Sonntag, 26. Mai 2019

Sommer 2019

Mit Traditionen soll man nicht brechen, daher folgt zunächst, wie immer, ein kurzer Rückblick auf die vergangene Frühjahrsprognose.

Vorab, der sehr starke Kaltlufteinbruch im Mai, der zum kältesten Mai seit 2010 führte, war in dieser Ausprägung Monate vorher nicht zu prognostizieren. Wer behauptet dies zu können, lügt schlicht. Zwar sind Kaltlufteinbrüche im April und Mai während des Frühjahr nichts besonderes - darauf wurde von meiner Seite hingewiesen - aber mit einer derartigen Persistenz war nicht zu rechnen.

Vermutet wurden von mir folgende Druckabweichungen



(C)NOAA

und wieder einmal wurde ein sehr gutes Ergebnis erzielt, denn die tatsächlichen Druckabweichungen stellen sich wie folgt dar

(C)NOAA

Einzig der verstärkte Tiefdruckeinfluß in arktischen Breiten wurde falsch prognostiziert, der starke Hochdruck über Grönland führte zu einem sog. "Grönland-Blocking" ( dazu gleich mehr ) und iniziierte den starken Kaltlufteinbruch im Mai.

Die Sommer-Prognose gestaltet sich schwierig. Denn die Zirkulation wurde durch ein sog. sehr starkes "Final Warming" der Stratoshäre nachhaltig verändert. Diese "Final Warmings" sind nichts besonderes, sie finden jedes Jahr statt und sorgen dafür, daß die athmosphärischen Strömungen auf Sommerzirkulation umstellen.

Aber, durch den anthropogen forcierten Klimawandel und den damit verbundenen starken Eintrag von CO2 und Aerosolen in die Athmosphäre, kommt es vor, daß ein solches Final Warming sehr stark ausfällt.

Und genau dies war heuer der Fall, wie man auf der grafischen Analyse der NOAA sehen kann

(C)NOAA

Wie man sehen kann, ein deutlicher Ausschlag im April nach oben, 2018 ( und auch in manch anderen Jahren ) gab es dies nicht. Das Final Warming in 2018 verlief völlig normal.

Dieses starke Final Warming sorgte für eine starke Schwächung des Polarfrontjetstream

(C)NOAA

deutlich zu erkennen an den stark blau gefärbten Bereichen im subpolaren Raum und ausgreifend bis nach Europa.
Dadurch erfolgte starke Advektion von Kaltluft, v.a. via Grönland, dies verstärkte dort den sowieso schon recht hohen Luftdruck und sorgte für ein sog. "Grönland-Blocking" wodurch die Kaltluft auf quasi direkten Weg nach Europa gelangen konnte. Eindrucksvoll zu sehen in diesem Plot der Druckabweichungen des Mai

(C)NOAA

Die Schwächung des Polarfromtjetstream ist auch hier gut zu erkennen

(C))squall.sfsu.edu

Denn dies führte zur Bildung einer sog. "Viererwelle". Entsteht eine solche, bilden sich zwei "Rücken", meistens einer südlich von Grönland und einer über der Zentralrussischen Landmasse. In der Lücke dazwischen entsteht ein Trog, und in diesem flutet arktische Kaltluft. Erkennbar sind diese Rücken auf obiger Grafik durch die starke Mäandrierung des Jatstream südlich von Grönand und das verstärkte Jetstreamband ausgehend von Polen über das Baltikum bis nach Nordostrussland.

Eine derartige Viererwelle zeichnet sich durch eine starke Persistenz aus und es bedarf starker Warmluftadvektion um diese zu "brechen" und den Umbauprozess auf der Nördlichen Hemisphäre zu forcieren, und genau dies geschieht seit mitte Mai, hier zu sehen beginnend ab ca. 15.05



(C)Wetterzentrale

und zwar iniziert durch Warmluftadvektion an der Ostkanadischen Küste und direkt "gegenüber" im ostasiatischen Raum. Diese Warmluftadvektion hielt auch bis mitte Mai an

(C)Wetterzentrale

Als Resultat wurde die Dominanz der Viererwelle gebrochen und der starke Hochdruck über Grönland abgeschwächt, dadurch verliert auch das Grönland-Blocking an Kraft, dies war bereits seit mitte Mai zu beobachten, denn der Hochdruck orientiert sich langsam westwärts in Ri Skandinavien und Nordost-Russland

 (C)NOAA

 Im Vergleich mit der Grafik der Druckabweichungen weiter oben ist außerdem festzustellen daß der dominierende Tiefdruck über Europa ebenfalls schwächer geworden ist. Da aber der Hochdruck über Grönland weiter stark bleibt ist damit zu rechnen daß es von diesem ausgehend Kaltluftausbrüche in den Atlantik via Island geben wird. Der Blick auf den Jetstream zeigt, daß sich dieser deutlich erholt hat und in recht geordneten Bahnen mit leichten Mäandrierungen verläuft


(C)squall.sfsu.edu


Kommen wir zu den Anomalien der Wassertemps, diese sind wie immer sehr wichtig für die weitere Entwicklung.

(C)NOAA

Diese zeigen, daß sich im Bereich der Azoren recht kaltes Wasser befindet, ebenfalls nördlich, östlich und auch nordwestlich, es wird quasi ein großer Bereich des mittleren Atlantik von eher kühlen Wasser dominiert. Rund um Island und in Ri. Spitzbergen, also im subpolaren Raum, befindet sich recht warmes Wasser, ebenso südlich von Grönland.

Daraus resultiert, daß das Azorenhoch ähnlich wie 2018 zwar abgeflacht wird, jedoch aufgrund der Dynamik die durch kaltes Wasser und warme Luft entsteht sich ostwärts und auch nordwestwärts orientiert. Es sind dann zwar Gegensätze vorhanden, diese werden aber nicht stark genug sein um ein starkes atlantisches Blocking herbei zu führen.

Versucht man alle Komponenten zusammen zu fügen - einigermaßen starkes, aber abgeflachtes Azorenhoch mit Ost/Nordwestwärts-Verlagerung, Hochdruck der sich eher Nordostwärts in Ri. Nordost-Russland orientiert ( siehe oben ), weiterhin einigermaßen starker Hochdruck über Grönland mit Kaltluftausbrüchen Ri. Süden und daraus dort entstehenden Tiefdruck ( kalte Luft trifft auf warmes Wasser, große Gegensätze sind vorhanden und solche sind Tiefdruckfördernd ) - so dürften sich folgende Drckabweichungen bilden, es ei aber erwähnt daß die weiter oben erwähnten Umbauprozesse, die auf der Nördlichen Hemisphäre stattfanden-und finden, Zeit brauchen ( mitte / Ende der 2ten Juni - Dekade ), da die Prozesse aufgrund der vorangegangenen Entwicklungen etwas träge agieren. :


(C)NOAA

Es dürfte sich also eine eher antizyklonal ausgerichtete Achslage bilden, die leicht nördlich orientierte Frontalzone ist jedoch anfällig für Störungen bspw. an der Ostflanke im atlantischen Bereich. Diese Störungen können auch mal wechselhaftes, kühles Wetter zur Folge haben - das passiert in jedem Sommer und gehört zum Mitteleuroäischen Klima dazu - aber ebenso Trogentwicklungen v.a. über Westeuropa, welche dann recht warm-bis heißes Wetter iniziieren.

Oder anders ausgedrückt dürfte es aufgrund der vorab genannten Trogentwicklungen gut möglich sein daß heuer die Temperaturspitzen um einiges höher ausfallen als noch 2018. Eine Charakteristik des Sommer 2018 war ja, daß es eher selten zu Temperaturspitzen im Bereich 38° / 39° oder gar nahe an die 40° gab, so wie bspw. 2015. Es dürfte nicht wenige geben, die sich bald die Temperaturen des Sommers 2018 zurückwünschen.


Bei den Großwetterlagen des Sommers dürften demnach zum einen Gemischte  Lagen überwiegen, zu nennen wären u.a. Brücke Mitteleuropa ( BM ), Südwestlage antizyklonal ( SWa ) Hoch Nordmeer-Island antizyklonal ( HNa ) Nordwestlage antiztyklonal ( NWa ) und  Hoch Mitteleuropa ( HM ). Meridionale Trog & Tiefdrucklagen ( TrW, TrM, TB, TM ) dürften aber wie oben erwähnt ebenso häufig auftreten, gemischte kühle Lagen ( bspw. NWz ), spielen auch eine Rolle weil sie für die typischen Einbrüche in einem Mitteleuropäischen Sommer stehen. Zonale Lagen sehe ich zunächst unterrepräsentiert,  evtl. schafft es die zonale GWL Westlage antizyklonal ( Wa ) sich mal kurzzeitig durchzusetzen, die zyklonale Westlage ( Wz ) könnte im späteren Verlauf des Sommers dahingehend eine Rolle spielen da sie evtl. der Wegbereiter für eine Hoch / Spätsommer - Hitzewelle sein könnte .

Bei der Abweichung zur derzeit aktuellen Klimatologischen Referenzperiode 1961 - 1990 ist +1,5° bis +2,5° zu vermuten.

Quelle der NOAA - Plots :  https://www.esrl.noaa.gov/psd/map/
Quelle der SST - Anomalien : http://www.ospo.noaa.gov/Products/ocean/sst/anomaly/
Quelle des Jetstream : http://squall.sfsu.edu/crws/archive/jetstream_archive.html
Quelle der Wetterkarten : www.wetterzentrale.de