Donnerstag, 29. Februar 2024

Frühjahr 2024

Fürchtet nicht die Iden des März!

Denn es wird heuer kaum zu einem nachhaltigen Kälteeinbruch kommen, wie es im März gerne geschieht. Warum und wieso werde ich weiter unten versuchen näher zu erläutern. Vorher eine kurze Einordnung der vergangenen Winterprognose. 

Der Winter 2023/2024 wurde der drittmildeste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, desweiteren gehört er nun zu einem der nassesten, denn besonders im Dezember und Januar fiel sehr viel Niederschlag, teils zuviel, wie mehrere schwere Hochwasserlagen zeigten. 

Der Februar schaffte einen neuen Rekord bei der Abweichung, und er wurde der bisher wärmste Wintermonat überhaupt! Die Klimakatastrophe zieht weiter ihre Kreise.

Meine Prognose sah bei den Druckabweichungen folgendermaßen aus : 

(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Ergebnis : 


(C)NOAA

Ein einigermaßen gutes Ergebnis, auch wenn sich die Tiefdruckanomalie deutlich weiter nach Osten erstreckte als vermutet.

Großwetterlagen hatte ich wie folgt vermutet : 

Bei den Wetterlagen dürften folgende Lagen auftreten; Meridionale Wetterlagen wie bspw. u.a. TrM, TrW, TM,HB, TB, desweiteren HNa, HNz, HNFa, HNFz, Na, Nz oder SEz. Bei zonalen und gemischten Wetterlagen die "üblichen Verdächtigen" wie NWz / NWa, BM, HM, SWz, SWa, Wz,Wa,WS.

Hier fällt das Ergebnis etwas gemischt aus, denn meridionale Lagen waren mit 16 Tagen sehr unterrepräsentiert ( 2xNEz, 3xSEa, 3xHB, 3xTB, 2xTrW, 3xHNFz ) und "erkannt" hatte ich nur HB, TB, TrW und HNFz, alle anderen vermuteten traten nicht auf. Dafür gutes Ergebnis bei zonalen Wetterlagen, die mit 46 Tagen wieder dominierend waren, hier traten alle progostizierten auf, bei gemischten traten SWz und NWa nicht auf, dafür alle anderen. Bei den Abweichungen hatte ich wieder zu tief gegriffen. Prognostiziert hatte ich 1,5° bis 2,5° zu 1961-1990, es sind 3,9° geworden, auch für 1991-2020, hier hatte ich 1° bis 1,5° vermutet, das Ergebnis lautet aber 2,7°.

Nun zum Frühjahr. Wie 2023 ereignete sich mitte Frebruar ein SSW welches noch läuft. Etwas unklar ist zum aktuellen Zeitpunkt, ob und wie stark die Störungen der oberen Stockwerke durch die Stratosphäre hindurch auf die Troposphäre wirken, wo sich die meisten wichtigen Großwetterabläufe abspielen. 

Da es allerdings schon recht spät im Jahr ist und der Polarwirbel in seiner Gesamtheit sich sowieso schon langsam aber sicher in Richtung Umstellung zur Sommerzirkulation befindet - auch wenn diese meistens erst im April ggfls. Anfang Mai stattfindet - ist es für weitreichende und lagfristige Auswirkungen auf Großwetterlagen m.M.n. zu spät. Evtl. ist das aktuell laufende SSW bereits das Final Warming, also die oben angesprochene Umstellung zur östlichen Sommerzirkulation, dies ist aber erst der Fall wenn nach einem SSW der Polarwirbel für mind. 10 Tage nicht wieder in die westliche Zirkulation wechselt.

Beim aktuellen SSW handelt es sich noch nicht um einen Split, sondern wieder mal um ein Vortex Displacement, eine Versetzung des Wirbels, und ein solches kann u.U. für recht aktives Wetter in Mitteleuropa sorgen, also viel Wind, viel NS mit eher milden Temperaturen in Wechsel mit kühlen Temperaturen. Das kommt daher, daß Displacements des PW eher für barokline Aktivität in der Athmosphäre stehen, also eine labil geschichtete Athmosphäre. Resultat sind dann u.a. Westlich / Nordwestlich, aber auch Südwestlich geprägte, eher feuchte Lagen mit Advehierung von mP und mT, also GWL wie Wz,Ws ( wenn auch in niedriger Zahl ) NWz, SWz. Oft präsentiert sich der Vortex dann langgezogen und nordöstlich vom Pol versetzt. 

Wie sieht es aktuell aus?

(C)FU BERLIN

(C)FU BERLIN 

Das sieht etwas anders aus, die Tatsache, daß sich der Polarwirbel so zeigt und bis weit über Grönland reicht lässt vermuten, daß es nun eher zu Blockadelagen nördlich kommt, genauer gesagt über Skandinavien, nicht über Grönland! Eine Grönland-Blockierung hatte 2021 das sehr kalte Frühjahr zu verantworten.

Längerfristig gesehen soll sich der Polarwirbel weiter südlich orientieren, mit Zentrum direkt über Mittel/Nordeuropa, weit nach Nordosten und Westen reichend, was dann doch dafür stehen könnte daß es evtl. zu einem Split kommt :


 

(C)FU BERLIN

Die Kupplung zwischen Stratos-und Troposphäre ist jedenfalls in Gang, das sehen GFS und GEOS gleichermaßen so 



(C)STRATOBSERVE

Zwar ist die Tendenz zu einer eher Negativen Atlantischen Oszillation nach einem Vortex Displacement recht stark, d.h. aber nicht daß es, wie bspw. 2021, länger und stärker zu einem Greenland-Blocking kommt, siehe oben.Da sich das ganze aber weiterhin "zieht" ist davon auszugehen daß es wettertechnisch zu einer "wilden" Abfolge verschiedenster Wetterszenarien kommt, weil sich kein Wetterregime so richtig durchsetzen kann. 

Ein Split begünstigt eher Meridionale Tätigkeit, aber da das Frühjahr sowieso die Jahreszeit ist in der Meridionale Großwetterlagen gehäuft auftreten, wird es schwierig werden zu unterscheiden ob eine derartige Dominanz dann einem Split, dem Final Warming geschuldet oder schlicht Jahreszeitlich bedingt ist.

Beim Jetstream zeigt sich folgendes Bild:


(C)METEOCIEL

Zwar ist der Polarfrontjetstream noch vorhanden, mäandriert aber stark, der Subtropenjetstream schon recht gut ausgebildet. 

Kommen wir zu den Wassertemperaturen und der Frage, ob der normalerweise im Frühjahr herrschende Gegensatz zwischen Wasser-und Lufttemperaturen zur verstärkten Bildung von Meridionalen Lagen führt, wie es "eigentlich" für das Frühjahr üblich ist?


 (C)NOAA


 

(C)NOAA

Wie schon so oft in der vergangenen Zeit zeigen sich keine großen Diskrepanzen zwischen Wasser-und Luftttemparturen über dem Atlantik und dem Europäischen Nordmeer, aber, anders als 2023 zeigen sich über weiten Teilen Kanadas bis hin zur Baffinbay - Davisstraße - Labradorsee und der Zentralarktis deutlich positive Abweichungen der Lufttemperatur. Mit diesen Luftmassen dürften Kälteeinbrüche sehr moderat ausfallen. Auch östlich von Mitteleuropa findet sich kaum bzw. wenig Kaltluft :
 

 (C)KARSTEN HAUSTEIN

Bei der Analyse der zyklonalen Strukturen in 500hpa  fällt auf daß es eine starke Zunahme gibt, und zwar auf Mitteleuropa, den gesamten mittleren Atlantik und den subpolaren Bereich ausgeweitet, im subtropischen Bereich findet sich hingegen wieder eine deutliche Abnahme zyklonaler Strukturen.
 
(C)NOAA
 
Das bekräftigt meine Meinung daß es, zuächst mal, eher zu keiner eindeutigen Fokussierung einer bestimmten Großwetterlage komm, es sieht eher nach einem "dahindümpeln" aus. Und da es weit und breit aktuell nur wenig Kaltluft gibt und auch keine großen Schneedecken, sind Kaltlufteinbrüche auch eher wenig zu vermuten und wenn, dann fallen sie moderat aus.

Folge wären dann Wetterlagen wie bspw. BM, HM, SWa, Wa, NWa, HFa, TB ( der Blockadelage über Skandinavien geschuldet ) SWz, WZ und NWz, allerdings kann es aber jederzeit im Frühjahr - auch bis in den Mai hinein - nochmals zu  Kaltlufteinbrüchen durch Großwetterlagen wie bspw. HNFa, HNa Nz, HNz oder HFz kommen.
 
Das langjährige Mittel der Klimaperiode zeigt, wie schon öfter in den vergangenen Jahren erwähnt, in einigen Zeiträum während des Frühjahrs so manch eine Delle nach unten. Nochmals erwähnt, auch im Mai dürften abgeschwächte Kaltlufteinbrüche möglich sein, haben dann aber nichts mit den sog. "Eisheiligen" zu tun. Diese "Singularität" war nie eine wirklich vorhandene, desweiteren werden Kaltlufteinbrüche im Mai immer schwächer - was aber nicht heißt, daß es dann und wann doch mal kälter wird als gedacht.
 
Die Druckabweichungen könnten sich wie folgt darstellen :
 

  (C)KURT HANSEN VIA NOAA
 
Abweichungen : +1° bis +2° zu 1961-1990, +0,5° bis +2° zu 1991-2020. 
 
Quelle der Bilder : 
 
https://coralreefwatch.noaa.gov/product/5km/index_5km_ssta.php
https://psl.noaa.gov/cgi-bin/data/getpage.pl
https://psl.noaa.gov/data/composites/day/
https://www.stratobserve.com/anom_ts_diags
https://www.geo.fu-berlin.de/met/ag/strat/produkte/winterdiagnostics/index.html
https://www.meteociel.fr/modeles/gfse_cartes.php?ech=6&code=0&mode=5&carte=1

Text : (C)Kurt Hansen, Arrondissement Perpignan, Region Occitanie, Departement Pyrénées-Orientales, France.