Dienstag, 8. September 2015

Herbst 2015

Tiefdruckgeprägt und durchwachsen!

Die Dominanz von gemischten und zonalen Wetterlagen der letzten Monate wird sich vorübergehend verabschieden und einer Verstärkung meridionaler Wetterlagen Platz machen, zunächst Tiefdrucklagen, gefolgt von Nebelanfälligen Hochdrucklagen, was aber für einen Herbst recht normal ist. Die Ursache für den Tiefdruck ist in einer besonders starken Kaltwasser-Anomalie im östlichen Atlantik zu finden, dazu eine Animation




















Wie man erkennen kann hat sich diese Anomalie aber bereits von Norden her abgeschwächt. Ursache hierfür sind verhältnismäßig milde Luftmassen aus der Nördlichen Hemisphäre. Dies verstärkt die Gegensätze, es trifft also warme Luft auf kaltes Wasser, und solche Gegensätze sind immer einer verstärkten Tiefdruckbildung förderlich.
Es wurde in der letzten Zeit vermutet daß diese Kaltwasser-Anomalie mit einer Abschwächung des Golfstroms zusammenhängt. Nun, wenn sich der Golfstrom abschwächt müsste sich dies in einen deutlich reduzierten Salzgehalt äußern. Der Salzgehalt ist äußerst wichtig für die "Fernheizung" die der Golfstrom darstellt, denn salzhaltiges Wasser hat eine hohe Dichte und sinkt daher schnell ab. Damit das warme oberflächennahe Wasser gen Europa transportiert wird muss das salzhaltige Wasser in der Tiefe absinken damit die warmen Wassermassen ungehindert fließen können.

Wie man an folgender Animation erkennen kann gibt es über das bisherige Jahr gesehen keine auffälligen Veränderungen des Salzgehalts des Golftrsoms in ca. 300m Tiefe :


























Da sich die oben angesprochene Kaltwasser-Anomalie also bereits dabei ist abzuschwächen ( gänzlich verschwinden wird sie aber nicht ) könnte sich dies im weiteren Herbstverlauf mit einer Zunahme von Wetterlagen der gemischten und zonalen Struktur niederschlagen, das lässt sich auch am steigenden Index der Nord-Atlantischen-Oszillation erkennen. Ein hoher Index bedeutet einerseits ein kräftiges Islandtief und ergo kräftiges Azorenhoch. Dies nennt man die "Westdrift" und ist hauptsächlich für das eher wechselhafte Wetter in Mitteleuropa zuständig :


















Wie man sieht ist der Index 2015 stark angestiegen, nur während des Sommers gab es einen Einbruch in den Minus-Bereich.

Aufgrund dieser Gegebenheiten rechne ich mit einem Tiefdruckgeprägten durchwachsenen Herbstbeginn, dann Übergang zu ruhigen Hochdrucklagen zum Ende des Herbst hin. Von der Temperatur her dürfte sich der Herbst normal bis zu mild präsentieren, von +/-0° bis +2° Aweichung zur Klimareferenzperiode 1961-1990.

Quelle der Animation Wassertemperatur :http://www.ospo.noaa.gov/Products/ocean/sst/anomaly/
Quelle der Animation Golfstrom : http://bulletin.mercator-ocean.fr/en/PSY4#3/69.66/-51.33
Quelle NAO Index : http://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/precip/CWlink/pna/JFM_season_nao_index.shtml

Dienstag, 1. September 2015

Verifikation Sommer-Prognose

Einer der wärmsten und trockensten Sommer der vergangenen Jahrzehnte ist - meteorologisch gesehen - Geschichte! Kalendarisch gesehen geht der Sommer ja noch bis zum 23.09.

Zum ersten mal werde ich hier nun meine Prognose beleuchten und verifizieren, wie sich das im wissenschaftlichen Kontext gehört.

Zum Sommerverlauf an sich ist zu sagen daß der Sommer nicht überall in Deutschland so "groß" verlaufen ist wie es uns so mancher Meteorologe glauben machen möchte. Denn es gibt zwei Regionen, die im vergangenen Sommer oftmals das Nachsehen hatten, und das waren der Norden und der Nordwesten!

Kommen wir nun zu meinen Prognosen den Sommer betreffend. In meiner Prognose vom 21.06 schrieb ich :

Die Folgen sind rasch erklärt. Die Austrogung im Ost-Atlantik sorgt dafür, daß warme bis heiße Luftmassen aus subtropischen Breiten nach Europa transportiert werden. Gleichzeitig sorgt Hochdruck im Südwesten dafür, daß sich im Bereich der Azoren die Austrogung stärker präsentieren kann bzw. sich der Hochdruck eher westlich davon zeigt. Im Bereich von Neufundland dürfte Tiefdruckentwicklung für sogenanntes "auffüllen" des Ostatlantischen Trogs verantwortlich zeigen . Und genau diese Entwicklung dürfte dafür sorgen, daß der Warmlufttransport später dann nicht abreißt.
Gleichzeitig sorgt der Transport warmer Luftmassen bis weit nach Norden dafür, daß sich im Verlauf des Hochsommers ein sogenannter "Langwellenrücken über Europa etablieren könnte, welcher der zeitweiligen Hochdruckbildung über Mitteleuropa förderlich wäre. Durchaus eine kühne Vermutung, gab es doch seit ca. 10 Jahren keine durchgreifenden stabilen Hochdrucklagen im Smmer über Mitteleuropa mehr. Dennoch keine realitätsferne Rechnung, desweiteren wäre so den kühlen Luftmassen aus Nord / Nordwest der Weg nach Mitteleuropa versperrt.

Betrachten wir nun die Druckabweichungen über Europa anhand des folgenden Plot :

 Der Hochdruck westlich der Azoren war nicht stark genug um einen entsprechend starken Warmlufttransport dergestalt zu iniziieren, daß der Langwellenrücken über Europa auf längere Sicht gesehen stabil bleiben konnte. Die Austrogung im Ostatlantik beschränkte sich gesamt gesehen auf den Bereich zwischen Island und den Azoren. Eine starke Hochdruckbildung konzentrierte sich über dem südöstlichen Raum und nicht genau über Mitteleuropa.

Die Druckabweichungen wurden zwar richtig vermutet, fielen aber entweder schwächer oder verschoben aus.

Desweiteren wurde vermutet :

Die weitere Entwicklung dürfte sich dann in der Bildung von Hochdruckkeilen des Azorenhochs über Mitteleuropa niederschlagen, korrespondierend mit Austrogungen im Atlantik und dadurch weiterer Zufuhr von warmen bis heißen Luftmassen.

Dies ist eingetroffen, wie man am obigen Plot gut erkennen kann. Vom Azorenhoch bildeten sich immer wieder Keile, die für das entsprechend warm-heiße und trockene Wetter in vielen Teilen von Mitteleuropa sorgten. Da aber diese Keile nicht monatelang stabil bleiben gab es immer wieder kurze Störungen durch Tiefdruckeinfluß, auch das wurde richtig vermutet :

Es versteht sich von selbst und ist der geographischen Lage von Mitteleuropa geschuldet, daß sich die weiter oben geschilderte Situation mit Hochdruckkeilen des Azorenhochs keinesfalls lückenlos über den gesamten Sommer ziehen dürfte. Tiefdruckeinfluß aus West / Nordwest wird auch mal für kühleres, wechselhafteres Wetter sorgen, diese Abschnitte dürften sich aber auf wenige Wochen beschränken.

Kommen wir nun zum Norden und Nordwesten. Wie schon erwähnt wurden diese beiden Regionen oft von der Wetterentwicklung des übrigen Landes ausgespart. Hochdruckkeile des Azorenhochs sind nunmal nicht in der Lage, das gesamte Land "abzudecken". Deutlich wird dies ersichtlich wenn wir uns dem Plot der Temperaturen in 850hpa anschauen, das sind die Luftmassen, die dann "unten" für entsprechend warmes oder kühles Wetter sorgen :

 Deutlich zu erkennen; der Norden und Nordwesten wurden von den warm-heißen Luftmassen doch eher ausgespart. Dies schlug sich auch in den Abweichungen der Lufttemperaturen nieder :



























Und auch hier ist wieder der benachteiligte Norden und Nordwesten deutlich zu erkennen.

Abschließend möchte ich noch den Plot der Niederschläge zeigen, denn wenn man sich so manche Kommentare im Netz durchliest so muss man den Eindruck bekommen daß der zurückliegende Sommer eine Dürre-Katastrophe epischen Ausmaßes war. Dazu ist zunächst mal zu sagen daß wir Menschen immer wieder den Fehler begehen, in "menschlichen" Zeiträumen zu denken! Ein paar Wochen Trockenheit mögen der Pflanzen & Tierwelt zwar zusetzen, sie haben aber die Fähigkeit, sich diesen Umständen schnell anzupassen, bei Pflanzen nennt man das die sog. "Hitzeresistenz" - sie stellen ihr Wachstum ein und "warten". Grünflächen, die heute noch verbrannt und verdorrt aussehen, blühen wieder auf sobald genug Regen fällt.







Und wieder sehen wir den Nordwesten der aus der Reihe tanzt mit eher durchschnittlich / leicht überdurchschnittlichen Regenmengen, also schlicht zu nass! Überraschung ist ebenfalls ein teils deutlich zu nasser großer Bereich am Alpenrand quer von Südwest nach Südost und leicht nördlich davon, musste man doch den Eindruck gewinnen daß besonders diese Regionen unter einer nie erlebten Trockenheit zu leiden hatten - nun, Zahlen lügen nicht, und dieser Plot zeigt eindrucksvoll, daß Empfinden und gemessene Realität oft Welten voneinander entfernt liegen!

FAZIT : Eine Langfristprognose kann nicht regionengenau das Wetter vermuten, hier muss alle Theorie dann doch versagen. Ich werde aber weiterhin versuchen, Abweichungen des Drucks und der Temperaturen so gut als möglich vorherzusagen.

Quelle der Plots : http://www.esrl.noaa.gov/psd/data/composites/day/