Mittwoch, 31. Mai 2023

Sommer 2023

Das zurückliegende Frühjahr wurde von vielen Menschen in D als zu kalt und zu nass empfunden. Aber entspricht das der Realität? Nein, denn mit gerade mal -0,2° Abweichung zur Klimareferenzperiode 1991-2020 lag das Frühjahr quasi genau im neuen, wärmeren Mittel, was sich deutlich an der Abweichung zur alten Referenzperiode 1961-1990 zeigt, hier beträgt die Abweichung genau +1°. Es zeigt, wie sehr wir uns schon an das neue "normal" gewöhnt haben. Beim Niederschlag waren der Westen, Teile der Mitte und der Alpenrand überdurchschnittlich, der Rest des Landes durchschnittlich nass, im Nordosten allerdings war es deutlich zu trocken, hier ist die Dürre-Situation schon jetzt kritisch!

Bei den bereits erwähnten Abweichungen lag ich bei 1961-1990 gerade noch richtig ( Prognose +1 °- +3°), bei 1991-2020 ( Prognose +0,5° - +2,5° ) allerdings deutlich daneben. Auch die vermuteten Druckabweichungen hätten besser ausfallen können, meine Prognose : 

(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Das Ergebnis schaut so aus : 

(C)NOAA

Einfach ausgedrückt sind die Druckabweichungen links auf dem Plot sehr gut getroffen, rechts auf dem Bild allerdings falsch vermutet.

Bei den Großwetterlagen ein ebenso gemischtes Ergebnis. Manche vermuteten Lagen hatte ich richtig auf dem Schirm, andere tauchten entweder gar nicht auf oder nur wenig. Es zeigt sich wieder einmal, daß die Übergangsjahreszeiten schwierig zu prognostizieren sind. 

Nun aber zum Sommer. Man muss kein großer Prophet sein um zu prognostizieren daß dieser wahrscheinlich wieder zu warm bis deutlich zu warm wird. Dies ist nunmal das neue "normal"!

Es gibt aber die ein und andere Besonderheit. Das Final-Warming, die Umstellung auf die sommerliche Ostwind-Zirkulation, begann schon im Februar und dauerte nur bis bis März, das ist ungewöhnlich schnell und früh: 

(C)NOAA
 
Früh abgeschlossene Final Warmings scheinen die Eigenschaft zu besitzen daß sie zu verstärkten Hochdruck in arktischen Breiten führen. Ein gutes, wenn auch recht drastisches Beispiel, wäre das Frühjahr 2021, die damaligen Auswirkungen des Vortex Displacement - eine Versetzung des Polarwirbel - waren sehr stark und zogen sich quasi durch das Frühjahr und den Sommer durch.

Das zurückliegende Displacement war bei weitem nicht so stark wie 2021, aber wie auf dem Plot oben zu sehen führte es anscheinend wieder zu Hochdruck im Bereich Grönland/Kanada. Dieser Hochdruck hat sich aber, wie aktuell gut zu sehen, nun weiter südlich orientiert und sorgt für eine sehr stabile, sonnige und warme Phase über ME und speziell D. Und ich denke, daß dies die ungefähre Richtung für den Sommer bedeutet. 
 

Der Subtropenjetstream verlief bis dato besonders im pazifischen Raum nicht besonders stabil



 

(C)NOAA

desweiteren über Zentral&Nordeuropa mit einer leicht negativen Anomalie, was sich im kühleren April niederschlug und auch für den kühlen Start des Mai verantwortlich war. Diese Anomalie hat sich in den vergangenen Tagen weiter verstärkt

(C)NOAA

Die Schwäche des Subtropenjetstream im europäischen Bereich zeigt sich in den Druckabweichungen des Mai:

 

 (C)NOAA
 
Man sieht quasi im gesamten arktischen Raum mäßige bis starke Tiefdruckanomalie. Dem entgegen steht eine positive Druckanomalie die sich vom subtropischen Atlantik über die Britischen Inseln, ME, Skandinavien bis nach Sibirien zieht, besonders stark bei den Britischen Inseln und Sibirien, der Hochdruck westlich der Britischen Inseln in der 3ten Mai-Dekade zeichnet verantwortlich für den immer noch andauernden Warmluftvorstoß durch die Großwetterlage HB ( Hoch Britische Inseln ).

Werfen wir nun einen Blick auf die Druckverhältnisse auf der Nördlichen Hemisphäre :

 



 (C)WETTERZENTRALE
 
Man sieht recht deutlich die Entwicklung negativen Geoptentials über den Aleuten, wie schon 2022. Dies könnte u.U. den Jetstream dahingehend beeinflußen daß dieser stärker mäandriert, ein Trog-Keil-Muster wäre die Folge. Anders als 2022 zeigt sich kein starkes Azorenhoch, desweiteren negatives Geopotential im Bereich nördliches Grönland / nördlich von Island. Ein starkes Azorenhoch ist nämlich kein Garant für einen stabilen warmen Sommer, hier sollte sich, ausgehend vom Tiefdruck bei den Aleuten, der Jetstream dahingehend wirksam zeigen daß er oben genanntes Muster iniziiert, den Hochdruck westlich der Britischen Inseln zunächst stützt, Hochdruck über Skandinavien iniziiert und desweiteren das abschnüren von Hochdruckzellen ausgehend von den Azoren (" kalbendes" Azorenhoch ) verursacht, was dann zu recht stabilen Sommer / Hochsommerwetter mit Wärme / Hitze / viel Sonne führen könnte.

Die Anomalien der Wassertemps stellen sich wie folgt dar :


(C)NOAA

Fast der gesamte Atlantik wird von teils sehr warmenWasser dominiert. Einzig vor der Ostküste der USA finden sich teils deutlich negative Abweichungen. Dort befindet sich die Geburtsstätte der atlantischen Tiefs, allerdings sind die Wassertemps weiter östlich derzeit einfach viel zu warm als daß sich hieraus zyklonale und damit eher wechselhafte Großwetterlagen über dem Atlantik bilden können.
 
Aber, ein Sommer in ME wäre kein solcher wenn es nicht Störungen geben würde. Sie gehören dazu, ME liegt nicht am Mittelmeer, und Wechselhaftigkeit muss man einrechnen, wenn diese auch bei weitem nicht mehr die Durchschlagskraft wie in vergangenen Jahrzehnten hat. 
 
Tiefdruckentwicklungen vermute ich im Sommerverlauf aus Nordwest kommend, da sich dort, wie im Plot weiter oben zu sehen, die stark negative Anomalie befindet und dann entsprechend durchschlägt. Diese kann sich dann auch als persistent über 1-2 Wochen erweisen.
 
Ich rechne daher ungefähr mit folgenden Druckabweichungen : 
 
(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Bei den Großwetterlagen vermute ich u.a. NWa, Wa, SWa, BM, NWz, Wz, SWz, Troglagen und evtl. nördliche Lagen, zu nennen wären HNa, HB, NEa, HFa und HNz.

Die Abweichung zur Referenzperiode 1991-2020 dürfte sich zwischen 0,5° und 1,5° bewegen, zur Referenzperiode 1961-1990 zwischen 1,5° und 2,5°.

Quelle der Bilder & Plots :
https://psl.noaa.gov/data/histdata/
https://www.wetterzentrale.de/de/default.php
https://www.ospo.noaa.gov/Products/ocean/sst/anomaly/