Dienstag, 26. Mai 2015

Sommer 2015


Warmer  Hochsommer voraus?

Um den kommenden Sommertrend bezügl. des Wetters zu verstehen, müssen wir kurz das Jahr rekapitulieren, dazu sehen wir uns mal die Druckabweichungen von Januar bis Anfang Mai an :



















Man erkennt sehr gut ein sogenanntes "Viererdruckfeld" welches sich quasi über die gesamte Nördliche Hemisphäre zieht, starker Hochdruck im Bereich der Azoren, mittlerer Hochdruck über Nordost-Russland, starker Hochdruck im Bereich Alaska und weiter über dem Nordosten der USA. Besonders der starke Hochdruck im Bereich der Azoren fällt auf. Leicht nördlich verschoben, sorgte diese Konstellation u.a. für den milden und sehr trockenen Frühling in Mitteleuropa.

Mit Beginn des Mai änderte sich dies, wie der nun folgende Plot der Druckabweichungen zeigt :


















Man sieht nun daß das Viererdruckfeld "aufgeweicht" ist, desweiteren hat sich ein recht kräftiger negativer Druckgradient im Ostatlantik aufgebaut mit Austrogung in den mittleren Atlantik / Azoren. Der starke Hochdruck im Bereich der Azoren wurde deutlich abgebaut, dieser Umstand war bzw. ist sehr wichtig für den Sommerverlauf. Denn ein starkes Azorenhoch sorgt dafür, daß im Sommer die Tiefdruckausläufer aus West / Nordwest ungehindert auf Mitteleuropa übergreifen können.

Hier genauer dargestellt :

An dieser Situation hat sich bis dato nicht viel geändert :


























Erst in den letzten Tagen konnte oben erwähnter Tiefdruckeinfluß aus Nordwest in die fragil gewordene Hochdruckbrücke über Mitteleuropa zwischen die Hochdruckgebiete bei den Azoren und über Nordost-Russland eindringen und für leicht wechselhafte, kühle Witterung sorgen.

Die Folgen sind rasch erklärt. Die Austrogung im Ost-Atlantik sorgt dafür, daß warme bis heiße Luftmassen aus subtropischen Breiten nach Europa transportiert werden. Gleichzeitig sorgt Hochdruck im Südwesten dafür, daß sich im Bereich der Azoren die Austrogung stärker präsentieren kann bzw. sich der Hochdruck eher westlich davon zeigt. Im Bereich von Neufundland dürfte Tiefdruckentwicklung für sogenanntes "auffüllen" des Ostatlantischen Trogs verantwortlich zeigen . Und genau diese Entwicklung dürfte dafür sorgen, daß der Warmlufttransport später dann nicht abreißt.

Gleichzeitig sorgt der Transport warmer Luftmassen bis weit nach Norden dafür, daß sich im Verlauf des Hochsommers ein sogenannter "Langwellenrücken über Europa etablieren könnte, welcher der zeitweiligen Hochdruckbildung über Mitteleuropa förderlich wäre. Durchaus eine kühne Vermutung, gab es doch seit ca. 10 Jahren keine durchgreifenden stabilen Hochdrucklagen im Smmer über Mitteleuropa mehr. Dennoch keine realitätsferne Rechnung, desweiteren wäre so den kühlen Luftmassen aus Nord / Nordwest der Weg nach Mitteleuropa versperrt.

Die weitere Entwicklung dürfte sich dann in der Bildung von Hochdruckkeilen des Azorenhochs über Mitteleuropa niederschlagen, korrespondierend mit Austrogungen im Atlantik und dadurch weiterer Zufuhr von warmen bis heißen Luftmassen.

Zunächst aber wird es im ersten drittel des Sommers aufgrund des eher nördlich / westlich orientierten Langwellenrückens zu einer Konzentrierung von Hochdruck am Westrand von Mitteleuropa kommen, dies iniziiert u.a. eine Zyklonale Nordwestlage mit kühl-feuchtem Wetter oder auch ein Hoch Britische Inseln, welches für freundliches, aber ebenso kühles Wetter steht.

Es versteht sich von selbst und ist der geographischen Lage von Mitteleuropa geschuldet, daß sich die weiter oben geschilderte Situation mit Hochdruckkeilen des Azorenhochs keinesfalls lückenlos über den gesamten Sommer ziehen dürfte. Tiefdruckeinfluß aus West / Nordwest wird auch mal für kühleres, wechselhafteres Wetter sorgen, diese Abschnitte dürften sich aber auf wenige Wochen beschränken. Desweiteren muss man erwähnen daß die oben beschriebenen Umbauprozesse entsprechend Zeit brauchen, das geht nicht von "heute auf morgen" sondern kann sich unter Umständen über Wochen hinziehen. Und während dieser Zeit, besonders im ersten drittel des Sommers, kann es immer wieder zu Übergriffen der bereits erwähnten Tiefdruckgebiete aus West / Nordwest kommen.

Da wie erwähnt dieser Prozess gewisse Zeit benötigt wird es im Norden zu anfangs noch leicht zäh verlaufen was sommerliche Entwicklungen angeht. Dies dürfte sich dann aber bald erledigt haben sobald der Langwellenrücken stabil genug ist. Wird der Langwellenrücken abgebaut und Hochdruckkeile übernehmen die Regie, hat dies leider zur Folge, daß der Norden vermehrt von sommerlichen Entwicklungen ausgespart bleibt.

Gesamt gesehen scheint sich ein warmer  Sommer abzuzeichnen. Die Abweichung zur Klima-Referenzperiode 1961 - 1990 dürfte sich im Bereich +1,5° bis +2,5° bewegen.

Quelle der Plots : http://www.esrl.noaa.gov/psd/data/composites/day/