folgt dar

und verglichen mit meiner vermuteten Prognose vom November 2018 ist festzuhalten daß wieder einmal ein recht gutes Ergebnis erzielt wurde, bis auf den zu starken Tiefdruckeinfluss im Mittelmeerraum

Sehr gut erkannt wurden auch die dominanten Großwetterlagen, vermutet hatte ich hauptsächlich Gemischte und Zonale Großwetterlagen wie NWa, NWz und Wz

Abschließend bleibt zu sagen daß Mitteleuropa einem Winter entgegen geht, der hauptsächlich von gemischten und zonalen Großwetterlagen dominiert sein wird, zu nennen wären u.a. Westlage zyklonal, Nordwestlage zyklonal/antizyklonal. Kurzzeitig kann es auch meridionale Wetterlagen geben, wie HB, HFa und Nord/Nordostlagen.

Und tatsächlich wurden an 23 Tagen  Gemischte Großwetterlagen registriert, nämlich NWa und NWz, an 22 Tagen gab es Zonale Großwetterlagen, hierbei war die Zyklonale Westlage die hauptsächliche, gefolgt von Winkelwest und Westlage antizyklonal.

Die kälteste Periode fiel in die 2te und 3te Januar-Dekade, wie im November vermutet, allerdings ist nochmals festzustellen daß dieser Zeitraum ohnehin zum klimatologisch kältesten Abschnitt des Winters gehört und es keine große Kunst ist, hier einen Kaltlufteinbruch zu prognostizieren.

Daß der Februar schließlich derart Hochdruckgeprägt verläuft war im November noch nicht abzusehen, es ist aber nun schon zum wiederholten mal aufgrund des anthropogen forcierten Klimawandels vorgekommen daß es zu einer Verlangsamung des Jetstream mit Blockadelagen kommt, dies muss "abgespeichert" und beobachtet werden.

Ebenso wurde von mir richtig vermutet daß das Sudden Stratospheric Warming - beginnend Ende Dezember 2018 bis mitte Januar 2019 - nicht in der Lage war, entscheidenden Einfluss auf die Troposphäre zu nehmen, der Grund dazu lag in der Umstellung der QBO von Ost auf West, dies hatte ich im November angesprochen und so ist es auch eingetreten.

Kommen wir zum Frühjahr. Diese Jahreszeit ist aufgrund der großen Variabilität der Luftströmungen und Wassertemps sehr schwierig zu prognostizieren, fast schon eine undankbare Aufgabe.

Zunächst ein Blick auf die Anomalien der Wassertemps wo mehrere Faktoren auffällig sind :


(C)NOAA

Zur Verdeutlichung noch eine zweite Grafik :


(C)NOAA / NESDIS

Teile des Nord-und Polarmeers, Nord-und Ostsee sind für die Jahreszeit sehr warm, in einem Bereich nördlich der Azoren / östlich von Kanada / südlich von Island und Grönland befindet sich relativ kaltes Wasser.
Interessanter wird es, wenn man die aktuellen Abweichungen der Lufttemps der Nördlichen Hemisphäre mit hinzu nimmt

(C) KARSTEN HAUSTEIN

Man sieht im arktischen Bereich bis in`s mittlere Skandinavien recht kalte Luft aber über weiten Teilen von Grönland sehr warme Luft die auch südlich von Grönland zu finden ist. Dies scheint eine Momentaufnahme zu sein, nahm aber ihren Anfang schon in den vergangenen 4 Wochen, hier zu sehen

Folgende Schlüsse sind aus den Grafiken zu ziehen : Warme Luft im südlichen Grönländischen Bereich trifft auf das dortige kalte Wasser und iniziiert Tiefdruck, Kalte Luft aus arktischen Breiten trifft auf warmes Wasser des Nordmeers und des Nördlichen Atlantik und iniziiert ebenfalls Tiefdruck. Zonal geprägtes Wetter ist die logische Konsequenz. Es läuft also darauf hinaus daß der Meteorologische Frühjahrsbeginn durch starke Zonalität ( GWL Wz ) sehr wechselhaft und ungemütlich verlaufen dürfte bevor sich Nordhemisphärisch die ersten Umbauprozesse in Richtung Gemischte und Meridionale Großwetterlagen bemerkbar machen. Dies dürfte durch stärkere Mäandrierung des Jetstream bzw. der Rossby-Wellen hervorgerufen werden. Aktuell sind eher lange Wellen ( Wellenzahl 4 ) stationär, es ist aber damit zu rechnen daß sich dies auf Wellenzahl 5 steigert und die Strömungen deutlich weniger Zonalität aufweisen.

Zonale Großwetterlagen bilden im Frühjahr oftmals den "Türöffner" für milde bis warme Gemischte und Meridionale Großwetterlagen, da sich dann die thermalen Gegensätze zwischen den Nördlichen und Südlichen Breiten verstärken. Diese thermalen Gegensätze entstehen u.a. dadurch, daß sich wie oben angesprochen die QBO in der sog. "Westphase" befindet :



Die athmosphärischen Strömungen sind also westwärts gerichtet und sorgen dadurch für einen starken NAO-Index und daraus resultierend stärkere Tiefdrucktätigkeit.

Folge wären dann im weiteren Frühjahrsverlauf zum einen die Bildung der Großwetterlagen BM, SEa und HNFa, desweiteren kann es besonders in der 2ten Dekade des April um den 17.04 herum nochmals zu einem recht markanten Kaltlufteinbruch durchGroßwetterlagen wie bspw. HNFz kommen. Das langjährige Mittel der Klimaperiode zeigt, wie schon öfter in den vergangenen Jahren erwähnt, in diesem Zeitraum eine Delle nach unten.

Die dann eher meridional ausgerichtete Achslage der Zirkulation begünstigt aber auch die Bildung von Troglagen wie bspw. Trog Westeuropa, Trog Mitteleuropa und Tiefdrucklagen wie Tief Mitteleuropa, Tief Britische Inseln ( besonders diese drei GWL-Typen können sich als sehr persistent erweisen, ein grundlegender Lagenwechsel würde dann nur sehr zäh vonstatten gehen ) außerdem kühlere zyklonale Lagen wie SEz.

Die Druckabweichungen könnten sich wie folgt darstellen : 

Diese Druckabweichungen dürften für den ein oder anderen markanten Luftmassenwechsel von warm zu kalt verantwortlich sein, bevorzugt im April und Mai. 

Als Fazit lässt sich sagen daß sich die Dominanz Zonaler und Gemischter Großwetterlagen ein wenig umstellt auf mehr Gemischte Großwetterlagen gefolgt von Meridionalen Großwetterlagen. Zonale Großwetterlagen dürften weiterhin auftreten, nehmen aber an Häufigkeit ab. Es ist mit einer Abweichung von +1,5° bis +3° zur gültigen Klimareferenzperiode 1961-1990 zu rechnen.