Donnerstag, 29. Februar 2024

Frühjahr 2024

Fürchtet nicht die Iden des März!

Denn es wird heuer kaum zu einem nachhaltigen Kälteeinbruch kommen, wie es im März gerne geschieht. Warum und wieso werde ich weiter unten versuchen näher zu erläutern. Vorher eine kurze Einordnung der vergangenen Winterprognose. 

Der Winter 2023/2024 wurde der drittmildeste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, desweiteren gehört er nun zu einem der nassesten, denn besonders im Dezember und Januar fiel sehr viel Niederschlag, teils zuviel, wie mehrere schwere Hochwasserlagen zeigten. 

Der Februar schaffte einen neuen Rekord bei der Abweichung, und er wurde der bisher wärmste Wintermonat überhaupt! Die Klimakatastrophe zieht weiter ihre Kreise.

Meine Prognose sah bei den Druckabweichungen folgendermaßen aus : 

(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Ergebnis : 


(C)NOAA

Ein einigermaßen gutes Ergebnis, auch wenn sich die Tiefdruckanomalie deutlich weiter nach Osten erstreckte als vermutet.

Großwetterlagen hatte ich wie folgt vermutet : 

Bei den Wetterlagen dürften folgende Lagen auftreten; Meridionale Wetterlagen wie bspw. u.a. TrM, TrW, TM,HB, TB, desweiteren HNa, HNz, HNFa, HNFz, Na, Nz oder SEz. Bei zonalen und gemischten Wetterlagen die "üblichen Verdächtigen" wie NWz / NWa, BM, HM, SWz, SWa, Wz,Wa,WS.

Hier fällt das Ergebnis etwas gemischt aus, denn meridionale Lagen waren mit 16 Tagen sehr unterrepräsentiert ( 2xNEz, 3xSEa, 3xHB, 3xTB, 2xTrW, 3xHNFz ) und "erkannt" hatte ich nur HB, TB, TrW und HNFz, alle anderen vermuteten traten nicht auf. Dafür gutes Ergebnis bei zonalen Wetterlagen, die mit 46 Tagen wieder dominierend waren, hier traten alle progostizierten auf, bei gemischten traten SWz und NWa nicht auf, dafür alle anderen. Bei den Abweichungen hatte ich wieder zu tief gegriffen. Prognostiziert hatte ich 1,5° bis 2,5° zu 1961-1990, es sind 3,9° geworden, auch für 1991-2020, hier hatte ich 1° bis 1,5° vermutet, das Ergebnis lautet aber 2,7°.

Nun zum Frühjahr. Wie 2023 ereignete sich mitte Frebruar ein SSW welches noch läuft. Etwas unklar ist zum aktuellen Zeitpunkt, ob und wie stark die Störungen der oberen Stockwerke durch die Stratosphäre hindurch auf die Troposphäre wirken, wo sich die meisten wichtigen Großwetterabläufe abspielen. 

Da es allerdings schon recht spät im Jahr ist und der Polarwirbel in seiner Gesamtheit sich sowieso schon langsam aber sicher in Richtung Umstellung zur Sommerzirkulation befindet - auch wenn diese meistens erst im April ggfls. Anfang Mai stattfindet - ist es für weitreichende und lagfristige Auswirkungen auf Großwetterlagen m.M.n. zu spät. Evtl. ist das aktuell laufende SSW bereits das Final Warming, also die oben angesprochene Umstellung zur östlichen Sommerzirkulation, dies ist aber erst der Fall wenn nach einem SSW der Polarwirbel für mind. 10 Tage nicht wieder in die westliche Zirkulation wechselt.

Beim aktuellen SSW handelt es sich noch nicht um einen Split, sondern wieder mal um ein Vortex Displacement, eine Versetzung des Wirbels, und ein solches kann u.U. für recht aktives Wetter in Mitteleuropa sorgen, also viel Wind, viel NS mit eher milden Temperaturen in Wechsel mit kühlen Temperaturen. Das kommt daher, daß Displacements des PW eher für barokline Aktivität in der Athmosphäre stehen, also eine labil geschichtete Athmosphäre. Resultat sind dann u.a. Westlich / Nordwestlich, aber auch Südwestlich geprägte, eher feuchte Lagen mit Advehierung von mP und mT, also GWL wie Wz,Ws ( wenn auch in niedriger Zahl ) NWz, SWz. Oft präsentiert sich der Vortex dann langgezogen und nordöstlich vom Pol versetzt. 

Wie sieht es aktuell aus?

(C)FU BERLIN

(C)FU BERLIN 

Das sieht etwas anders aus, die Tatsache, daß sich der Polarwirbel so zeigt und bis weit über Grönland reicht lässt vermuten, daß es nun eher zu Blockadelagen nördlich kommt, genauer gesagt über Skandinavien, nicht über Grönland! Eine Grönland-Blockierung hatte 2021 das sehr kalte Frühjahr zu verantworten.

Längerfristig gesehen soll sich der Polarwirbel weiter südlich orientieren, mit Zentrum direkt über Mittel/Nordeuropa, weit nach Nordosten und Westen reichend, was dann doch dafür stehen könnte daß es evtl. zu einem Split kommt :


 

(C)FU BERLIN

Die Kupplung zwischen Stratos-und Troposphäre ist jedenfalls in Gang, das sehen GFS und GEOS gleichermaßen so 



(C)STRATOBSERVE

Zwar ist die Tendenz zu einer eher Negativen Atlantischen Oszillation nach einem Vortex Displacement recht stark, d.h. aber nicht daß es, wie bspw. 2021, länger und stärker zu einem Greenland-Blocking kommt, siehe oben.Da sich das ganze aber weiterhin "zieht" ist davon auszugehen daß es wettertechnisch zu einer "wilden" Abfolge verschiedenster Wetterszenarien kommt, weil sich kein Wetterregime so richtig durchsetzen kann. 

Ein Split begünstigt eher Meridionale Tätigkeit, aber da das Frühjahr sowieso die Jahreszeit ist in der Meridionale Großwetterlagen gehäuft auftreten, wird es schwierig werden zu unterscheiden ob eine derartige Dominanz dann einem Split, dem Final Warming geschuldet oder schlicht Jahreszeitlich bedingt ist.

Beim Jetstream zeigt sich folgendes Bild:


(C)METEOCIEL

Zwar ist der Polarfrontjetstream noch vorhanden, mäandriert aber stark, der Subtropenjetstream schon recht gut ausgebildet. 

Kommen wir zu den Wassertemperaturen und der Frage, ob der normalerweise im Frühjahr herrschende Gegensatz zwischen Wasser-und Lufttemperaturen zur verstärkten Bildung von Meridionalen Lagen führt, wie es "eigentlich" für das Frühjahr üblich ist?


 (C)NOAA


 

(C)NOAA

Wie schon so oft in der vergangenen Zeit zeigen sich keine großen Diskrepanzen zwischen Wasser-und Luftttemparturen über dem Atlantik und dem Europäischen Nordmeer, aber, anders als 2023 zeigen sich über weiten Teilen Kanadas bis hin zur Baffinbay - Davisstraße - Labradorsee und der Zentralarktis deutlich positive Abweichungen der Lufttemperatur. Mit diesen Luftmassen dürften Kälteeinbrüche sehr moderat ausfallen. Auch östlich von Mitteleuropa findet sich kaum bzw. wenig Kaltluft :
 

 (C)KARSTEN HAUSTEIN

Bei der Analyse der zyklonalen Strukturen in 500hpa  fällt auf daß es eine starke Zunahme gibt, und zwar auf Mitteleuropa, den gesamten mittleren Atlantik und den subpolaren Bereich ausgeweitet, im subtropischen Bereich findet sich hingegen wieder eine deutliche Abnahme zyklonaler Strukturen.
 
(C)NOAA
 
Das bekräftigt meine Meinung daß es, zuächst mal, eher zu keiner eindeutigen Fokussierung einer bestimmten Großwetterlage komm, es sieht eher nach einem "dahindümpeln" aus. Und da es weit und breit aktuell nur wenig Kaltluft gibt und auch keine großen Schneedecken, sind Kaltlufteinbrüche auch eher wenig zu vermuten und wenn, dann fallen sie moderat aus.

Folge wären dann Wetterlagen wie bspw. BM, HM, SWa, Wa, NWa, HFa, TB ( der Blockadelage über Skandinavien geschuldet ) SWz, WZ und NWz, allerdings kann es aber jederzeit im Frühjahr - auch bis in den Mai hinein - nochmals zu  Kaltlufteinbrüchen durch Großwetterlagen wie bspw. HNFa, HNa Nz, HNz oder HFz kommen.
 
Das langjährige Mittel der Klimaperiode zeigt, wie schon öfter in den vergangenen Jahren erwähnt, in einigen Zeiträum während des Frühjahrs so manch eine Delle nach unten. Nochmals erwähnt, auch im Mai dürften abgeschwächte Kaltlufteinbrüche möglich sein, haben dann aber nichts mit den sog. "Eisheiligen" zu tun. Diese "Singularität" war nie eine wirklich vorhandene, desweiteren werden Kaltlufteinbrüche im Mai immer schwächer - was aber nicht heißt, daß es dann und wann doch mal kälter wird als gedacht.
 
Die Druckabweichungen könnten sich wie folgt darstellen :
 

  (C)KURT HANSEN VIA NOAA
 
Abweichungen : +1° bis +2° zu 1961-1990, +0,5° bis +2° zu 1991-2020. 
 
Quelle der Bilder : 
 
https://coralreefwatch.noaa.gov/product/5km/index_5km_ssta.php
https://psl.noaa.gov/cgi-bin/data/getpage.pl
https://psl.noaa.gov/data/composites/day/
https://www.stratobserve.com/anom_ts_diags
https://www.geo.fu-berlin.de/met/ag/strat/produkte/winterdiagnostics/index.html
https://www.meteociel.fr/modeles/gfse_cartes.php?ech=6&code=0&mode=5&carte=1

Text : (C)Kurt Hansen, Arrondissement Perpignan, Region Occitanie, Departement Pyrénées-Orientales, France.
 

 






Donnerstag, 30. November 2023

Winter 2023 / 2024

Der zurückliegende Herbst wird mit einer Mitteltemperatur von +11,5° der zweitwärmste Herbst seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in D seit 1881. Die Abweichungen betragen +2,7° zur alten Referenzperiode 1961-1990 und +2,2° zur neuen Referenzperiode 1991-2020. Selbst der aktuelle Kälteeinbruch ändert nichts mehr an dieser Tatsache. Der weiter geltende Rekord des Herbst 2006 mit +12° Mitteltemperatur dürfte innerhalb der kommenden Jahre obsolet werden. 

Mit 16 Tagen war die Großwetterlage Wz abermals die herausragende Großwetterlage, wie schon im Sommer, dicht gefolgt von Wa an 12 Tagen und BM mit 10 Tagen. Zonale und gemischte Lagen waren mit insgesamt 60 Tagen dominierend, meridionale Lagen mit 26 Tagen deutlich unterrepräsentiert.

Und somit zeigt sich in der Verifikation meiner Prognose ein sehr gutes Ergebnis bezügl. Großwetterlagen

Daraus resultierend dürfte es hauptsächlich zu Gemischten, Zonalen und auch meridionalen Lagen kommen, allerdings mit Vorteil bei den Gemischten Lagen. Bei Meridionalen &Zonalen Lagen muss abgewartet werden wie sich die Hurrikan-Saison auf die Zirkulation auswirkt, denn ziehen außertropische Stürme Ri. Norden so iniziiert dies eher Meridionale Lagen. Bei den Großwetterlagen sind BM, HM, NWa, SWz, SWa, TrM,HNz, HNFz, HB, HFz,Nz, TrW, TB zu erwarten, ferner Wz, Wa und WW.

denn bis auf WW, die nicht auftrat, und Nz, TM, NWz und SEz, die ich nicht aufführte, traten alle vermuteten Großwetterlagen auf.

Bezügl. Abweichungen

Die Abweichung zu 1961-1990 ( Klimareferenzperiode für Jahreszeiten ) dürfte +1° bis +2,5° betragen, zu 1991-2020 +0,5° bis +1,5°.

lag ich für 1961-1990 etwas zu niedrig und für 1991-2020 deutlich zu niedrig

Schlechtes Ergebnis hingegen bei den Druckabweichungen, das ging völlig daneben.

Prognose : 


(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Ergebnis : 


(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Nun zum kommenden Winter. Ich vermute, daß dieser etwas wechselhafter verlaufen könnte, zumindest lassen die aktuellen Entwicklungen und die Aussichten diesen Schluss zu.

ATLANTISCHE SITUATION

Seit dem Herbstbeginn präsentierte sich der NAO-Index negativ, mit einer kurzen positiven Phase im September. Aktuell dürfte der NAO-Index nach einer negativen Phase schnell wieder in den neutral-leicht positiven Bereich ansteigen, was für eher zonale und gemischte Wetterlagen steht: 

(C)NOAA

Werfen wir  nun desweiteren einen Blick auf die Abweichungen der Wassertemps, diese geben erste Hinweise bezügl. der Druckentwicklungen und möglicher Großwetterlagen :


 

(C)NOAA

Mehrere Umstände fallen auf. Zum einen teils sehr warmes aber auch sehr kaltes Wasser vor der US-Ostküste, nördlich der Azoren sehr kaltes Wasser, ansonsten dominieren im gesamten Nordatlantischen Bereichen warme bis sehr warme Wassertemps, desweiteren herrschen nun El-Nino-Konditionen im Pazifischen Ozean ( laut den neuesten Prognosen könnte sich El-Nino bis zum Südhemisphärischen Herbst, also März/April, halten können) und sehr warmes Wasser im Bereich rund um die Aleuten. Auffällig ist heuer kaltes Wasser vor der kanadisch-amerikanischen Pazifikküste und weiter südlich im zentralen Pazifik.

Heuer scheint die Entwicklung rund um die Aleuten in einem etwas anderen Kontext zu stehen wie vergangenes Jahr, als die Voraussetzungen für die Interaktion mit dem Islandtief perfekt waren und sich in entsprechenden Großwetterlagen ab Jan/Feb äußerte. In vergangenen Prognosen habe ich ja schon öfters darauf aufmerksam gemacht. In La-Niña-Wintern ( 2022-2023 war ein La-Nina-Winter ) ist die Intensität des Alëuten-Tiefs stark reduziert. Über Nordamerika ist es verhältnismäßig kalt, weil der Zustrom warmer Meeresluft von Westen fehlt, wodurch im Osten des Kontinents der thermale Kontrast zum Atlantik erhöht und die Zyklogenese angetrieben wird. Die Folge ist eine Intensivierung des Island-Tiefs, das die nordatlantischen Stürme verstärkt, deren Bahnen sich weiter nach Norden verschieben.

 Die vergangenen Druckabweichungen präsentieren sich dort folgendermaßen :




(C)NOAA

Über den Aleuten hat sich Hochdruck etabliert, wieder eine entscheidende Schwächung des Aleuten-Tiefs, trotz der El-Nino-Phase, welche eher eine Stärkung des Aleuten-Tiefs hätte vermuten lassen. Über Grönland&Island ist der Druck erhöht, Ri Skandinavien stark niedrig. Im Bereich der Azoren findet sich eine starke Tiefdruckanomalie, diese verhinderte in den letzten Tagen die Bildung zonaler Wetterlagen. Zonale Wetterlagen, wie bspw. die klassische Westwindwetterlage Westlage zyklonal, haben sich durch die globale Erwärmung sowieso deutlich verändert. Sie haben nicht mehr die Durchschlagskraft vergangener Jahrzehnte, das übernehmen nun Großwetterlagen der Gemischten Zirkulation, die deutlich zugenommen haben. 

Wie man auf den zwei Druckkarten des Polarwirbels in 10hpa sieht hat die aktuelle negative NAO-Phase nichts mit dem Polarwirbel zu tun, denn dieser sitzt zwar nicht zentral über der Nördlichen Hemisphäre aber leicht nördlich versetzt. Längerfristig soll er sich leicht südlich orientieren, auffallend ist der Umstand, daß er sich stark in Nord-Süd-Ausrichtung ausdehnen soll. Das könnte eventuell dazu führen daß über den Rocky-Mountains die Potential Vorticity des Jetstream stark zunimmt und die atlantische Tiefdrucktätigkeit anfacht.

NÖRDLICHE HEMISPHÄRE / POLARWIRBEL

Der Polarwirbel zeigt sich aktuell v.a. in den oberen Stockwerken gut strukturiert, die Ozonkonzentration ist niedrig : 



 

 (C)NOAA

Beim genaueren Blick auf den Polarwirbel offenbart sich, wie es zur aktuellen stark negativen NAO-Phase und der Bildung der Wetterlagen Nz und TM in den letzten 7 Tagen gekommen ist. Der Polarwirbel ist "gestreched", in die Länge gezogen und weit nördlich ellipsenförmig platziert mit einem "Arm" über Nordost-Russland und dem nördlichen Skandinavien :


 

(C)STRATOBSERVE

Längerfristig soll sich der Polarwirbel allerdings deutlich normalisieren, sich dabei etwas elipsenförmig ausbilden, was sich in nordwestlich&westlich/südwestlichen Wetterlagen äußern könnte:


(C)STRATOBSERVE

Diese Entwicklung wäre laut aktuellen Studien ( u.a. Judah Cohen 2022 ) logisch, nach denen sich der Polarwirbel nach einem "Stretching" etwas stärker präsentiert und den Jetstream dahingehend beeinflusst daß er, wie oben erwähnt, die atlantische Tiefdrucktätigkeit anfacht. Das heißt aber nicht, daß der Polarwirbel auf längere Sicht gesehen "unangreifbar" für Wärmeflüsse aus der Stratos/Troposphäre bleibt, dies könnte sich eventuell im Hoch/Spätwinter in einem SSW äußern.

Es sei nochmals wie oft in den vergangenen Winterprognosen erwähnt, zwar kühlt sich die Athmosphäre des Polarwirbel einerseits durch den verstärkten Eintrag von Aerosolen ab, andererseits sorgt die Zunahme des Klimaschädlichen CO2 dafür, daß der Polarwirbel in seiner Gesamtstruktur schwächer bzw. anfälliger wird für starke Warmluftadvektion und dadurch Umkehrung der Windverhältnisse.

Kommen wir zur QBO, der "Quasi binären zweijährigen Schwingung", dies ist vereinfacht gesagt eine periodisch athmosphärische Welle des zonalen Winds in der äquatorialen Stratosphäre der Erde.

In der Westphase wird die zonale Zirkulation gestärkt, in der Ostphase geschwächt.

Aktuell befindet sich diese Schwingung tatsächlich im Ostmodus: 


 (C)NASA

Man sieht aber daß sichnicht nur die "unteren Stockwerke" im positiven Modus befinden, sondern auch weiter oben auf 10hpa, also der Polarwirbel.

Bei den Temps und dem zonalen Wind schaut es aktuell so aus : 

(C)ECMWF


(C)CPD/JMA


 

(C)STRATOBSERVE

Der zonale Wind zeigt deutlich positive Werte, die Temps des Polarwirbel in 10hpa sind aktuell recht kalt, sollen auf längere Sicht gesehen etwas ansteigen, bleiben aber im deutlich positiven Bereich.

Eine länger anhaltende Störung des Polarwirbel durch ein SSW erscheint aufgrund der Prognosen aktuell nicht sehr wahrscheinlich, zu einem späteren Zeitpunkt aber durchaus möglich. Am ehesten ist der Zeitraum mitte Februar bis Anfang März prädestiniert für ein SSW, denn das ist der Zeitpunkt in dem sich der Polarwirbel Jahreszeitlich bedingt sowieso stark erwärmt und somit immer anfälliger für starke Wärmeadvektion wird. 

Dann kommt es aber darauf an ob es eine Kupplung zwischen Stratos-und Troposphäre gibt, der Polarwirbel gesplittet wird oder nicht, ob es "nur" ein Displacement gibt und v.a. wo das ganze stattfindet. Um es mit einem der Stratosphärenspezialisten, Dr. Simon Lee vom MET OFFICE in England, zu sagen :

"Auch wenn es zu einer großen Stratosphärenerwärmung kommt heißt das noch lange nicht daß man 2 Wochen später in großer Kälte am Schnee schippen ist. Dazu ist dieser Vorgang zu kompex und jede Erwärmung auf ihre Weise einzigartig und kaum zu prognostizieren in ihrem weiteren Verlauf".

Kleine Erwärmungen, sogenannte "Minor Warmings", werden dagegen ganz sicher auftreten, sie kommen jeden Winter vor. Sie sind aber nicht in der Lage, die Windverhältnisse zu ändern.
 

POLARFRONTJETSTREAM & EURASIEN

Der Polarfrontjetstream zeigt sich gut strukturiert


 (C)METEOCIEL


was sich in den kommenden zonal geprägten Wetterlagen niederschlagen dürfte.
 
Die Verteilung der Kaltluft wird wie folgt prognostiziert:
 

 

(C)WETTERZENTRALE

Es zeigt sich eine Konzentrierung der Kaltluft weit zurückgezogen in den Osten Russlands und über Nordamerika / Kanada, und es zeigt sich, daß es, gemessen an der Jahreszeit, relativ wenig Kaltluft über Zentral-Russland gibt, was sich auch in der zurückgezogenen Schneedecke ( siehe weiter unten ) zeigt. Desweiteren wird so bis auf weiteres kein Hoch über Zentral-Russland entstehen welches ein sog. "Ural-Blocking" auslösen könnte, welches u.a. von Dr. Judah Cohen vom AER in den USA als einer der zentralen Bausteine eines SSW mit Polarwirbelsplit gesehen wird. Ein blockierendes Hoch über dem Ural-Gebirge scheint mit Schwerewellen, die weit in die Athmosphäre dissipatieren, die polare Zirkulation nachhaltig zu stören. 
 

Kommen wir zur Eurasischen Schneebedeckung und der Vergleich zu 2022.


 (C)NOAA

Aktuell zeigt sich die Schneebedeckung wieder deutlich radialsymetrisch ( also entlang der Längengrade ) und somit eher zonalen Wetterlagen zuträglich. Die Radialsymetrie fällt stärker aus als 2022.

Und es zeigt sich daß die Schneebedeckung im Ural, besonders im südlichen Abschnitt, wie schon 2022 deutlich abgeschwächt ist bzw. fast gar nicht vorhanden ist. Dies würde ein Hochdruck-Blocking Ural-Karasee-Barentssee sehr schwer machen, welches ebenfalls durch Dissipation von Schwerewellen in die Troposphäre den Polarwirbel schwächen könnte.

 

Es bleibt abschließend zu konstantieren daß weder die Entwicklung über den Aleuten noch die Entwicklung im Ural dazu führen wird daß hier Blockings stattfinden die den Polarwirbel schon früh außer Takt bringen könnten. Der Polarwirbel soll sich elipsenförmig anordnen und die NAO tendiert eher zu nutral-positiv, so daß mildere, wechselhafte Abschnitte die Oberhand behalten könnten, falls sich die NAO nicht doch in Ri. Jan/Feb 2023 wieder in den negativen Modus entwickelt und mehr meridionale Wetterlagen zum tragen kommen. Die Prognosen aller verfügbaren Modelle zeigen an, daß der Polarwirbel auf längere Sicht bis nach unten hin gestärkt wird und daher eher zonale / gemischte Wetterlagen begünstigt werden. Ob dies so kommt kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu 100% sagen, die Wahrscheinlichkeit ist aber relativ groß.

Bei den Wetterlagen dürften folgende Lagen auftreten; meridionale Wetterlagen wie bspw. u.a. TrM, TrW, TM,HB, TB, desweiteren HNa, HNz, HNFa, HNFz, Na, Nz oder SEz. Bei zonalen und gemischten Wetterlagen die "üblichen Verdächtigen" wie NWz / NWa, BM, HM, SWz, SWa, Wz,Wa,WS.

Die Druckabweichungen vermute ich wie folgt : 


(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Die Abweichung zu 1961-1990 ( Klimareferenzperiode für Jahreszeiten ) dürfte +1,5° bis +2,5° betragen, zu 1991-2020 +1° bis +1,5°.  

Quelle der Bilder : 
 
http://www.wetterzentrale.de
http://squall.sfsu.edu/crws/archive/jet_nh_arch.html
http://es-ee.tor.ec.gc.ca/e/ozone/Curr_map.htm
https://ds.data.jma.go.jp/tcc/tcc/products/clisys/STRAT/
https://www.stratobserve.com/ens_ts_diags
https://acd-ext.gsfc.nasa.gov/Data_services/met/qbo/qbo.html
http://www.climate4you.com/SnowCover.htm 
https://www.ecmwf.int/en/forecasts/charts/catalogue/extended-zonal-mean-zonal-wind?facets=undefined&time=2022112800,0,2022112800&area=nh
 
Text : (C)Kurt Hansen, Arrondissement Perpignan, Region Occitanie, Departement Pyrénées-Orientales, France. 


 


Donnerstag, 31. August 2023

Herbst 2023

Der vergangene Sommer wird mit einer Durchschnittstemperatur von 18,6°C Platz 5 in der Reihe der wärmsten Sommer seit Beginn permanenter Temperaturaufzeichnungen belegen. Daß viele Menschen diesen Sommer aufgrund der mehrwöchigen wechselhaften Phase eher als "kühl" empfanden zeigt, wie sehr sich die Befindlichkeiten verschoben haben bzw. wie sehr sich viele schon an das neue "Normal" gewöhnt haben, das gleiche konnte man schon im Frühjahr beobachten!

Mit 20 Tagen war die Großwetterlage Wz DIE herausragende Großwetterlage dieses Sommers, das ist beeindruckend, und es zeigt, daß das mitteleuropäische Klima, trotz aller Veränderungen durch die Klimakatastrophe, immer noch in der Lage ist, die berühmt-berüchtigte Wechselhaftigkeit vergangener Jahrzehnte zu generieren. Mitteleuropa liegt nunmal nicht am Mittelmeer.

Und somit zeigt sich in der Verifikation meiner Prognose ein eher mäßiges Ergebnis. Bezügl. Großwetterlagen

Bei den Großwetterlagen vermute ich u.a. NWa, Wa, SWa, BM, NWz, Wz, SWz, Troglagen und evtl. nördliche Lagen, zu nennen wären HNa, HB, NEa, HFa und HNz.

traten die von mir vermuteten NEa, HNz und BM überhaupt nicht auf, die übrigen wurden richtig erkannt, allerdings hätte ich nicht gedacht daß sich Wz als dominierende Großwetterlage präsentiert.

Bezügl. Abweichungen

Die Abweichung zur Referenzperiode 1991-2020 dürfte sich zwischen 0,5° und 1,5° bewegen, zur Referenzperiode 1961-1990 zwischen 1,5° und 2,5°

habe ich diesesmal in beiden Fällen richtig vermutet, zu 1961-1990 beträgt die Abweichung +2,24K, zu 1991-2020 +0,95K.

Mäßiges Ergebnis bei den Druckabweichungen, die wechselhafte Phase hatte ich nicht in dieser Persistenz vermutet, von daher war klar daß die Druckabweichungen nicht richtig dargestellt werden konnten.

Prognose : 


Ergebnis : 


(C)NOAA

Die Unterschiede sind deutlich zu erkennen, mit meiner Prognose hätte der Sommer nicht diese persistente Wechselhaftigkeit gezeigt.

Nun zum Herbst. Es wird immer schwieriger, die Übergangsjahreszeiten zu prognostizieren. Das liegt v.a. an der Tatsache, daß sich die Weltmeere durch die Klimakatastrophe immer stärker aufheizen und scheinbar weit entfernte Wetterphänomene wie ENSO ( El Nino, La Nina ) nun doch immer mehr Einfluß auf unser Wetter nehmen, wenngleich der Atlantik weiter für uns bestimmend ist. Aber, auch Atlantik, die arktischen Meere und das Mittelmeer, zeigen immer höhere Abweichungen, aktuell ist der Atlantik um bis zu 4°C zu warm, und die hohen Abweichungen reichen bis weit nach Süden, dieser Umstand war 2022 nicht gegeben. Siehe Grafik :


(C)NOAA

 

Auffällig sind die fast durchweg hohen Wassertemps in den für Europa relevanten Gebieten. Tropischer, mittlerer, nördlicher Atlantik, Davis-Straße&Baffin-Bay ( Grönland ), alle weisen sehr hohe positive Abweichungen auf, wieder höher als vergangenes Jahr. Auch rund um die Kanaren und den Azoren finden sich hohe Abweichungen. 

Ob nun die später bevorstehenden Kaltluftausbrüche via NH dafür sorgen werden daß dann Kaltluft in den mittleren Atlantik befördert wird ( aufgrund der Drehrichtung der Tiefdruckgebiete links herum ) und eine durchgreifende Zirkulationsänderung in Gang bringen, bleibt abzuwarten, eher ist zu vermuten daß der September aufgrund der hohen Anomalie des Geopotentials über weite Strecken spätsommerlich verläuft, und so lauten ja auch die Prognosen der Wetterdienste, Stichwort "Omegalage" und diese lässt sich auch gut in den Vorhersagekarten sehen : 


(C)METEOCIEL

Ebenso auffällig sind wieder die Anomalien der Wassertemps im mittleren und nördlichen Pazifik, also vor den Westküsten der USA und Kanada bis nach Alaska hinauf. Im Herbst 2018, 2021 und auch 2022 gab es ähnlich hohe Anomalien, diese resultierten dann in deutlich dominanten GWL-Typen der Zonalen und Gemischten Zirkulation, da sich dadurch das Aleutentief stärkt, welches über den Jetstream direkte Auswirkungen zum Islandtief hat. Aber auch diese Entwicklung dürfte, so sie denn anhält, sich erst recht spät auswirken.

Blicken wir auf den Jahreszeitlich bedingt immer wichtiger werdenden NAO-Index, welcher die Druckdifferenz zwischen dem Islandtief im und dem Azorenhoch darstellt.


 

 (C)NOAA

Weite Teile des Sommers waren von einem negativen NAO-Index geprägt, besonders stark aber in den ersten zwei Juliwochen und Mitte August, das waren auch die Perioden die besonders wechselhaft verliefen. Zur Mitte des September hin soll sich der NAO-Index Ri. neutral bewegen, einige Member ziehen danach in den positiven als auch negativen Bereich, der Spread ist aber zu groß um hieraus sicher ableiten zu können ob es auch im Oktober eher Hochdruckgeprägt oder wechselhaft wird.

Die Frontalzone war im Sommer deutlich südlich orientiert, was die Persistenz der Wechselhaftigkeit erklärt :


(C)NOAA

Nun zur atlantischen Hurrikansaison und die evtl. Auswirkungen auf unser Wetter. Wie oben erwähnt, werden die Anomalien der Wassertemperatur immer höher. Dies wirkt sich zwar noch nicht in einer gestiegenen Anzahl an außertropischen Sturmsystemen aus, wohl aber in der Stärke der einzelnen Ereignisse.

Für dieses Jahr wird eine eher überdurchschnittliche Hurrikan-Saison erwartet. Wird ein Ex-Hurrikan / Tropischer Sturm als Tiefdruckgebiet in die Westwindzirkulation eingebunden, ist eher wechselhaftes Wetter zu erwarten. Wird eine eher Südlich / Südwestliche Zugbahn eingeschlagen, dann werden warme bis sehr warme subtropische Luftmassen advehiert und u.a. ein Azorenhochkeil unterstützt. 

Das wäre, wie zonale Lagen im Hochsommer, ein sog. "Türöffner" für sehr warmes aber eher unbeständiges Wetter, verursacht bspw. durch die GWL SWz.

Eine leicht überdurchschnittliche Hurrikan-Saison könnte nun Gemischte und zonale Lagen gleichermaßen begünstigen wie meridionale, da sich aber die Frontalzone heuer weiter südlich orientiert hat - siehe den Plot der Frontalzone weiter oben - ist es schwierig zu sagen ob es im weiteren Verlauf des Herbst evtl. öfters dazu kommt, daß außertropische Systeme in die Europäische Wetterzirkulation eingebunden werden. Das wird ein Unsicherheitsfaktor in den kommenden Jahren : Wird die zunehmende Stärke der außertropischen Sturmereignisse mehr Einfluß auf ME nehmen und wenn ja, mit welchem Ergebnis?

Blicken wir nun auf die Abweichungen der Luft-Temps auf der NH des vergangenen Sommer, man erkennt negative Abweichungen über Island, und auch an der Ostküste der Davis-Straße in Kanada gab es negative Abweichungen, desweiteren dominieren höhere Abweichungen, bis auf den Bereich Ostküste USA bis nach Neufundland : 


(C)NOAA

Wie schon in den vergangenen Jahren zeigt sich eine leicht abgeschwächte Schmelzrate der NH. Eine eher abgeschwächte Schmelzrate des Schnees bedeutet etwas weniger Süßwassereintrag in den Labrador-bzw. Neufundlandstrom, dadurch bessere Voraussetzungen für Tiefdruckbildung im Bereich Neunfundland, der Geburtststätte der Atlantischen Tiefs. Hier die Anomalien der Schnee-Schmelzrate der NH von Juni und Juli:



 

(C)RUTGER SNOW LAB

Ein Blick auf den Jetstream, es zeigt sich daß der Polarfrontjetstream starke Mäandrierungen aufzeigt und nicht besonders gut ausgebildet ist:


 


(C)METEOCIEL

Mit folgenden Druckabweichungen könnte im Herbst zu rechnen sein:


 

(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Daraus resultierend dürfte es hauptsächlich zu Gemischten, Zonalen und auch meridionalen Lagen kommen, allerdings mit Vorteil bei den Gemischten Lagen. Bei Meridionalen &Zonalen Lagen muss abgewartet werden wie sich die Hurrikan-Saison auf die Zirkulation auswirkt, denn ziehen außertropische Stürme Ri. Norden so iniziiert dies eher Meridionale Lagen. Bei den Großwetterlagen sind BM, HM, NWa, SWz, SWa, TrM,HNz, HNFz, HB, HFz,Nz, TrW, TB zu erwarten, ferner Wz, Wa und WW.

Die Abweichung zu 1961-1990 ( Klimareferenzperiode für Jahreszeiten ) dürfte +1° bis +2,5° betragen, zu 1991-2020 +0,5° bis +1,5°.  

Quelle der Grafiken : 

https://psl.noaa.gov/data/histdata/
https://www.meteociel.fr/
https://climate.rutgers.edu/snowcover/
https://www.ospo.noaa.gov/Products/ocean/sst/anomaly/
https://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/precip/CWlink/pna/nao.shtml
 
Text : (C)Kurt Hansen, Arrondissement Perpignan, Region Occitanie, Departement Pyrénées-Orientales, France.

 


 



Mittwoch, 31. Mai 2023

Sommer 2023

Das zurückliegende Frühjahr wurde von vielen Menschen in D als zu kalt und zu nass empfunden. Aber entspricht das der Realität? Nein, denn mit gerade mal -0,2° Abweichung zur Klimareferenzperiode 1991-2020 lag das Frühjahr quasi genau im neuen, wärmeren Mittel, was sich deutlich an der Abweichung zur alten Referenzperiode 1961-1990 zeigt, hier beträgt die Abweichung genau +1°. Es zeigt, wie sehr wir uns schon an das neue "normal" gewöhnt haben. Beim Niederschlag waren der Westen, Teile der Mitte und der Alpenrand überdurchschnittlich, der Rest des Landes durchschnittlich nass, im Nordosten allerdings war es deutlich zu trocken, hier ist die Dürre-Situation schon jetzt kritisch!

Bei den bereits erwähnten Abweichungen lag ich bei 1961-1990 gerade noch richtig ( Prognose +1 °- +3°), bei 1991-2020 ( Prognose +0,5° - +2,5° ) allerdings deutlich daneben. Auch die vermuteten Druckabweichungen hätten besser ausfallen können, meine Prognose : 

(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Das Ergebnis schaut so aus : 

(C)NOAA

Einfach ausgedrückt sind die Druckabweichungen links auf dem Plot sehr gut getroffen, rechts auf dem Bild allerdings falsch vermutet.

Bei den Großwetterlagen ein ebenso gemischtes Ergebnis. Manche vermuteten Lagen hatte ich richtig auf dem Schirm, andere tauchten entweder gar nicht auf oder nur wenig. Es zeigt sich wieder einmal, daß die Übergangsjahreszeiten schwierig zu prognostizieren sind. 

Nun aber zum Sommer. Man muss kein großer Prophet sein um zu prognostizieren daß dieser wahrscheinlich wieder zu warm bis deutlich zu warm wird. Dies ist nunmal das neue "normal"!

Es gibt aber die ein und andere Besonderheit. Das Final-Warming, die Umstellung auf die sommerliche Ostwind-Zirkulation, begann schon im Februar und dauerte nur bis bis März, das ist ungewöhnlich schnell und früh: 

(C)NOAA
 
Früh abgeschlossene Final Warmings scheinen die Eigenschaft zu besitzen daß sie zu verstärkten Hochdruck in arktischen Breiten führen. Ein gutes, wenn auch recht drastisches Beispiel, wäre das Frühjahr 2021, die damaligen Auswirkungen des Vortex Displacement - eine Versetzung des Polarwirbel - waren sehr stark und zogen sich quasi durch das Frühjahr und den Sommer durch.

Das zurückliegende Displacement war bei weitem nicht so stark wie 2021, aber wie auf dem Plot oben zu sehen führte es anscheinend wieder zu Hochdruck im Bereich Grönland/Kanada. Dieser Hochdruck hat sich aber, wie aktuell gut zu sehen, nun weiter südlich orientiert und sorgt für eine sehr stabile, sonnige und warme Phase über ME und speziell D. Und ich denke, daß dies die ungefähre Richtung für den Sommer bedeutet. 
 

Der Subtropenjetstream verlief bis dato besonders im pazifischen Raum nicht besonders stabil



 

(C)NOAA

desweiteren über Zentral&Nordeuropa mit einer leicht negativen Anomalie, was sich im kühleren April niederschlug und auch für den kühlen Start des Mai verantwortlich war. Diese Anomalie hat sich in den vergangenen Tagen weiter verstärkt

(C)NOAA

Die Schwäche des Subtropenjetstream im europäischen Bereich zeigt sich in den Druckabweichungen des Mai:

 

 (C)NOAA
 
Man sieht quasi im gesamten arktischen Raum mäßige bis starke Tiefdruckanomalie. Dem entgegen steht eine positive Druckanomalie die sich vom subtropischen Atlantik über die Britischen Inseln, ME, Skandinavien bis nach Sibirien zieht, besonders stark bei den Britischen Inseln und Sibirien, der Hochdruck westlich der Britischen Inseln in der 3ten Mai-Dekade zeichnet verantwortlich für den immer noch andauernden Warmluftvorstoß durch die Großwetterlage HB ( Hoch Britische Inseln ).

Werfen wir nun einen Blick auf die Druckverhältnisse auf der Nördlichen Hemisphäre :

 



 (C)WETTERZENTRALE
 
Man sieht recht deutlich die Entwicklung negativen Geoptentials über den Aleuten, wie schon 2022. Dies könnte u.U. den Jetstream dahingehend beeinflußen daß dieser stärker mäandriert, ein Trog-Keil-Muster wäre die Folge. Anders als 2022 zeigt sich kein starkes Azorenhoch, desweiteren negatives Geopotential im Bereich nördliches Grönland / nördlich von Island. Ein starkes Azorenhoch ist nämlich kein Garant für einen stabilen warmen Sommer, hier sollte sich, ausgehend vom Tiefdruck bei den Aleuten, der Jetstream dahingehend wirksam zeigen daß er oben genanntes Muster iniziiert, den Hochdruck westlich der Britischen Inseln zunächst stützt, Hochdruck über Skandinavien iniziiert und desweiteren das abschnüren von Hochdruckzellen ausgehend von den Azoren (" kalbendes" Azorenhoch ) verursacht, was dann zu recht stabilen Sommer / Hochsommerwetter mit Wärme / Hitze / viel Sonne führen könnte.

Die Anomalien der Wassertemps stellen sich wie folgt dar :


(C)NOAA

Fast der gesamte Atlantik wird von teils sehr warmenWasser dominiert. Einzig vor der Ostküste der USA finden sich teils deutlich negative Abweichungen. Dort befindet sich die Geburtsstätte der atlantischen Tiefs, allerdings sind die Wassertemps weiter östlich derzeit einfach viel zu warm als daß sich hieraus zyklonale und damit eher wechselhafte Großwetterlagen über dem Atlantik bilden können.
 
Aber, ein Sommer in ME wäre kein solcher wenn es nicht Störungen geben würde. Sie gehören dazu, ME liegt nicht am Mittelmeer, und Wechselhaftigkeit muss man einrechnen, wenn diese auch bei weitem nicht mehr die Durchschlagskraft wie in vergangenen Jahrzehnten hat. 
 
Tiefdruckentwicklungen vermute ich im Sommerverlauf aus Nordwest kommend, da sich dort, wie im Plot weiter oben zu sehen, die stark negative Anomalie befindet und dann entsprechend durchschlägt. Diese kann sich dann auch als persistent über 1-2 Wochen erweisen.
 
Ich rechne daher ungefähr mit folgenden Druckabweichungen : 
 
(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Bei den Großwetterlagen vermute ich u.a. NWa, Wa, SWa, BM, NWz, Wz, SWz, Troglagen und evtl. nördliche Lagen, zu nennen wären HNa, HB, NEa, HFa und HNz.

Die Abweichung zur Referenzperiode 1991-2020 dürfte sich zwischen 0,5° und 1,5° bewegen, zur Referenzperiode 1961-1990 zwischen 1,5° und 2,5°.

Quelle der Bilder & Plots :
https://psl.noaa.gov/data/histdata/
https://www.wetterzentrale.de/de/default.php
https://www.ospo.noaa.gov/Products/ocean/sst/anomaly/