Montag, 28. Februar 2022

Frühjahr 2022

Wieder liegt ein sehr milder Winter hinter uns, das ist nun schon Nr.11 in Folge. Und weitere dürften folgen, in Zukunft wird ein Winter als "sehr kalt" gelten wenn er bspw. wie der von 2012/2013 ( kalter Frebruar ) verläuft oder 2016/2017 ( kalter Januar ). 

Bis auf die Druckabweichungen ist die Winterprognose sehr gut eingetroffen, so sahen diese aus : 

(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Und hier das Ergebnis : 

(C)NOAA

Das ist schon ein ziemlich ernüchterndes Ergebnis, es ist mir nicht gelungen, die klar dominierende Strömungsrichtung des Winters - nämlich West / Nordwest, wie von mir in der Winterprognose als Überschrift angeführt - klar in einem Plot darzustellen. 

Sehr gut getroffen hingegen die von mir vermuteten Großwetterlagen, nämlich NWz / NWa, BM, HM, SWz, SWa,Wz, Wa, TrM, TrW, TM,HB, TB mit Vorteil bei den Gemischten Wetterlagen. An 43 Tagen herrschten gemischte Wetterlagen, NWz, BM und NWa waren hier vorherrschend, an 36 Tagen gab es zonale Wetterlagen, hauptsächlich Wz und Wa, abgeschlagen mit 10 Tagen wurden Meridionale Wetterlagen notiert, zwei waren dabei die von mir vermuteten, nämlich TrM und HB. Nördliche und Nordöstliche Lagen spielten keine Rolle, auch hier lag ich richtig. Bei den Abweichungen hatte ich dagegen ein klein wenig zu tief gegriffen. Prognostiziert hatte ich 1° bis 2,5° zu 1961-1990, es sind fast 3° geworden und 0,5° bis 1,5° zu 1991-2020, hier läuft es auf 1,8° hinaus. 

Eine länger anhaltende Störung des Polarwirbel gab es wie vermutet nicht, im Gegenteil, er präsentierte sich kräftig und ausgewogen, kältere Abschnitte erfolgten, ebenfalls richtig von mir vermutet, aus Trogentwicklungen, Rückseiten von durchziehenden Tiefdruckgebieten und kurzzeitigen Blockadelagen. 

Beim Frühjahr wird es anders laufen als vergangenes Jahr, das steht für mich jetzt schon fest. 2021 wird sich auch in den anderen, noch folgenden Jahreszeiten, nicht wiederholen. Das Wetterjahr 2021 war eine Laune der Natur. Ein Querschläger der Evolution! 

Das zeigt sich schon beim Rückzug des Polarwirbel auf seinen normalerweise angestammten Platz über der zentralen Arktis : 

(C)FU BERLIN

Völlig anders als 2021, damals ein äußerst kleiner Polarwirbel, zwar stark wie aktuell, aber abseits des Zentrums platziert. Die aktuelle Position dürfte recht bald in den Zusammenbruch des Polarwirbel - das Final Warming - münden und die Umstellung auf sommerliche Ostwindzirkulation einleiten. Der anstehende Kaltlufteinbruch dürfte recht moderat ausfallen, die Nord/Nordöstliche Höhenströmung kann auch nur deswegen Mitteleuropa erreichen weil sich in der 550k Isentropen Fläche noch ein schmaler Höhenrücken ausbilden soll wie hier zu sehen, er reicht von der Biskaya / Frankreich bis Skandinavien : 

 
(C)FU BERLIN
 
Blicken wir auf den Jettream : 
 
 
(C)UNIVERSITY WYOMING
 
Der Polarfrontjetstream hat sich bereits weit zurückgezogen, der Subtropenjetstream allerdings noch nicht geschlossen, dies dürfte aber bald geschehen sein. 
 
Kommen wir zu den Wassertemperaturen und der Frage, ob der normalerweise im Frühjahr herrschende Gegensatz zwischen Wasser-und Lufttemperaturen zur verstärkten Bildung von Meridionalen Lagen führt, wie es "eigentlich" für das Frühjahr üblich ist?
 

 (C)NOAA

(C)NOAA
 
Wie schon 2021 zeigen sich keine großen Diskrepanzen zwischen Wasser-und Luftttemparturen über dem Atlantik und dem Europäischen Nordmeer, aber, anders als 2021 zeigen sich über der gesamten Zentralarktis und dem Arktischen Ozean deutlich positive Abweichungen der Lufttemperatur. Sollte es also heuer zu Nord/Nordöstlichen Lagen im Frühjahr kommen so werden diese bei weitem nicht so kalt ausfallen wie 2021. 
 
Bei der Analyse der zyklonalen Strukturen in 500hpa  fällt auf daß es zwar eine Zunahme gibt, diese sich aber heuer auf Mitteleuropa, den mittleren Atlantik und den subpolaren Bereich beschränkt, im subtropischen Bereich findet sich hingegen eine deutliche Abnahme zyklonaler Strukturen.



(C)NOAA

Gesamt gesehen würde ich sagen daß sich hier starke Mäandrierungen ankündigen die sich evtl. zu entsprechenden Omega-artigen Druckgebilden ausbilden könnten. 

Folge wären dann die für solche Druckkonstellationen typischen Wetterlagen wie bspw. BM, HM, SWa, Wa, HNa, NWa, evtl. im Wechsel mit SWz, WZ und NWz, allerdings kann es aber jederzeit im Frühjahr - auch bis in den Mai hinein - nochmals zu recht markanten Kaltlufteinbrüchen durch Großwetterlagen wie bspw. HNFz, Nz, HNz oder HFz kommen. Das langjährige Mittel der Klimaperiode zeigt, wie schon öfter in den vergangenen Jahren erwähnt, in einigen Zeiträum während des Frühjahrs so manch eine Delle nach unten. Nochmal, auch im Mai dürften abgeschwächte Kaltlufteinbrüche möglich sein, haben dann aber nichts mit den sog. "Eisheiligen" zu tun. Diese "Singularität" war nie eine wirklich vorhandene, desweiteren werden Kaltlufteinbrüche im Mai immer schwächer - was aber nicht heißt, daß es dann und wann doch mal kälter wird als gedacht, diese Gefahr sehe ich im kommenden Frühjahr als eher gering an.
 
Mäandrierungen der Zirkulation begünstigen zwar auch die Bildung von Trog&Tiefdrucklagen wie bspw. TrW, TrM, TM, diese dürften aber schnell durchziehen, außerdem kühlere Hochdruckrandlagen wie HB, welche die einzige dieser Lagen ist der ich es zutraue, auch mal etwas länger zu verweilen, so sie denn überhaupt auftritt.

Die Druckabweichungen könnten sich wie folgt darstellen :
 
(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Abweichungen : +1° bis +3° zu 1961-1990, +0,5° bis +2° zu 1991-2020. 

Quelle der Bilder : 
 
https://coralreefwatch.noaa.gov/product/5km/index_5km_ssta.php
https://psl.noaa.gov/cgi-bin/data/getpage.pl
https://psl.noaa.gov/data/composites/day/
https://www.geo.fu-berlin.de/met/ag/strat/produkte/winterdiagnostics/index.html
http://weather.uwyo.edu/upperair/uamap.shtml