Sonntag, 29. November 2020

Winter 2020/2021

 Wer eine Kaltwinter-Prognose erwartet......


.......liest am besten erst gar nicht weiter. Das mag hart formuliert sein, man kann aber angesichts der bisher vorliegenden Fakten zu keinem anderen Ergebnis kommen. Dazu später mehr, zunächst aber wie immer eine kleine Verifikation der Herbst-Prognose. 

Mit folgenden Druckabweichungen hatte ich gerechnet : 


 















 (C)NOAA

Und so sieht das Ergebnis aus : 


 















(C)NOAA 

Ein eher mittelmäßiges Ergebnis, denn über dem gesamten Polarmeer hatte ich mehr Tiefdruck vermutet, desweiteren orientierte sich Hochdruck stärker im atlantischen Bereich und östlich von ME, starken Hochdruck hatte ich eher im SW von ME vermutet. Es zeigt, wie schwierig die Übergangs-Jahreszeiten vom Druck her zu prognostizieren sind. 

Sehr gut eingetroffen ist hingegen die Prognose bezügl. der Großwetterlagen. Vermutet hatte ich folgendes : 

Der Herbst dürfte anfangs weiter leicht wechselhaft verlaufen, es ist aber später davon auszugehen daß die starke Atlantische Hurrikan-Saison für häufigere Tiefdruckbildung sorgt - auch wenn dies im Wiederspruch zur bisher gängigen Meinung steht! - und diese Tiefdruckgebiete aufgrund der dann eher stärker ausgeprägten Gegensätze der Luft & Wassertemps recht aktiv daherkommen. Meridionale Wetterlagen sehe ich leicht unterrepräsentiert, Gemischte und Zonale Wetterlagen dürften die Hauptrolle spielen, physikalisch gar nicht anders möglich aufgrund der oben genannten Umstände. Es sei aber erwähnt daß Jahreszeitlich bedingt auch kühle bis kalte Lagen im Oktober und November möglich sind. Bei den GWL im Gemischten und Zonalen Bereich für den Herbst ist verstärkt mit BM, WW, Wa,WZ, SWa/z zu rechnen,  für wechselhafteres kühleres Wetter dürften die GWL NWz und Nz stehen, desweiteren sind Tiefdruck-und Troglagen zu vermuten wie bspw. TB, TrM, TrW.....

An 57 Tagen wurden Zonale und Gemischte Lagen registriert, und zwar genau die von mir vermuteten. Deutlich schwächer hingegen Meridionale Lagen, hier traten TrM, TB und TM auf. 

Nun zum kommenden Winter. Es steht für mich bereits fest, daß dieser wieder mild ausfallen dürfte. Man kann natürlich in`s Feld führen daß dies heutzutage keine große Kunst ist. Das mag sein, die Kunst besteht aber darin, Grundstrukturen des Drucks gut zu erkennen, die dominierenden Großwetterlagen zu charakterisieren und den ungefähren Witterrungsverlauf prognostizieren zu können. 

ATLANTISCHE SITUATION

Entgegen der aktuell vorherrschenden Meinung ist der Atlantik alles andere als tot, er kann sich nur noch nicht entscheidend durchsetzen. Der NAO-Index fiel in den vergangenen Monaten fast durchweg positiv aus, nur im August und Oktober gab es etwas längere negative Abschnitte, ansonsten überwog im Herbst ein positiver Index, was gut in der Präsenz der Zonalen und Gemischten Großwetterlagen zu sehen ist. Aktuell wird der Index nun abfallend berechnet :



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(C)NOAA  

Werfen wir  nun also einen Blick auf die Abweichungen der Wassertemps, diese geben erste Hinweise bezügl. der Druckentwicklungen und möglicher Großwetterlagen 













 (C)NOAA


Das zusammentreffen von derzeit warmen Wasser im Grönländisch-Isländisch-Kanadischen Bereich in der Davis-Straße und vor Neufundland mit den aktuell recht kalten Luftmassen polaren Ursprungs sorgt für hohe Gegensätze, daraus resultiert der aktuell hohe NAO-Index. Bei derart großen Gegensätzen, so scheint es zunächst, sollte man annehmen daß es die Westwindzirkulation leicht haben sollte auf längere Dauer Fuß zu fassen, aber : Da sich über der Ostküste der USA viel Warmluft angesammelt hat wird das ausfließen dieser Luftmassen via Davis-Straße bis vor Neufundland stark gehemmt, diese Warmluft ersttreckt sich desweiteren bis in den mittleren Atlantik und sorgte für ein quasi "abriegeln" des Atlantik und so  mussten die Tiefdruckgebiete nach Nord und Süd ausweichen, die klassische Westwindzirkulation in Richtung ME ist und bleibt - zunächst - unterbunden. 

Besonders auffällig ist aber heuer die Entwicklung einer sehr kräftigen "La Nina" im Pazifik, gut zu erkennen an der langgezogenen blauen Kaltwasseranomalie ausgehend von Südamerika bis nach Indonesien. Was hat es damit auf sich? Es würde zu weit führen dieses Thema hier zu behandeln - dazu wäre ein ausgedehnter separater Kommentar notwendig - daher empfehle ich für eine kurze Übersicht diesen Link : 

https://de.wikipedia.org/wiki/La_Ni%C3%B1a

In den vergangenen Wochen wurde kolportiert daß "La Nina" für einen kalten Winter in ME sorgen würde, dabei ist eher das Gegenteil der Fall, also ein milder Winter, wenngleich der Start eines solchen Winters eher "holprig" verläuft und suggeriert, daß die durch Troglagen verursachten winterlichen Eindrücke von nun an das Grundmuster des Winters darstellen. 

Besonders wichtig scheint heuer die Entwicklung rund um die Aleuten zu sein. In vergangenen Prognosen habe ich ja schon darauf aufmerksam gemacht. Es geht um das Aleuten-Tief.  In La-Niña-Wintern ist die Intensität des Alëuten-Tiefs stark reduziert. Über Nordamerika ist es verhältnismäßig kalt, weil der Zustrom warmer Meeresluft von Westen fehlt, wodurch im Osten des Kontinents der thermale Kontrast zum Atlantik erhöht und die Zyklogenese angetrieben wird. Die Folge ist eine Intensivierung des Island-Tiefs, das die nordatlantischen Stürme verstärkt, deren Bahnen sich weiter nach Norden verschieben.

Diese Entwicklung beginnt erst, wie auf folgendem Plot zu sehen ist : 



 

 

 





 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

Gut zu erkennen ist höherer Druck südlich der Aleuten welcher das dortige Tief entscheidend schwächen dürfte. Nach Scherhag beträgt der mittlere Druck dort 1000hpa, dieser hat sich aber bereits um fast 30hpa erhöht. Mögliche Folgen wären auf längere Sicht gesehen die Zunahme von leicht nach Norden verschobenen West / Nordwestlichen GWL, also zwar Wz, NWz und NWa, aber eben leicht nördlich versetzt, da die Position des Jetstream - mehr dazu weiter unten - dies begünstigt.

NÖRDLICHE HEMISPHÄRE / POLARWIRBEL

Der Polarwirbel zeigt sich aktuell sehr gut strukturiert, die Ozonkonzentration ist niedrig bis sehr niedrig, dies zeigt sich auch in den Abweichungen 




















Allerdings muss ich, wie schon öfter, anmerken daß das Szenario der sehr kalten Stratopshäre schon öfters in den vergangenen Jahren gegeben war. So kam es dennoch im Februar 2018 zu einer starken plötzlichen Stratosphärenerwärmung, die die Zirkulation nachhaltig, nämlich bis Ende März, auf winterliche Verhältnisse umstellte.


Zwei Ursachen sind hierfür verantwortlich. Zum einen der anthropogen forcierte Klimawandel. Zwar kühlt sich die Athmosphäre des Polarwirbel einerseits durch den verstärkten Eintrag von Aerosolen ab, andererseits sorgt die Zunahme des Klimaschädlichen CO2 dafür, daß der Polarwirbel in seiner Gesamtstruktur schwächer bzw. anfälliger wird für starke Warmluftadvektion und dadurch Umkehrung der Windverhältnisse.

Zweitens befand sich die Athmosphäre im Februar 2018 in der Ostwindphase der "Quasi binären zweijährigen Schwingung", dies ist vereinfacht gesagt eine periodisch athmosphärische Welle des zonalen Winds in der äquatorialen Stratosphäre der Erde.

In der Westphase wird die zonale Zirkulation gestärkt, in der Ostphase geschwächt.

Aktuell befindet sich diese Schwingung im Westmodus,wie auch in den vergangenen Wochen auch, daher exemplarisch eine einzelne Grafik : 
















Bis auf die ganz oberen und unteren "Stockwerke" des Polarwirbel befindet sich die Stratosphäre im positiven Bereich, ob sich daran etwas ändert mag in puncto große Stratosphärenerwämrung angesichts der aktuellen Stärke des Polarwirbel bezweifelt werden, in Betracht ziehen muss man es dennoch!

Die oben angesprochene Stärke zeigt sich in den recht kaltenTemperaturen der Stratosphäre





















als auch beim zonalen Wind























 

 

 

 

der unbeirrt und kräftig seine Bahnen zieht und zwischenzeitlich sogar in Richtung Rekordwerte unterwegs war. 

Man muss allerdings anmerken daß der Polarwirbel zwar kräftig arbeitet, aber weitzurückgezogen seine Bahnen zieht, was bedeutet, daß er sich weiter nördlich als sonst befindet, daraus erklärt sich auch die von mir vermutete Orientierung hin zu nördlich versetzten Zonalen / Gemischten GWL. Eine Störung des Polarwirbel erscheint aktuell unwahrscheinlich, unmöglich ist diese jedoch, wie schon erwähnt, nicht. 

Kleine Erwärmungen, sogenannte "Minor Warmings", werden dagegen ganz sicher auftreten, sie kommen jeden Winter vor. Sie sind aber nicht in der Lage, die Windverhältnisse zu ändern


POLARFRONTJETSTREAM & EURASIEN

Der Polarfrontjetstream zeigt sich sehr gut und kräftig strukturiert, allerdings mit einer recht starken Mäandrierung im Bereich Island und einer Fragmentierung im mittleren Atlantik





















und genau diese Mäandrierung / Fragmentierung unterbindet ebenso die stärkere Tiefdrucktätigkeit in Ri. ME und iniziiert eher Troglagen. Je nachdem, ob ME nun auf die Vorder-oder Rückseite eines solchen Trogs gerät, sorgt für entsprechend nasskaltes oder mildes Wetter, einen Durchbruch zu stabilen Winterwetter bieten Tröge jedoch nicht, sie bieten nur Intermezzi. 

Die Verteilung der Kaltluft wird wie folgt prognostiziert






















Wie oben bei der Position des Polarwirbel angesprochen ist gut zu erkennen daß sich die Kaltluft zwar zentral über der Arktis platziert hat, sich jedoch weiter nördlich als sonst zurückgezogen hat. Gut zu erkennen ist auch der immer noch leicht blockierte Atlantik.

Kommen wir zur Eurasischen Schneebedeckung. Diese zeigt ein verändertes Bild im Gegensatz zu 2019


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

2019 war die Ausrichtung zwar sowohl radialsymetrisch ( entlang der Längengrade von Ost nach West) als auch exzentrisch ( entlang der Breitengrade von Nord nach Süd ) ausgedehnt, allerdings mit weit zurückgezogener Schneebdeckung in Westrussland, was somit  die meridionale Strömungsrichtung der Großwetterlagen nicht begünstige, stattdessen wurden zonale Strömungsrichtungen deutlich gestärkt. Desweiteren wurde durch die weniger ausgeprägte Schneebedeckung die Hochdruckentwicklung über Zentralrussland / Sibirien entscheidend geschwächt, was östliche Lagen in Ri. Mitteleuropa erschwerte.

Aktuell zeigt sich aber weiter ausgreifende Schneebedeckung als 2019, daraus resultiert der aktuell starke Hochdruck über Zentralrussland, der sich aber nicht entscheidend durchsetzen konnte, da sich direkt dort eher wenig Kaltluft befindet, oben auf der Karte der NH von EZ gut zu sehen. 

SONNENFLECKEN

Ein Thema dem ich mich heuer widmen möchte da auch hier gerne behauptet wird daß die Tätigkeit der Sonne einen entscheidenden, starken Einfluß auf die Entwicklung der Temperaturen an sich und besonders in Hinblick auf einen kalten Winter ausübt. Genauer gesagt befinden wir uns aktuell in eiem Zyklus mit sinkender Sonnenfleckenzahl, und ein solcher Zyklus soll nun prädestiniert für einen kalten Winterverlauf sein. Auch hier würde es zu weit führen das Thema eingehender zu behandeln. Für Interessierte sei folgender Link des Max-Planck-Institut empfohlen der alles wissenswerte zusammenfasst : 

https://www.mpg.de/sonne/klima

Ich zitiere hieraus : 

Während der ganzen Zeit sind auf der Sonne periodische Aktivitätsschwankungen aufgetreten. Und in den vergangenen 30 oder 40 Jahren hat es mit Sicherheit keine Zunahme der Sonnenhelligkeit gegeben, eher eine leichte Abnahme. Damit kann die Sonne auch keinen Beitrag zur globalen Erwärmung leisten. In der Tat lässt sich der Temperaturanstieg der vergangenen Jahrzehnte in Modellrechnungen nicht reproduzieren, wenn man nur den Einfluss der Sonne oder anderer natürlicher Quellen (etwa Vulkanausbrüche) berücksichtigt. Erst wenn man in den Klimadaten anthropogene, also menschengemachte Faktoren einbringt, stimmen sie mit den Beobachtungs- und Messdaten überein.

So kommen die Forscher zu dem Fazit, dass sich der Anstieg der globalen Temperaturen seit den 1970er-Jahren nicht mit der Sonne erklären lässt. Der beobachtete Temperaturtrend über die vergangenen drei Jahrzehnte ist linear – wie man es durch die steigende Treibhausgaskonzentration erwartet. Kurz: Der Einfluss des Menschen auf das Klima ist um ein Vielfaches höher als jener der Sonne.

Ich habe mir dennoch die Arbeit gemacht und zwei Grafiken vorbereitet die die Aussage des Max-Planck-Institut untermauern. Die erste, etwas groß geratene Grafik, zeigt die Entwicklung der Sonnenflecken seit 1700 bis aktuell ( blaue Linie ) und die Jahrestemperaturen ( rote Linie ) von Zentral-Europa : 



(C)KURT HANSEN
 
Wie man sieht steigen die Temperaturen in Europa an, es besteht also besonders zum Ende hin wenig Kausalität bezügl. des Einfluß der Sonnenflecken.
 
Noch eindeutiger wird die o.g. Aussage des Max-Planck-Institut wenn man bspw. die Sonnenflecken ( hier nun rote Linie, das hab ich vertauscht ) in Relation zu den deutschen Jahrestemperaturen ( blaue Linie ) der vergangenen 30 Jahre setzt :  


(C)KURT HANSEN
 
Sinkende Sonnenfleckenzahl und dazu steigende Jahrestemperaturen, eindeutiger kann es wohl kaum sein.

Abschließend bleibt zu sagen daß Mitteleuropa einem Winter entgegen geht, der zunächst von Meridionalen Großwetterlagen dominiert sein wird, später dürften dann Gemischte Lagen überwiegen. Zu nennen wären u.a SWz / SWa, BM, NWz / NWa, zonale Lagen werden weniger auftreten, am ehesten wären heuer Ws / Wa zu vermuten. Bei meridionalen Wetterlagen könnte es u.a. zu TrM, TM, TB, SEz kommen. Bedingt durch diese Lagen wird es kältere und kalte, winterliche Abschnitte geben, sie gehören dazu und kommen in jedem Winter vor, heuer zunächst zu Winterbeginn und evtl. nochmal im Hochwinter ab Januar und der 1ten/2ten Februar-Dekade. Dies ist klimatologisch gesehen die kälteste Zeit des Winters und dazu prädestiniert, mal einen längeren kalten Abschnitt zu liefern. Kältere Abschnitte dürften sich also, wie schon so oft, aus den bereits angesprochenen Trogentwicklungen, Rückseiten von durchziehenden Tiefdruckgebieten und kurzzeitigen Blockadelagen ergeben. Nord-und Nordostlagen dürften sich kaum durchsetzen, denn die starke Mäandrierung des Jetstream dürfte dies weitgehend unterbinden, normalisiert sich dieser später werden solche Lagen weiterhin durch den Umstand verhindert daß sich über Skandinavien und Nordostrussland relativ wenig Kaltluftpotential befindet und auch weiterhin befinden wird.
 
Die Druckabweichungen dürften sich ungefähr wie folgt darstellen :  
 



(C)NOAA
 
Es ist daher mit einer Abweichung von +1,5° bis +2,5° zur International gültigen Klimareferenz-Periode 1961 - 1990 zu rechnen.

Quellen der Bilder :
http://www.wetterzentrale.de
http://squall.sfsu.edu/crws/archive/jet_nh_arch.html
http://es-ee.tor.ec.gc.ca/e/ozone/Curr_map.htm
https://www.geo.fu-berlin.de/en/met/ag/strat/produkte/index.html
http://www.atmos.albany.edu/student/hattard/realtime.php
https://acd-ext.gsfc.nasa.gov/Data_services/met/qbo/qbo.html
http://www.climate4you.com/SnowCover.htm
 

 


Sonntag, 30. August 2020

Herbst 2020

Wie immer, bevor die kommende Jahreszeit besprochen wird, ein kurzer Rückblick auf den vergangenen Sommer, der mit einer Abweichung von ca. 2,1° zu den wärmsten der vergangenen 10 Jahre gehören wird, auch wenn der Wettercharakter in einigen Regionen ein anderes Bild zeichnete. 


Die Druckabweichungen hatte ich im Frühjahr folgendermaßen versucht darzustellen :


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 (C) NOAA


Das Ergebnis schaut allerdings folgendermaßen aus 
















 

(C)NOAA

und kann nur als mittelmäßig bezeichnet werden, die ein oder andere Grundstruktur stimmt zwar, jedoch fällt auf daß ich eine wesentlich stärkere Tiefdruckanomalie im Atlantik im Bereich Britische Inseln vermutet hatte. 

Ansonsten ist die Prognose durchaus gelungen, bei den Großwetterlagen und dem Verlauf des Sommers hatte ich folgendes vermutet : 

Ein weiterer wichtiger Punkt wäre die Luftdruckentwicklung ausgehend von der letzten Juni - Dekade bis zum Ende der letzten Juli - Dekade. Verläuft diese Jahreszeitlich gesehen unterdurchschnittlich, so ist leider davon auszugehen daß dann die "Siebenschläferregel" greift. Es ist nicht der einzelne Tag an sich, der hier zu beachten ist, sondern nach Franz Baur ( Vater der Langfristprognosen ) der von mir angesprochene Zeitraum. Sind die Luftdruckwerte unterdurchschnittlich, so ist von einem komplett "durchwachsenen" Sommer auszugehen.

Bei den Großwetterlagen des Sommers dürften Gemischte Lagen und Meridionale Lagen überwiegen, zu nennen wären u.a. Brücke Mitteleuropa ( BM ), Hoch Britische Inseln ( HB ), Hoch Nordmeer-Island antizyklonal ( HNa ) Nordwestlage antiztyklonal ( NWa ) und  kurzzeitig Hoch Mitteleuropa ( HM ). Meridionale Trog & Tiefdrucklagen ( TrW, TrM, TB, TM ) dürften aber wie oben erwähnt ebenso häufig auftreten wie südlich/südöstlich orientierte Lagen ( SEa, SEz ), gemischte kühle Lagen ( bspw. NWz ), spielen auch eine Rolle weil sie für die typischen Einbrüche in einem Mitteleuropäischen Sommer stehen. Zonale Lagen wird es auch geben,  wahrscheinlich  schafft es die zonale GWL Westlage antizyklonal ( Wa ) sich durchzusetzen, die zyklonale Westlage ( Wz ) dürfte es ebenfalls schaffen eine größere Rolle zu spielen, evtl. könnte diese aber im späteren Verlauf des Sommers der Wegbereiter für eine ausgeprägte und recht durchgreifende Hoch / Spätsommer - Hitzewelle ( dann hervorgerufen durch die GWL SWa / SWz / HM ) sein.

Bei den Großwetterlagen waren tatsächlich Gemischte und Meridionale Lagen im Vorteil, auch die Typen der Großwetterlagen wurden richtig erkannt, und das wiederholte auftreten von zonalen Lagen "öffnete" einer - besonders im Norden, hier wurden Rekorde bei den Hitzetagen gebrochen! - recht durchgreifenden Hitzewelle die Türen. 

Gesamt gesehen war der Sommer 2020 ein klassischer Siebenschläfer, am stärksten im Süden zu bemerken ( Niederschläge! ) und mit fortlaufender Abschwächung über die Mitte ausgehend, im Nordne hat man vom Siebenschläfer dagegen wenig mitbekommen. 

Kommen wir nun zum folgenden Herbst.

Jahreszeitlich bedingt kommt es besonders ab Ende September zu immer mehr Kaltluftausbrüchen via Nördliche Hemisphäre, dann beginnt die Polarnacht. Das aufeinandertreffen dieser Kaltluft auf das sehr warme Wasser im arktischen Bereich und des Nordatlantik würde normalerweise viel Tiefdruck zur Folge haben - Nota Bene : Starke Gegensätze sind Tiefdruckfördernd, schwache Gegensätze Hochdruckfördernd - allerdings muss man anmerken daß durch den anthropogen forcierten Klimawandel die Lufttemperaturen der Arktis ebenfalls stark angestiegen sind. somit verringern sich die Gegensätze und Tiefdruck hat es dadurch schwerer sich zu bilden.

Blick auf die Anomalien der Wassertemperaturen : 

(C)TROPICAL TIDBITS

Im Vergleich mit den Wassertemps zu Beginn des Sommers ( siehe meine damalige Prognose ) hat sich das Wasser bspw.nördlich der Azoren nicht sonderlich stark abgekühlt, westlich davon findet man allerdings deutlich wärmeres Wasser, noch weiter nördlich ebenso sehr warmes Wasser welches sich durch die Labradorsee bis in die Davis-Straße zieht. Die Kaltluftausbrüche via NH werden dafür sorgen, daß nun weitere Kaltluft in den mittleren Atlantik befördert wird ( aufgrund der Drehrichtung der Tiefdruckgebiete links herum ) . Da sich aber südlich der Azoren auch sehr warmes Wasser befindet, dürfte sich Hochdruck evtl. etwas mehr nach Süden ausdehnen, eine Südwestliche Strömung wäre zunächst die Folge. Gen Norden wird sich das Azorenhoch nicht aufsteilen und eine Blockade herbei führen können, dies wird durch das kältere Wasser verhindert. 

Eine Konzentrierung des Hochdrucks südlich der Azoren zeigt auch der Plot der vergangenen 2 Wochen 

(C) NOAA

Ebenso ist eine starke Tiefdruckanomalie im Bereich Neufundland / Mittlerer Atlantik / Britische Inseln zu erkennen, desweiteren nördlich von Skandinavien und im südöstlichen Bereich von Russland, zonale Lagen dürften sich immer wieder bilden, dazu unten mehr. Bezeichnend dafür der NAO-Index, der in der vergangenen Zeit ( außer Juli und wie erwähnt aktuell ) immer leicht positiv verlief : 




(C) NOAA

Wahrscheinlich wird ein Teil des Frühherbst von wiederholten Vorstößen des Azorenhochkeils und entsprechender Advehierung subtropischer Luftmassen dominiert, das kann auch im Oktober noch milde bis warme Lagen ermöglichen, Stichwort "Altweibersommer".


Heuer scheint sich eine sehr starke atlantische Hurrikan-Saison zu entwickeln, wird ein Ex-Hurrikan / Tropischer Sturm als Tiefdruckgebiet in die Westwindzirkulation eingebunden, ist eher wechselhaftes Wetter zu erwarten. Wird eine eher Südlich / Südwestliche Zugbahn eingeschlagen, dann werden warme bis sehr warme subtropische Luftmassen advehiert und ein Azorenhochkeil unterstützt. Das wäre, wie zonale Lagen im Hochsommer, ein sog. "Türöffner" für sehr warmes aber eher unbeständiges Wetter, verursacht bspw. durch die GWL SWz.  

Zwar steht eine starke Hurrikan-Saison nicht dafür, Gemischte und zonale Lagen zu begünstigen, man muss aber den anthropogen verstärkten Klimawandel beachten, denn die stetige und starke Erwärmung v.a. auf der Nördlichen Hemisphäre scheint dafür verantwortlich zu sein, daß sich heuer die Frontalzone eher gen Mitteleuropa bzw. südlicher als üblich orientiert. Und aufgrund dieses Umstands kann es nun möglich sein, daß Ex-Hurrikane dennoch als Tiefdruckgebiete in die Westwindzirkulation eingebunden werden, siehe oben. "Normalerweise" sorgt eine schwache atlantische Hurrikansaison dafür, daß die Stürme auf den offenen Atlantik umgeleitet werden und entsprechendes Wetter in Europa iniziieren.  Die recht weit südlich orientierte Frontalzone ist hier gut zu erkennen


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(C)NOAA

Gut zu erkennen ist auch die Mäandrierung der Frontalzone im subtropischen Bereich südlich der Azoren, das ist m.M.n. ein Anzeichen dafür, daß der Frühherbst über weite Strecken von Gemischten und Zonalen Lagen dominiert wird. 

Blicken wir nun auf die Abweichungen der Luft-Temps auf der NH des vergangenen Sommer, man erkennt leicht positive Abweichungen hauptsächlich zwischen Grönland und Kanada, besonders an der Ostküste der Davis-Straße war es bspw. 2019 wesentlich wärmer im Sommer als im zurückliegenden


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 (C) NOAA

und dieser Umstand führte wahrscheinlich zu einer stärkeren n Schmelzrate der NH inkl. Grönland, allerdings sind aktuell noch keine Graphen dazu vorhanden, diese reiche ich evtl. in einem Zusatzkommentar nach. 

Eine stärkere Schmelzrate des Schnees würde mehr Süßwassereintrag in den Labrador-bzw. Neufundlandstrom bedeuten, dadurch schlechtereVoraussetzungen für Tiefdruckbildung im Bereich Neunfundland, der Geburtststätte der Atlantischen Tiefs. Tiefdruckbildung vermute ich desweiteren resultierend aus Ex-Hurrikans die wie oben beschrieben in die Westwind-Zirkulation eingebunden werden.

Der Polarfront-Jetstream hat sich gut ausbilden können und ist  über Nordamerika südlich versetzt


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 (C) CALIFORNIA REGIONAL WEATHER SERVER

Mit folgenden Druckabweichungen könnte im Herbst zu rechnen sein :



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 (C) NOAA

FAZIT :


Der Herbst dürfte anfangs weiter leicht wechselhaft verlaufen, es ist aber später davon auszugehen daß die starke Atlantische Hurrikan-Saison für häufigere Tiefdruckbildung sorgt - auch wenn dies im Wiederspruch zur bisher gängigen Meinung steht! - und diese Tiefdruckgebiete aufgrund der dann eher stärker ausgeprägten Gegensätze der Luft & Wassertemps recht aktiv daherkommen. Meridionale Wetterlagen sehe ich leicht unterrepräsentiert, Gemischte und Zonale Wetterlagen dürften die Hauptrolle spielen, physikalisch gar nicht anders möglich aufgrund der oben genannten Umstände. Es sei aber erwähnt daß Jahreszeitlich bedingt auch kühle bis kalte Lagen im Oktober und November möglich sind. Bei den GWL im Gemischten und Zonalen Bereich für den Herbst ist verstärkt mit BM, WW, Wa,WZ, SWa/z zu rechnen,  für wechselhafteres kühleres Wetter dürftem die GWL NWz und Nz stehen, desweiteren sind Tiefdruck-und Troglagen zu vermuten wie bspw. TB, TrM, TrW, es gibt aber bei den Meridionalen Lagen auch solche, die im Herbst trocken-warmes Wetter iniziieren wie bspw. Sa und SEa.


Der Vollständigkeit halber noch die Temp-Abweichung des Herbst bei der ich +1,5° bis +2,5° vermute.

Mittwoch, 27. Mai 2020

Sommer 2020

"Lang ist der Pfad und beschwerlich, der aus der Dunkelheit hinaus führt ans Licht - Teil 2"


Reminiszenz an das Zitat von John Milton aus meiner Frühjahrs - Prognose, welches auch zum Teil für den Sommer gelten dürfte. Zunächst aber, wie immer, eine kurze Verifikation der Frühjahrs-Prognose.


Die Abweichungen der Druckverhältnisse wurde folgendermaßen prognostiziert :

(C)NOAA

Und so präsentiert sich das Frühjahr abschließend betrachtet :


(C)NOAA

Ein wieder mal sehr gutes Ergebnis, allerdings hatte ich über dem westlichen Nordmeer im Bereich Island / Grönland weniger Hochdruck vernutet. Und genau diese Hochdruckanomalie sorgte, wie 2019, für einen eher kühlen Mai. Und diese Druckkonstellation zeichnet auch verantwortlich für die weitere Entwicklung, die auch weite Teile des Sommers beeinflussen könnte.

Die Sommer-Prognose gestaltet sich, wie schon 2019, schwierig. Denn die Zirkulation wurde - wie schon 2019 - durch ein sog. sehr starkes "Final Warming" der Stratoshäre nachhaltig verändert, darüber hinaus fand dieses Final Warming sehr spät statt und zog sich recht lange hin. Es begann Anfang April und dauerte bis fast in den Mai hinein an. Diese "Final Warmings" sind nichts besonderes, sie finden jedes Jahr statt und sorgen dafür, daß die athmosphärischen Strömungen auf Sommerzirkulation umstellen.

Aber, durch den anthropogen forcierten Klimawandel und den damit verbundenen starken Eintrag von CO2 und Aerosolen in die Athmosphäre, kommt es vor, daß ein solches Final Warming sehr stark ausfällt und, wie heuer geschehen, dazu noch von recht langer Dauer ist.

Und genau dies - stark und lang anhaltend - war heuer der Fall, wie man auf der grafischen Analyse der NOAA sehen kann :


(C)NOAA

Wie man sehen kann ist der Ausschlag des Final Warming heuer deutlich stärker als 2019 und länger anhaltend.

Dieses starke Final Warming sorgte schon wieder für eine starke Schwächung des Polarfrontjetstream:


(C)NOAA

Es zeigt sich aber eine Besonderheit : Ein starker Ast des Jetstream ausgehend von Grönland über Island und quasi fast ganz Europa von Nord nach Süd bedeckend. Und genau diese Besonderheit iniziierte viele Großwetterlagen mit Nordwest / Nord-Charakter, das lässt sich eindeutig in den Tabellen der Großwetterlagen ( wie bspw. unter www.orniwetter.info einzusehen, eine sehr sehr gute Seite! ) nachprüfen.


Wie stark sich dieser Ast des Jetstream auswirkte und immer noch auswirkt, lässt sich gut an den Druckabweichungen des Mai ablesen, die quasi eine Blaupause für das gesamte Frühjahr darstellen, eine ungewöhnliche Persistenz :


(C)NOAA

Nochmal : Daß die Druckabweichungen eines einzelnen Monats sogar für eine gesamte Jahreszeit stehen, ist ungewöhnlich - aber was ist in Zeiten der durch den Menschen katastrophal verstärkten Klimaänderung noch gewöhnlich?


Diese ungewöhnlichen Druckverhältnisse hier nochmal aufgezeigt durch die Darstellung des Jetstream :


 (C))squall.sfsu.edu

Über Europa ist der Polarfrontjetstream quasi nicht existent.


Und diese Umstände führten zur Bildung eines Dreierdruckfelds. Entsteht ein solches, bilden sich drei "Rücken", zwei Tiefdruckgeprägte im Bereich Island / Grönland und ein Hochdruckgeprägter über der Skandinavischen / Nordostrussischen Landmasse, teils reichend bis zur Nordsee. Desweiteren befindet sich - Sic! - ein Fragment des Jetstream im Bereich Britische Inseln. Arktische Kaltluft, angewärmt durch Meerwasser, geht nunmehr den Weg des geringsten Widerstands - in die Lücke, die zwischen dem Skandinavischen Hochdruck und einer Hochdruckbildung im Bereich Britische Inseln entsteht. Man bedenke bitte daß Hochdruckbildung über den Britischen Inseln ganz besonders im Sommer für alles andere als Warnmluft steht!

Ähnlich einer Viererwelle zeichnet sich auch ein Dreierdruckfeld durch eine starke Persistenz aus und es bedarf starker Warmluftadvektion um diese zu "brechen" und den Umbauprozess auf der Nördlichen Hemisphäre zu forcieren. Symptomatisch hierfür eine Darstellung der Druckverhältnisse auf der NH :

(C)Wetterzentrale

und zwar iniziert durch Warmluftadvektion an der Ostkanadischen Küste und direkt "gegenüber" im ostasiatischen Raum. Diese Warmluftadvektion hielt auch bis mitte Mai an, war aber nicht in der Lage, etwas signifikant an den Druckverhältnissen zu ändern :

(C)Wetterzentrale

Kommen wir zu den Anomalien der Wassertemps, diese sind wie immer sehr wichtig für die weitere Entwicklung.


Diese zeigen, daß sich im Bereich der Azoren recht warmes Wasser befindet, allerdings nördlich und auch östlich davon sehr kaltes Wasser, es wird quasi ein großer Bereich des mittleren Atlantik von eher kühlen bis sehr kaltem Wasser dominiert, auch dies eher ungewöhnlich für die fortgeschrittene Jahreszeit. Rund um Island und in Ri. Spitzbergen, also im subpolaren Raum, befindet sich recht warmes Wasser, ebenso südlich von Grönland. Der Bereich mit kühlem bis kaltem Wasser ist übrigens aktuell wesentlich kleinflächiger als 2019.

Daraus resultiert, daß das Azorenhoch sich zunächst weit nach Osten zurückzieht und aufgrund der magelnden Dynamik wenig Einfluss auf das Wettergeschehen in ME ausüben wird . Es sind dann zwar Gegensätze vorhanden, diese werden aber nicht stark genug sein um ein starkes atlantisches Blocking mit entsprechender Advektion von Heißluft herbei zu führen. Natürlich wird es dem Azorenhoch das ein-oder andere mal gelingen, einen Ableger Ri. ME zu iniziieren, stabil wird das ganze aber nicht. Ein rascher Wechsel von Vorder-und Rückseiten ist zunächst zu erwarten.

Die weiteren Entwicklungen dürften bis auf weiteres den Weg gehen, der solchen oben genannten Druckgebilden vorbestimmt ist, nämlich den Weg der Abtropfvorgänge in Ri. Iberische Halbinsel / Westeuropa / Mitteleuropa. Und je nachdem, wie sich solche Abtropfvorgänge in Form von Trögen präsentieren, wird entweder warm-heiße und auch feuchte Luft, oder auch eher kühl-feuchte Luft advehiert, manifestiert sich Hochdruck über Skandinavien / Nordost-Russland in Einheit mit Hochdruckbildung über den Britischen Inseln oder westlich davon ( Azorenhoch nördlich versetzt ), so entseht hier eine Lücke, in die arktische erwärmte Kaltluft wieder und wieder stoßen kann. Bis dieses Muster gebrochen wird, kann viel Zeit vergehen.

Das alles wird nicht zur Folge haben daß ME einenm kühlen Sommer entgegen geht, wohl kaum. Aber, der Weg zu stabilem Sommerwetter wird weit und steinig und dürfte sich bis weit in den Juli ziehen, bevor zur 2ten Dekade bzw. in der 3ten Dekade womöglich der Umkehrschwung eingeleitet wird - der dann aber auch ein paar "Anläufe" braucht um sich zu stabilisieren. Bis dahin dürften hauptsächlich Azorenhochkeile und Trogvorderseiten für sommerliche kurze Phasen sorgen. Es liegt in der Natur der Sache, daß sich Azorenhochkeile hauptsächlich im S/SW von D positiv bemerkbar machen.

Ich rechne mit folgenden Druckabweichungen :


(C)NOAA

Es dürfte sich also eine eher leicht antizyklonal ausgerichtete Achslage bilden, die leicht nördlich orientierte Frontalzone ist jedoch anfällig für Störungen bspw. an der Ostflanke im atlantischen Bereich. Diese Störungen können auch mal wechselhaftes, kühles Wetter zur Folge haben - das passiert in jedem Sommer und gehört zum Mitteleuroäischen Klima dazu - aber ebenso Trogentwicklungen wie oben angesprochen über West & Mitteleuropa, welche dann recht warm-bis heißes aber auch kühles Wetter iniziieren, je nachdem, wie sich entsprechende Troglagen platzieren. Dazu die oben angesprochenen Azorenhochkeile.

Desweiteren dürfte es aufgrund der vorab genannten Trogentwicklungen gut möglich sein daß heuer die Temperaturspitzen deutlich niedriger ausfallen als 2019, dazu ohne mehrere lang anhaltende Hitzewellen. Eine Charakteristik des Sommer 2018 bspw war ja, daß es eher selten zu Temperaturspitzen im Bereich 38° / 39° oder gar nahe an die 40° gab, so wie bspw. 2015 oder ganz besonders 2019.

Ein weiterer wichtiger Punkt wäre die Luftdruckentwicklung ausgehend von der letzten Juni - Dekade bis zum Ende der letzten Juli - Dekade. Verläuft diese Jahreszeitlich gesehen unterdurchschnittlich, so ist leider davon auszugehen daß dann die "Siebenschläferregel" greift. Es ist nicht der einzelne Tag an sich, der hier zu beachten ist, sondern nach Franz Baur ( Vater der Langfristprognosen ) der von mir angesprochene Zeitraum. Sind die Luftdruckwerte unterdurchschnittlich, so ist von einem komplett "durchwachsenen" Sommer auszugehen.

Bei den Großwetterlagen des Sommers dürften Gemischte Lagen und Meridionale Lagen überwiegen, zu nennen wären u.a. Brücke Mitteleuropa ( BM ), Hoch Britische Inseln ( HB ), Hoch Nordmeer-Island antizyklonal ( HNa ) Nordwestlage antiztyklonal ( NWa ) und  kurzzeitig Hoch Mitteleuropa ( HM ). Meridionale Trog & Tiefdrucklagen ( TrW, TrM, TB, TM ) dürften aber wie oben erwähnt ebenso häufig auftreten wie südlich/südöstlich orientierte Lagen ( SEa, SEz ), gemischte kühle Lagen ( bspw. NWz ), spielen auch eine Rolle weil sie für die typischen Einbrüche in einem Mitteleuropäischen Sommer stehen. Zonale Lagen wird es auch geben,  wahrscheinlich  schafft es die zonale GWL Westlage antizyklonal ( Wa ) sich durchzusetzen, die zyklonale Westlage ( Wz ) dürfte es ebenfalls schaffen eine größere Rolle zu spielen, evtl. könnte diese aber im späteren Verlauf des Sommers der Wegbereiter für eine ausgeprägte und recht durchgreifende Hoch / Spätsommer - Hitzewelle ( dann hervorgerufen durch die GWL SWa / SWz / HM ) sein.

Bei der Abweichung zur derzeit aktuellen Klimatologischen Referenzperiode 1961 - 1990 ist +1,5° bis +2,5° zu vermuten. Die große Bandbreite der Abweichung erklärt sich aus den vermuteten Trog&Abtropfvorgängen.

Quelle der NOAA - Plots :  https://www.esrl.noaa.gov/psd/map/
Quelle der SST - Anomalien : http://www.ospo.noaa.gov/Products/ocean/sst/anomaly/
Quelle des Jetstream : http://squall.sfsu.edu/crws/archive/jetstream_archive.html
Quelle der Wetterkarten : www.wetterzentrale.de

Samstag, 29. Februar 2020

Frühjahr 2020

"Lang ist der Pfad und beschwerlich, der aus der Dunkelheit hinaus führt ans Licht"

Mit diesem wunderbaren Zitat, welches John Milton zugesprochen wird, soll das heurige Frühjahr charakterisiert werden, bzw. der Weg dorthin.

Zunächst aber eine kurze Verifikation meiner Prognose des vergangenen Winters. Dieser wurde der zweitmildeste Winter seit Beginn der kontinuierlichen Wetteraufzeichnungen, recht knapp hinter dem Spitzenreiter, dem Winter 2006 / 2007.

Im großen und ganzen kann die Prognose als erfolgreich bezeichnet werden. Die Druckabweichungen wurden fast perfekt dargestellt, hier die von mir vermuteten




 (C)NOAA

und hier die tatsächlichen Druckabweichungen


 (C)NOAA

Ein guter Erfolg wurde auch bei den Grundstrukturen des Winters wie bspw. Großwetterlagen, Zustand des Polarwirbel usw erzielt, folgendes wurde vermutet

.....gehe ich davon aus daß der Polarwirbel stark und ungestört seine "Arbeit" den gesamten Winter über verrichtet. Wenn überhaupt eine Störung des Polarwirbel zur Deatte stünde, was ich sehr anzweifle,  dann könnte es evtl. zu einem Vortex Displacement ( eine "Versetzung" des stratosphärischen Polarwirbel ) statt einem Split wie bspw. im Januar 2004 kommen, dann - und nur dann - wäre denkbar daß es im Hochwinter 2020 einen kurzen kühlen oder kalten Abschnitt gibt bevor der Winter wieder in den milden  bis sehr milden Modus zurückschaltet. Dies halte ich aber für sehr unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, daß es so gut wie gar keine kälteren Entwicklungen gibt. 

.......Abschließend bleibt zu sagen daß Mitteleuropa einem Winter entgegen geht, der hauptsächlich von gemischten und zonalen Großwetterlagen dominiert sein wird, meridionale Lagen dahinter. Zu nennen wären u.a Südwestlage antizyklonal, BM, Nordwestlage zyklonal, Wz, Wa und evtl. kurzeitig WW. Bei meridionalen Wetterlagen könnte es zu HB, TrM, NEa, TrW kommen. Bedingt durch diese Lagen wird es auch kältere und kalte, winterliche Abschnitte geben, sie gehören dazu und kommen in jedem Winter vor, sei er auch noch so mild. Aber, sie werden nie von längerer Dauer sein, vielleicht am ehesten im Hochwinter ab der 2ten und 3ten Januar-Dekade und der 1ten Februar-Dekade. Dies ist klimatologisch gesehen die kälteste Zeit des Winters und dazu prädestiniert, mal einen längeren kalten Abschnitt zu liefern. Kältere Abschnitte dürften sich dann aus Trogentwicklungen, Rückseiten von durchziehenden Tiefdruckgebieten und kurzzeitigen Blockadelagen ergeben. Nord-und Nordostlagen dürften sich kaum durchsetzen, denn die starke Mäandrierung des Jetstream dürfte dies weitgehend unterbinden, da das Kaltluftpotential über Skandinavien und Nordostrussland so nicht angezapft werden kann. 

Bezügl. des Polarwirbel fast zutreffend, ein "Vortex Displacement" fand allerdings nicht statt.

Bei den Großwetterlagen hatte ich richtig vermutet, jedoch nicht die Häufigkeit der zyklonalen Westlage, die sich als die hauptsächlich dominierende des vergangenen Winters zeigte. Mit einer derartigen Stärke hatte nicht gerechnet!

Kommen wir zum Frühjahr. Wie schon oft erwähnt, ist diese Jahreszeit aufgrund der großen Variabilität der Luftströmungen und Wassertemps sehr schwierig zu prognostizieren, fast schon eine undankbare Aufgabe. Die Grundstruktur der vergangenen Wochen bzw. Monate - hier mal exemplarisch der Februar


(C)NOAA

mit einer stark dominierenden Zonalität dürfte sich zunächst mal bis auf weiteres fortsetzen. Das bedeutet, daß Mitteleuropa weiterhin milde, wenn auch wechselhafte Zeiten bevorstehen, einhergehend mit einer verstärkten Niederschlagsneigung, was angesichts der sehr trockenen Phasen der letzten Jahre und der zu erwartenden trockenen Phasen in der nahen Zukunft aber als positiv anzusehen ist.

Denn besonders der Winter, aber auch das zeitige Frühjahr, sind aufgrund der geringeren Verdunstungsrate im Gegensatz zum Sommer sehr wichtig für den Wasserhaushalt des Ökosystems. Daher sollte man sich, auch wenn es schwerfällt, über weitere Niederschläge freuen. Daher das Zitat von John Milton, denn gemeinhin stellen sich viele Menschen das Frühjahr schon ab dem Meteorologischen Beginn als sonnig, trocken und warm vor. Bis es soweit ist, dürfte noch etwas Zeit vergehen.

Also, das gesamte Frühjahr wird mitnichten komplett so verlaufen wie oben beschrieben, daher werfen wir ein Blick auf die Anomalien der Wassertemps

 (C)NOAA

Besonders auffällig ist hier ein großer Bereich mit negativen Abweichungen der Wassertemp der ein Gebiet unweit der Südspitze Grönlands bis zu den Britischen Inseln und der Biskaya umfasst. Vor der Ostküste der USA / Kanada bis in die Davis-Straße befindet sich warmes Wasser, rund um die Azoren befindet sich ebenso warmes Wasser, das Nordpolarmeer wird auch von eher warmen Wasser dominiert.

Schaut man sich dazu nun die Abweichungen der Lufttemp der vergangenen Wochen auf der NH an 

 (C)NOAA

so ist auch hier der kalte Bereich äquivalent zum oben genannten.

Folgende Schlüsse sind aus den Grafiken zu ziehen : Kalte Luft im Grönländischen Bereich trifft auf warmes Wasser vor den Neufundlandbänken und iniziiert Tiefdruck, zonal geprägtes Wetter ist die logische Konsequenz. Zünglein an der Waage für kommende Entwicklungen ist aber der o.g. Bereich mit kaltem Wasser, dadurch dürfte sich im weiteren Verlauf des Frühjahr eine Blockierungslage ergeben, ich erwarte starke Austrogungen bis in den mittleren Atlantik die u.a. Südwestlagen iniziieren.

Es läuft also wie schon oben erwähnt darauf hinaus daß der Meteorologische Frühjahrsbeginn durch starke Zonalität ( GWL Wz ) sehr wechselhaft und ungemütlich verlaufen dürfte bevor sich Nordhemisphärisch die ersten Umbauprozesse in Richtung Gemischte und Meridionale Großwetterlagen bemerkbar machen. Dies dürfte durch stärkere Mäandrierung des Jetstream bzw. der Rossby-Wellen hervorgerufen werden  - und dadurch verstärkte Hochdruckbildung nördlich von ME mit entsprechenden GWL wie bspw. HNz oder NWa- wie man bereits hier gut sehen kann


 (C)CALIFORNIA WEATHER SERVICE

Der Jetstream ist bereits dabei sich weiter südlich zu orientieren. Aktuell sind, wie bei starker Zonalität üblich, eher lange Wellen stationär, es ist aber damit zu rechnen daß sich dies auf eine höhere Wellenzahlen steigert und die Strömungen deutlich weniger Zonalität aufweisen.

Zonale Großwetterlagen bilden im Frühjahr oftmals den "Türöffner" für milde bis warme Gemischte und Meridionale Großwetterlagen, da sich dann die thermalen Gegensätze zwischen den Nördlichen und Südlichen Breiten verstärken.Nun dominieren zonale Wetterlagen schon recht lange das Wettergeschehen, Grund ist der äußerst starke Polarwirbel. Noch nicht einmal die Ostphase der QBO vermochte es, das Pendel in Richtung Gemischte / Meridionale Wetterlagen schwingen zu lassen :


(C)NASA

"Normalerweise" hätte die Ostphase der QBO schon längst für einen Großwetterlagenwechsel sorgen müssen. Dieser wird aber erst herbei geführt werden, wenn sich das sog. "Final Warming" des Polarwirbel einstellt, also eine langsame, aber kontinuierliche Erwärmung der Stratosphäre v.a. in den "oberen Stockwerken" des Polarwirbel. Letzlich bricht der Polarwirbel zusammen und die athmosphärischen Strömungen kehren sich auf Ostwindzirkulation um. Dieser Prozess dürfte sich heuer bis in den April ziehen.

Folge wären dann im weiteren Frühjahrsverlauf durch entsprechende Hochdruckdominanz in den Nördlichen Breiten zum einen die Bildung der Großwetterlagen BM, HNFa, SWa, HM, HB, NWa, desweiteren kann es im März oder in der 2ten Dekade des April um den 17.04 herum nochmals zu einem recht markanten Kaltlufteinbruch durch Großwetterlagen wie bspw. HFa oder NEz kommen. Das langjährige Mittel der Klimaperiode zeigt, wie schon öfter in den vergangenen Jahren erwähnt, in diesem Zeitraum eine Delle nach unten. Auch im Mai sind Kaltlufteinbrüche möglich und dürften aufgrund der Hochdruckneigung im Bereich Nordmeer / Skandinavien drecht sicher auftreten, haben dann aber nichts mit den sog. "Eisheiligen" zu tun. Diese "Singularität" war nie eine wirklich vorhandene, desweiteren werden Kaltlufteinbrüche im Mai immer schwächer - was aber nicht heißt, daß es dann und wann doch mal kälter als "erwartet" werden kann.

Die dann eher meridional ausgerichtete Achslage der Zirkulation begünstigt aber auch die Bildung von Troglagen wie bspw. Trog Westeuropa, Trog Mitteleuropa und Tiefdrucklagen wie Tief Mitteleuropa, Tief Britische Inseln ( besonders diese drei GWL-Typen können sich als sehr persistent erweisen, ein grundlegender Lagenwechsel würde dann nur sehr zäh vonstatten gehen ) außerdem kühlere zyklonale Lagen wie SEz. Mit diesen Konstellationen ist diesea Frühjahr aber nicht zu rechnen, zu stark dürfte sich der Hochdruck nördlich von ME erweisen.

Die Druckabweichungen könnten sich wie folgt darstellen :


(C)NOAA

Diese Druckabweichungen dürften für einen markanten Luftmassenwechsel im weiteren Frühjahrsverlauf verantwortlich sein, wahrscheinlich von mild-feucht zu warm-trocken.  

Als Fazit lässt sich sagen daß die Dominanz Zonaler Großwetterlagen ihrem Ende entgegengeht und eine Umstellung auf mehr Gemischte Großwetterlagen gefolgt von Meridionalen Großwetterlagen bevorsteht. Zonale Großwetterlagen dürften zwar weiterhin auftreten, nehmen aber deutlich an Häufigkeit ab. Es ist mit einer Abweichung von +1,5° bis +3° zur gültigen Klimareferenzperiode 1961-1990 zu rechnen.

Quellen der Bilder :

http://squall.sfsu.edu/crws/archive/jet_nh_arch.html
http://es-ee.tor.ec.gc.ca/e/ozone/Curr_map.htm

https://acd-ext.gsfc.nasa.gov/Data_services/met/qbo/qbo.html