Dienstag, 30. November 2021

Winter 2021/2022

 Kurs West-Nordwest!

So und nicht anders sieht der Fahrplan für den kommenden Winter aus, den ich, nach einer kurzen Verifikation des zurückliegenden Herbst, heute besprechen möchte. 

Folgende Druckabweichungen hatte ich vermutet : 

(C)NOAA

Und so schaut das Ergebnis aus : 

(C)NOAA

Allenfalls ein eher mäßiges Ergebnis, einigermaßen gut getroffen der Hochdruck im Bereich Grlnland / Kanada / Westlicher Atlantik, mehr Hochdruck hatte ich Ri. Osten vermutet, in Ri. Sibirien gab es hingegen vermehrt Tiefdruck. 

Ein sehr gutes Ergebnis aber wieder einmal bei der Beurteilung der Großwetterlagen, folgendes hatte ich vermutet : 

Daraus resultierend dürfte es, wie im Sommer, hauptsächlich zu Gemischten und Meridionalen Lagen kommen, allerdings mit Vorteil bei den Gemischten Lagen. Zonale Lagen könnten aber in "Lauerstellung" liegen, hier muss abgewartet werden wie sich die Hurrikan-Saison auf die Zirkulation auswirkt. Bei den Großwetterlagen sind BM, HM, NWa, SWz, HNz, HB, HFz, TrW, TB zu erwarten, ferner evtl. Wz, Wa und WW.

Die Abweichung zu 1961-1990 ( Klimareferenzperiode für Jahreszeiten ) dürfte +1,5° bis +2,5° betragen, zu 1991-2020 +0,5° bis +1°.  

Gemischte Wetterlagen bildeten mit 46 Tagen die Hauptsache, gefolgt von 31 Tagen mit Meridionalen Lagen, gerade einmal 12 Tage entfielen auf Wetterlagen der Zonalen Zirkulation. Die bestimmenden Großwetterlagen des Herbst waren, wie von mir vermutet, BM (24x) NWa (7x) HB (7x) TrW (9x) HB (7x) TrW (9x), nur SWa (10x) und TrM (8x) hatte ich nicht aufgeführt. Ferner traten alle 3 vermuteten Zonalen Wetterlagen auf, jedoch gesamt gesehen wie erwähnt nur an 12 Tagen. 

Bei der Abweichung lag ich nach 1961-1990 nicht richtig, es werden wohl +1,1° sein, nach 1991-2020 dürfte es mit +0,5° Abweichung gerade noch so klappen mit einer richtigen Vermutung. 

Nun zum kommenden Winter. Es steht für mich abermals fest, daß dieser wieder mild ausfallen wird. Man kann natürlich in`s Feld führen daß dies heutzutage keine große Kunst ist. Das mag sein, die Kunst besteht aber darin, Grundstrukturen des Drucks gut zu erkennen, die dominierenden Großwetterlagen zu charakterisieren und den ungefähren Witterrungsverlauf prognostizieren zu können. 

ATLANTISCHE SITUATION

In den vergangenen Monaten präsentierte sich der NAO-Index mal positiv und mal negativ. In den positiven Phasen fällt auf, daß es dabei hauptsächlich Troglagen und Nordwestlich beeinflusste Großwetterlagen gab, was schonmal ein erster Hinweis für die Witterung des Winters sein dürfte. Aktuell dürfte der NAO-Index nach einem kurzen sinken schnell wieder in positive Bereiche ansteigen :


 (C)NOAA

Werfen wir  nun desweiteren einen Blick auf die Abweichungen der Wassertemps, diese geben erste Hinweise bezügl. der Druckentwicklungen und möglicher Großwetterlagen :

(C)NOAA

Mehrere Umstände fallen auf. Zum einen teils sehr warmes Wasser vor der US-Ostküste und im Bereich der Azoren, weiter nördlich bis nach Island teils ausgeglichene, zwischen Island und Grönland deutlich kältere Wassertemps, desweiteren herrschen weiterhin La-Nina-Konditionen im Pazifischen Ozean ( laut den neuesten Verlautbarungen wird sich La-Nina max. bis zum Südhemisphärischen Spätsommer, also Januar/Februar, halten können) und sehr kaltes Wasser im Bereich nördlich und südwestlich der Aleuten. 

Heuer scheint die Entwicklung rund um die Aleuten in einem anderen Kontext zu stehen als vergangenes Jahr, als die Voraussetzungen für die Interaktion mit dem Islandtief fast perfekt schienen, dies aber durch den Grönländischen Hochdruck verursacht durch zwei dicht aufeinander folgende SSW nicht stark zum tragen kamen. In vergangenen Prognosen habe ich ja schon öfters darauf aufmerksam gemacht. In La-Niña-Wintern ist die Intensität des Alëuten-Tiefs stark reduziert. Über Nordamerika ist es verhältnismäßig kalt, weil der Zustrom warmer Meeresluft von Westen fehlt, wodurch im Osten des Kontinents der thermale Kontrast zum Atlantik erhöht und die Zyklogenese angetrieben wird. Die Folge ist eine Intensivierung des Island-Tiefs, das die nordatlantischen Stürme verstärkt, deren Bahnen sich weiter nach Norden verschieben.

 Die vergangenen Druckabweichungen präsentieren sich dort folgendermaßen :


(C)NOAA

(C)HANNA E. ATTARD

Über den Aleuten hat sich sehr starker Hochdruck etabliert, wieder eine entscheidende Schwächung des Aleuten-Tiefs. Zwar ist der Druck über Grönland noch leicht erhöht, hat sich aber in den vergangenen Wochen etwas abgebaut. Im Bereich der Azoren findet sich starker Hochdruck, noch, denn der Atlantik "drückt" und dürfte diesen Hochdruck bald abgebaut haben, was aber nicht unbedingt rein zonale Großwetterlagen verursachen dürfte! Denn zonale Wetterlagen, wie bspw. die klassische Westwindwetterlage Westlage zyklonal, haben sich durch die globale Erwärmung deutlich verändert. Sie haben nicht mehr die Durchschlagskraft vergangener Jahrzehnte, das übernehmen nun Großwetterlagen der Gemischten Zirkulation, die deutlich zugenommen haben. 

NÖRDLICHE HEMISPHÄRE / POLARWIRBEL

Der Polarwirbel zeigt sich aktuell deutlich stärker strukturiert als 2020, die Ozonkonzentration ist niedrig bis sehr niedrig, dies zeigt sich auch in den Abweichungen 





(C)CANADIAN ENVIRONMENT SERVICE

Allerdings muss ich, wie schon öfter in den vergangenen Jahren, anmerken daß das Szenario der sehr kalten Stratopshäre schon öfters gegeben war. So kam es dann in diesem Jahr im Januar / Februar zu gleich zwei starken plötzlichen Stratosphärenerwärmungen innerhalb weniger Wochen, die die Zirkulation durch zwei Versetzungen des Polarwirbels ( sog. "Displacements" ) nachhaltig, nämlich bis in den Mai hinein, auf meridionale, kühle Verhältnisse umstellte und längerfristig hohen Druck über Grönland verursachte.

Zwei Ursachen sind hierfür verantwortlich. Zum einen der anthropogen forcierte Klimawandel. Zwar kühlt sich die Athmosphäre des Polarwirbel einerseits durch den verstärkten Eintrag von Aerosolen ab, andererseits sorgt die Zunahme des Klimaschädlichen CO2 dafür, daß der Polarwirbel in seiner Gesamtstruktur schwächer bzw. anfälliger wird für starke Warmluftadvektion und dadurch Umkehrung der Windverhältnisse.

Kommen wir zur QBO, der "Quasi binären zweijährigen Schwingung", dies ist vereinfacht gesagt eine periodisch athmosphärische Welle des zonalen Winds in der äquatorialen Stratosphäre der Erde.

In der Westphase wird die zonale Zirkulation gestärkt, in der Ostphase geschwächt.

Aktuell befindet sich diese Schwingung im Ostmodus:

Zu sehen ist, daß sich das Zentrum des Polarwirbels auf 10hpa immer noch im Westmodus befindet, weiter unten herrschen neutrale bis leicht positive Bedingungen, dazwischen aber deutlich negative Werte. Aktuell gibt es leichte Veränderungen in den "unteren Stockwerken" Ri. Troposphäre

(C)NASA

In der unteren Stratosphäre Ri. obere Troposphäre sind zum einen die Werte etwas deutlicher ins positive gewechselt, ganz unten hingegen ins negative. So erklärt sich das aktuelle, eher winterliche Wettergeschehen. Es ist aber m.M.n. damit zu rechnen daß durch die aktive Dissipation von Wellen früher oder später auch die untere Stratosphäre / obere Troposphäre in positive Werte und somit eher westlich dominiertes Wetter wechselt. 

Bei den Temps und dem zonalen Wind schaut es aktuell so aus : 


(C)FU BERLIN


 (C)HANNA E. ATTARD

Der zonale Wind zeigt deutlich positive Werte, die Temps der NH sind leicht unterdurchschnittlich, nach einer kurzen Störung - das Zentrum des Polarwirbel orientiert sich kurzzeitig von der zentralen Arktis weg - platziert sich der Polarwirbel wieder im Zentrum der Arktis. 

Eine länger anhaltende Störung des Polarwirbel wie im zurückliegenden Winter erscheint aktuell unwahrscheinlich, unmöglich ist diese jedoch, wie schon erwähnt, nicht. 

Kleine Erwärmungen, sogenannte "Minor Warmings", werden dagegen ganz sicher auftreten, sie kommen jeden Winter vor. Sie sind aber nicht in der Lage, die Windverhältnisse zu ändern.
 
POLARFRONTJETSTREAM & EURASIEN

Der Polarfrontjetstream zeigt sich abermals sehr gut und kräftig strukturiert, leicht mäandrierend in Ri. Nordwest 


 (C)METEOCIEL
 
was sich auch in den kommenden Großwetterlagen niederschlagen dürfte, also Westlich / Nordwestlich dominiert. Für Troglagen könnte es ab und an reichen, einen Durchbruch zu stabilen Winterwetter bieten Tröge jedoch nicht, sie bieten nur Intermezzi. 

Die Verteilung der Kaltluft wird wie folgt prognostiziert
 


 (C)WETTERZENTRALE
 
Es zeigt sich eine Konzentrierung der Kaltluft weit zurückgezogen in den Osten Russlands, und es zeigt sich, daß es, gemessen an der Jahreszeit, relativ wenig Kaltluft über Zentral-Russland gibt, was sich auch in der zurückgezogenen Schneedecke ( siehe weiter unten ) zeigt. Desweiteren wird so bis auf weiteres kein Hoch über Zentral-Russland entstehen welches ein sog. "Ural-Blocking" auslösen könnte, welches u.a. von Dr. Judah Cohen vom AER in den USA als einer der zentralen Bausteine eines SSW mit Polarwirbelsplit gesehen wird. Ein blockierendes Hoch über dem Ural-Gebirge scheint mit Schwerewellen, die weit in die Athmosphäre dissipatieren, die polare Zirkulation nachhaltig zu stören. 
 
Kommen wir zur Eurasischen Schneebedeckung. Diese zeigt ein verändertes Bild im Gegensatz zu 2020
 


 (C)NOAA

2020 war die Schneebedeckung etwas exzentrischer ( entlang der Breitengrade von Nord nach Süd ) ausgeweitet, aktuell zeigt sich die Schneebedeckung v.a. nach Norden zu deutlich radialsymetrisch ( entlang der Längengrade von Ost nach West ) mit weit zurückgezogener Schneebdeckung in Westrussland, was somit  die meridionale Strömungsrichtung der Großwetterlagen nicht begünstigen dürfte, stattdessen werden wahrscheinlich gemischte und zonale Strömungsrichtungen deutlich gestärkt. Desweiteren dürfte, wie oben bereits angesprochen, durch die weniger ausgeprägte Schneebedeckung die Hochdruckentwicklung über Zentralrussland / Sibirien entscheidend geschwächt werden, was östliche Lagen in Ri. Mitteleuropa erschwert.
 
Es bleibt zu sagen daß Mitteleuropa einem Winter entgegen geht, der hauptsächlich von Gemischten Großwetterlagen dominiert sein wird, es dürften aber auch Meridionale Lagen, v.a. Troglagen, hinzukommen. Zu nennen wären NWz / NWa, BM, HM, SWz, SWa, zonale Lagen werden auch auftreten, am ehesten wären heuer wieder die Wz aber auch Wa zu vermuten. Bei meridionalen Wetterlagen könnte es u.a. zu TrM, TrW, TM,HB, TB kommen. Nördliche und Nordöstliche Lagen wie HNa, HNz, HNFa, HNFz, Na, Nz oder SEz dürften eine eher untergeordnete Rolle spielen, sofern sie überhaupt auftreten. 
 
Bedingt durch die oben angesprochene Troglagen wird es kältere und kalte, winterliche Abschnitte geben, sie gehören dazu und kommen in jedem Winter vor, evtl. im Hochwinter ab Januar und / oder der 1ten/2ten Februar-Dekade. Dies ist klimatologisch gesehen die kälteste Zeit des Winters und dazu prädestiniert, mal einen längeren kalten Abschnitt zu liefern. Kältere Abschnitte dürften sich also, wie schon so oft, aus den bereits angesprochenen Trogentwicklungen, Rückseiten von durchziehenden Tiefdruckgebieten und kurzzeitigen Blockadelagen ergeben 
 
Die Druckabweichungen vermute ich wie folgt : 
 
(C)NOAA PLOTTING PAGE BY KURT HANSEN

Die Abweichung zu 1961-1990 ( Klimareferenzperiode für Jahreszeiten ) dürfte +1° bis +2,5° betragen, zu 1991-2020 +0,5° bis +1,5°.  

Quelle der Bilder : 
 
http://www.wetterzentrale.de
http://squall.sfsu.edu/crws/archive/jet_nh_arch.html
http://es-ee.tor.ec.gc.ca/e/ozone/Curr_map.htm
https://www.geo.fu-berlin.de/en/met/ag/strat/produkte/index.html
http://www.atmos.albany.edu/student/hattard/realtime.php
https://acd-ext.gsfc.nasa.gov/Data_services/met/qbo/qbo.html
http://www.climate4you.com/SnowCover.htm
 
Text : (C)Kurt Hansen, Arrondissement Perpignan, Region Occitanie, Departement Pyrénées-Orientales, France. 
 
 




Donnerstag, 2. September 2021

Herbst 2021

Kommen wir gleich zur Sache und ich will gar nicht lange drum herum reden : Die Sommer-Prognose ist in großen Teilen daneben gegangen. 

Angefangen bei den Druckabweichungen, die ich folgendermnaßen prognostizierte : 

(C)NOAA

Die Abweichungen fielen allerdings so aus : 

(C)NOAA

Einzig die Hochdruck-Anomalie im Isländischen Bereich bis West-Russland wurde richtig prognostiziert, auch die Tiefdruck-Anomalie im arktischen Bereich, ansonsten ein dürftiges Ergebnis. 

Bei der Beurteilung des Sommer lag ich ebenso falsch. Dieser verlief nicht "gradlinig und schnörkellos", ganz im Gegenteil. Gut, wenn man es sarkastisch sieht könnte man sagen, dieser Sommer war in seiner Wechselhaftigkeit gradlinig, von dieser wich er nämlich kaum ab. Stabile Schönwetterphasen Mangelware, in manchen Regionen fielen diese ganz aus. Selbst im Juni, der von allen 3 Sommermonaten der wärmste war, wurden Schönwetterphasen immer wieder von heftigen Gewitter&Starkregenereignissen unterbrochen. 

Unvergessen die Flutkatastrophe in Westeuropa, betroffen waren u.a. Belgien, Niederlande und besonders stark in Deutschland mit Rheinland-Pflaz und Nordrhein-Westfalen. Die Schäden, die die Unwetter verursachten, gehen in die Milliarden, es wird Jahre brauchen bis der Wiederaufbau abgeschlossen ist. Hunderte Menschen sind gestorben, mein aufrichtiges Beileid an die Angehörigen.

Diese Unwetter waren Ursache der vom Menschen katastrophal verstärkten Klimaänderung, denn aufgrund dieser werden heftige Starkregenereignisse immer stärker und die vom Menschen zum Nachteil veränderte Natur - Stichwort Flächenversiegelung und unzureichende Ablaufflächen für Niederschlagswasser - kann die Wassermassen nicht verkraften, welche das Ergebnis der energiereichen Luftmassen aufgrund steigender Temperaturen sind!

Auch bei den vermuteten Großwetterlagen kein gutes Ergebnis : 

Bei den Großwetterlagen des Sommers dürfte es einen Mix aus Gemischten, Meridionalen und Zonalen Lagen geben, wobei ich den "Vorteil" eher bei den beiden erstgenannten vermuten würde. Zu nennen wären Brücke Mitteleuropa ( BM ), Südwestlage zyklonal ( SWz ), Nordwestlage antizyklonal ( NWa ), Westlage zyklonal ( Wz ) und evtl. kurzzeitig Hoch Mitteleuropa ( HM ). Meridionale Trog & Tiefdrucklagen ( TrW, TrM ) dürften aber wie oben erwähnt ebenso auftreten, gemischte kühle Lagen ( bspw. NWz) werden heuer eine untergeordnete Rolle spielen, sie alle stehen für die typischen Einbrüche in einem Mitteleuropäischen Sommer. Eher nördliche Lagen wie HNz, HNa und HFa sollten aufgrund der vermuteten Druckabweichungen auftreten. Die oben angesprochene zyklonale Westlage ( Wz ) könnte im späteren Verlauf des Sommers der Wegbereiter für eine Hoch / Spätsommer - Hitzewelle ( dann hervorgerufen durch die GWL SWa / Wa / HM ) sein, wobei ich heuer davon ausgehe, daß es evtl mehrere aber nur kurze Hitzewellen geben wird. Hitzetage wird es natürlich geben, sie gehören mittlerweile zum Sommer in ME dazu.

Die vermuteten GWL HM, BM, SWz und SWa waren überhaupt nicht existent, Wz und Wa nur für ein paar Tage. Trog-und Tiefdrucklagen waren die dominierenden GWL-Typen, diese hatte ich zwar erwähnt, aber vermutet, daß sie gleichberechtigt zu den anderen auftreten. 

Natürlich gab es Regionen, in denen der Sommer recht gut verlief, sogar etwas zu trocken ( Deutschlandweit gesehen war der Sommer allerdings zu nass und zu trüb ) aber meine Prognose bezieht sich ja immer auf Mitteleuropa, die Prognose auf Regionen aufzuteilen würde den Platz sprengen. 

Einzig bei der Abweichung lag ich richtig. Nach der International gültigen Klimareferenz-Periode für Jareszeiten 1961 - 1990 fiel der Sommer um +1,6° zu warm aus, vermutet hatte ich +1° bis +2°, und selbst nach der neuen Klimareferenz-Periode 1991-2020 für monatliche und jährliche Meteorolgische Beurteilungen ergibt sich noch ein kleines Plus von +0,3°. 

Das ändert aber nichts daran daß die Prognose wie erwähnt daneben gegangen ist! Kommen wir aber nun zum Herbst. 

Diese Jahreszeit ist aufgrund der großen Variabilität der Luftströmungen und Wassertemps ( während es auf der NH in den Herbst geht beginnt auf der SH das Frühjahr ) sehr schwierig zu prognostizieren, fast schon eine undankbare Aufgabe, genauso wie das Frühjahr.

Wie immer, wenn es in Richtung Herbst geht, die übliche Anmerkung, daß es Jahreszeitlich bedingt besonders ab Ende September zu immer mehr Kaltluftausbrüchen via Nördliche Hemisphäre kommt, dann beginnt die Polarnacht. Das aufeinandertreffen dieser Kaltluft auf das sehr warme Wasser im arktischen Bereich und des Nordatlantik würde normalerweise viel Tiefdruck zur Folge haben - Nota Bene : Starke Gegensätze sind Tiefdruckfördernd, schwache Gegensätze Hochdruckfördernd - allerdings muss man anmerken daß durch den anthropogen forcierten Klimawandel die Lufttemperaturen der Arktis ebenfalls stark angestiegen sind. somit verringern sich die Gegensätze und Tiefdruck hat es dadurch schwerer sich zu bilden.

Blick auf die Anomalien der Wassertemperaturen :  


 (C)NOAA

Auffällig sind die durchweg hohen Wassertemps in den für Europa relevanten Gebieten. Tropischer, mittlerer, nördlicher Atlantik, Davis-Straße&Baffin-Bay ( Grönland ), alle weisen hohe bis sehr hohe positive Abweichungen auf. Einzig in der Barentssee südlich von Spitzbergen findet sich kaltes Wasser.  Ob nun die bevorstehenden Kaltluftausbrüche via NH dafür sorgen werden daß nun weitere Kaltluft in den mittleren Atlantik befördert wird ( aufgrund der Drehrichtung der Tiefdruckgebiete links herum ) und eine durchgreifende Zirkulationsänderung in Gang bringen, darf - zunächst - angezweifelt werden . Da sich, wie erwähnt, auch im Subtropischen Atlantik rund um die Azoren sehr warmes Wasser befindet, dürfte sich Hochdruck hier etwas mehr nach Süden ausdehnen, mit zyklonalen Strukturen, eine Süd/Südwestliche Strömung wäre zunächst die Folge. 

Ebenso auffällig sind wieder die Anomalien der Wassertemps im mittleren und nördlichen Pazifik, also vor den Westküsten der USA und Kanada bis nach Alaska hinauf. Hier scheint es auf einen neuerlichen Rekord der Anomalien hinaus zu laufen, im Herbst 2018 gab es ähnlich hohe Anomalien, diese resultierten dann in deutlich dominanten GWL-Typen der Zonalen und Gemischten Zirkulation, da sich dadurch das Aleutentief stärkt, welches über den Jetstream direkte Auswirkungen zum Islandtief hat. Aber auch diese Entwicklung dürfte, so sie denn anhält, sich erst recht spät auswirken.

Blicken wir auf den Jahreszeitlich bedingt immer wichtiger werdenden NAO-Index, welcher die Druckdifferenz zwischen dem Islandtief im und dem Azorenhoch darstellt.

Gut zu sehen ist, daß sich der NAO-Index von Juni bis mitte August fast durchweg im leicht positiven Bereich befand, sich aber dennoch Meridionale Trog&Tiefdrucklagen in ME durchsetzten. Dies ist dem Umstand geschuldet, daß wir es bis dato mit einem sog. "Greenland-Blocking" zu tun hatten, also sehr hoher Druck über Grönland, wo der Druck sowieso schon sehr hoch ist. Dies führte zu einer deutlich südlich versetzten Frontalzone, sehr viel weiter als zum gleichen Zeitraum 2020 :

(NOAA)

Aktuell scheint es als ob die Dominanz des Hochdrucks über Grönland schwindet und sich gen Island / Britische Inseln konzentriert, gleichzeitig sinkt über Skandinavien der Druck, evtl. ist dies wegweisend für den weiteren Herbstverlauf, denn es könnte zunächst zu Hochdruckbildung im Bereich der Britischen Inseln kommen die dann von verstärkten Tiefdruckentwicklungen des Atlantik abgelöst wird:

(C)NOAA

Wie schon 2020 ist 2021 eine sehr starke atlantische Hurrikan-Saison zu erwarten. Wird ein Ex-Hurrikan / Tropischer Sturm als Tiefdruckgebiet in die Westwindzirkulation eingebunden, ist eher wechselhaftes Wetter zu erwarten. Wird eine eher Südlich / Südwestliche Zugbahn eingeschlagen, dann werden warme bis sehr warme subtropische Luftmassen advehiert und ein Azorenhochkeil unterstützt. 

Das wäre, wie zonale Lagen im Hochsommer, ein sog. "Türöffner" für sehr warmes aber eher unbeständiges Wetter, verursacht bspw. durch die GWL SWz. Allerdings hat dies im zurückliegenden Sommer nicht "gezündet", allerdings war hier kein Hurrikan zugegen der die Zirkulation entsprechend durcheinander hätte bringen können.

Zwar steht eine starke Hurrikan-Saison nicht dafür, Gemischte und zonale Lagen zu begünstigen, man muss aber den anthropogen verstärkten Klimawandel beachten, denn die stetige und starke Erwärmung v.a. auf der Nördlichen Hemisphäre scheint dafür verantwortlich zu sein, daß sich heuer die Frontalzone eher gen Mitteleuropa bzw. südlicher als üblich orientiert, siehe den Plot der Frontalzone weiter oben. Und aufgrund dieses Umstands kann es nun möglich sein, daß Ex-Hurrikane dennoch als Tiefdruckgebiete in die Westwindzirkulation eingebunden werden. "Normalerweise" sorgt eine schwache atlantische Hurrikansaison dafür, daß die Stürme auf den offenen Atlantik umgeleitet werden und entsprechendes Wetter in Europa iniziieren. 

Blicken wir nun auf die Abweichungen der Luft-Temps auf der NH des vergangenen Sommer, man erkennt leicht positive Abweichungen hauptsächlich über Grönland, aber besonders an der Ostküste der Davis-Straße in Kanada war es im zurückliegenden Sommer recht kalt :

(C)NOAA

Dieser Umstand führte zu einer im Vergleich zu den vergangenen Jahren leicht abgeschwächten Schmelzrate der NH. Eine eher abgeschwächte Schmelzrate des Schnees würde etwas weniger Süßwassereintrag in den Labrador-bzw. Neufundlandstrom bedeuten, dadurch etwas bessere Voraussetzungen für Tiefdruckbildung im Bereich Neunfundland, der Geburtststätte der Atlantischen Tiefs. Tiefdruckbildung vermute ich desweiteren resultierend aus Ex-Hurrikans die wie oben beschrieben in die Westwind-Zirkulation eingebunden werden könnten. Hier die Anomalien der Schnee-Schmelzrate der NH von Juni und Juli:

 

(C)RUTGER SNOW LAB

Ein Blick auf den Jetstream, auch hier zeigt sich daß die Zeiten des Grönland-Blocking evtl. gezählt sein könnten, wenngleich es noch viel Zeit brauchen dürfte bis sich der Druck über Grönland normalisiert hat. 

Der bis dato weit nach Norden ausgreifende Jetstream verläuft nun via Island und Skandinavien

(C)METEOCIEL

 Mit folgenden Druckabweichungen könnte im Herbst zu rechnen sein :


 (C)NOAA 

Daraus resultierend dürfte es, wie im Sommer, hauptsächlich zu Gemischten und Meridionalen Lagen kommen, allerdings mit Vorteil bei den Gemischten Lagen. Zonale Lagen könnten aber in "Lauerstellung" liegen, hier muss abgewartet werden wie sich die Hurrikan-Saison auf die Zirkulation auswirkt. Bei den Großwetterlagen sind BM, HM, NWa, SWz, HNz, HB, HFz, TrW, TB zu erwarten, ferner evtl. Wz, Wa und WW.

Die Abweichung zu 1961-1990 ( Klimareferenzperiode für Jahreszeiten ) dürfte +1,5° bis +2,5° betragen, zu 1991-2020 +0,5° bis +1°.  

Quelle der Grafiken : 

https://psl.noaa.gov/data/histdata/
https://www.meteociel.fr/
https://climate.rutgers.edu/snowcover/
https://www.ospo.noaa.gov/Products/ocean/sst/anomaly/
https://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/precip/CWlink/pna/nao.shtml
 
Text : (C)Kurt Hansen, Arrondissement Perpignan, Region Occitanie, Departement Pyrénées-Orientales, France. 
 

 



 


Montag, 31. Mai 2021

Sommer 2021

Schnörkelloser, gradliniger Sommer - mit Schönheitsfehlern -  voraus!
 
"Der Berg kreißte und gebar eine Maus" - Dieses Zitat von Horaz soll verdeutlichen was die Leugner der anthropogen verursachten Klimakatastrophe in den vergangenen Wochen an Argumenten in`s Feld geführt haben um zu verdeutlichen, daß ihrer Meinung nach eine neue Eiszeit bevorstehen würde. 

Aufhänger hierfür : Das gerade zu Ende gegangene meteorologische Frühjahr, welches mit einer Durchschnitts-Temperatur von ca. +7,6° abschließen wird und als Synonym für eine klimatische Abkühlung oder gar das anbrechen einer neuen Eiszeit herhalten muss. Ja, das vergangene Frühjahr war außergewöhnlich kalt, keine Frage.

Daß aber bspw. das Frühjahr 2013 mit einer Durchschnittstemperatur von knapp 6,6°um 1° niedriger - was in der Meteorologie Welten bedeutet -  abgeschlossen hat, scheint niemanden zu interessieren, v.a. wäre damals von seiten seriöser Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kaum jemand auf die Idee gekommen, den anthropogen forcierten Klimawandel in Frage zu stellen.
 
Warum ausgerechnet JETZT dies alles in Frage gestellt wird entzieht sich meiner Kenntnis, zumal es sich bei der vergangenen Kälteanomalie um eine temporäre Verkettung von athmosphärisch-chemischen-physikalischen Prozessen handelt, die ich im Unterthema "Langfrist" des Forum der Wetterzentrale behandelt habe, wen es interessiert darf hier nachlesen : 

http://www.wzforum.de/forum2/read.php?27,3961361
 
Folgende Druckabweichungen wurden von mir erwartet : 
 
(C)NOAA
 
Und so stellen sich die Druckabweichungen letzlich dar : 

(C)NOAA
 
Ein fast perfektes Ergebnis, wenngleich ich nicht ahnen konnte, daß die Dominanz von Nördlich/Nordöstlichen Großwetterlagen dazu führen würde, daß das Frühjahr zu kalt ausfällt. Aber, diese Anomalie ist einzig und allein dem Umstand zuzurechnen, daß es, wie ich im Thema im Forum der Wetterzentrale dargelegt habe, innerhalb weniger Wochen zwei große Stratosphärenerwärmungen gegeben hat. 
 
Schon eine Stratosphärenerwärmung kann die Zirkulation nachhaltig beeinflußen, aber gleich zwei davon nur wenige Wochen voneinander getrennt et voila, fertig ist eine temporäre Anomalie - die in diesem Falle zu Kälte führte, es hätte aber auch wie 2019 laufen können, als es im Hochwinter schon wieder zu einer Stratosphärenerwämung kam und der Februar und März deutlich zu mild ausfielen!

Gut sind die zwei schnell aufeinanderfolgenden Ausschläge der Stratosphärenerwärmungen im Plot der NOAA zu sehen : 


(C)NOAA
 
Auch zu sehen wie die Temperatur der Stratosphäre anschließend in den teils deutlich unterdurchschnittlichen Bereich fiel. Das sorgte für einen ungewöhnlich starken Polarwirbel, was wiederum zu verstärktem Hochdruck über Grönland führte und letzlich die kälteren Großwetterlagen entsprechend beeinflusste. 
 
Das Final Warming zog sich heuer sehr lange hin, und deswegen dauerte es auch einige Zeit bis sich die athmosphärischen Druckverhältnisse normalisierten bzw. noch dabei sind sich zu normalisieren. Dies zeigt auch sich beim Blick auf den Jetstream :



(C)NOAA
 
Der Polarfrontjetstream weit südlich verschoben, der Subtropenjetstream mit starker negativer Anomalie, quasi kaum existent. Aber, die Verhältnisse normalisieren sich : 
 

 
(C)NOAA
 
Der Polarfrontjetstream ist bereits unterbrochen und der Subtropenjetstream dabei, sich wieder neu zu organisieren, was aber noch Zeit braucht. 

Dementsprechend präsentieren sich dann auch die Druckverhältnisse des Mai : 
 
(C)NOAA
 
Starke Tiefdruckanomalie direkt über ME, immer noch hohe Druckabweichung im Nordmeerbereich, wobei der Hochdruck über Grönland gebrochen ist. Und das ist wichtig für die weitere Entwicklung, die einen anderen Weg nehmen wird als von manchen vermutet! Denn es wird kolportiert, daß der Sommer über weite Strecken von kühlen Großwetterlagen dominiert werden wird. So wird es aber nicht kommen, wenngleich kühle / wechselhafte Abschnitte zu einem Sommer in Mitteleuropa dazu gehören. 
 
Werfen wir nun einen Blick auf die Druckverhältnisse auf der Nördlichen Hemisphäre : 
 

 
 

 (C)WETTERZENTRALE

Auffallend ist, daß sich die Frontalzone der Druckgebilde weit zurück gezogen hat, und zwar weiter, als es die Jahreszeit vermuten lassen würde. Das könnte dazu führen daß ein Teil der Nördlichen Breiten von Hochdruck dominiert werden dürfte, allerdings nicht mit Kern über Grönland, wie zurückliegend, sondern weit ausgreifend bis nach Sibirien hinein, dort könnte sich der größte Druckgradient aufbauen, mit Schwerpunkt westlich des Ural. "Normalerweise" würde das zu einem durchwachsenen, wechselhaften Sommer über ME führen, nicht aber, wenn es einen "Gegenspieler" gibt, in diesem Falle wäre das eine zusätzliche positive Druckanomalie vor der Iberischen Halbinsel, die von einem ausgeprägten aber eher eliptisch geformten Azorenhoch profitieren würde. 

Man sieht auf den beiden Bildern oben recht gut, wie sich diese eliptische Formung bereits in Stellung bringt, zusätzlich gibt es Anzeichen dafür daß es vom südlichen Rand von Grönland Austrogungen in den mittleren Atlantik geben könnte. 

Die Anomalien der Wassertemps stellen sich wie folgt dar : 

(C)NOAA


Diese zeigen, daß sich im Bereich nördlich der Azoren kühles Wasser befindet, allerdings südlich und südwestlich davon sehr warmes Wasser, es wird heuer ein eher kleiner Bereich des mittleren Atlantik von kühlen bis kaltem Wasser dominiert, dies ist anders als noch 2020. Rund um Island und in Ri. Spitzbergen, also im subpolaren Raum, befindet sich recht warmes Wasser, ebenso südlich von Grönland. Der Bereich mit kühlem bis kaltem Wasser ist also gesamt gesehen wesentlich kleinflächiger als 2020.

Daraus resultiert, daß das Azorenhoch sich wie oben angesprochen eliptisch anordnen dürfte und aufgrund der höheren Dynamik mehr Einfluss auf das Wettergeschehen in ME ausüben könnte. Fällt aber der o.g. "Gegenspieler" aus so ist mit einem weitgehend wechselhaften Sommerverlauf zu rechnen. Es sind Gegensätze auf der Nördlichen Hemisphäre vorhanden, diese werden aber nicht stark genug sein um ein neuerliches isoliertes grönländisches Blocking mit entsprechender dauerhafter Advektion von Kaltluft via Nordwest zyklonal herbei zu führen. 
 
Sehr auffallend sind übrigens die Anomalien der Wassertemps im mittleren und nördlichen Pazifik, also vor den Westküsten der USA und Kanada bis nach Alaska hinauf. Sehr kaltes und sehr warmes Wasser treffen hier großflächig aufeinander, was entsprechende Folgen für den Jetstream hat : 


(C)NETWEATHER

Der Jetstream erzeugt infolgedessen eine starke Mäandrierung im Bereich der Rocky Mountains die sich aber nicht weiter bis in den subtropischen Atlantik fortsetzen kann, die Rossby-Wellen dürften somit eher etwas abflachen statt große Austrogungen über ME zu iniziieren, und das könnte wiederum zur Folge haben daß der Sommer in ME auf längere Sicht stabiler verläuft als es das Frühjahr getan hat. 

Ich rechne ungefähr mit folgenden Druckabweichungen : 
 
(C)NOAA
 
Diese Druckabweichungen dürften dafür sorgen daß der heurige Sommer längere stabile Phasen aufweist, die Tendenz zu Trogentwicklungen wird aber weiterhin gegeben sein, dies ist einerseits dem Umstand geschuldet, daß es darauf ankommt, wie sich eine Troglage über ME platziert, andererseits der Erhaltungsneigung zu bestimmten Großwetterlagen, das Frühjahr neigte ja oft zu Austrogungen. Auch vermute ich eine Tendenz zu zyklonalen West- und Südwestlagen, die im Sommer zwar wärmeres, aber dafür wechselhafteres Wetter bringen. 
 
Bei den Großwetterlagen des Sommers dürfte es einen Mix aus Gemischten, Meridionalen und Zonalen Lagen geben, wobei ich den "Vorteil" eher bei den beiden erstgenannten vermuten würde. Zu nennen wären Brücke Mitteleuropa ( BM ), Südwestlage zyklonal ( SWz ), Nordwestlage antizyklonal ( NWa ), Westlage zyklonal ( Wz ) und evtl. kurzzeitig Hoch Mitteleuropa ( HM ). Meridionale Trog & Tiefdrucklagen ( TrW, TrM ) dürften aber wie oben erwähnt ebenso auftreten, gemischte kühle Lagen ( bspw. NWz) werden heuer eine untergeordnete Rolle spielen, sie alle stehen für die typischen Einbrüche in einem Mitteleuropäischen Sommer. Eher nördliche Lagen wie HNz, HNa und HFa sollten aufgrund der vermuteten Druckabweichungen auftreten. Die oben angesprochene zyklonale Westlage ( Wz ) könnte im späteren Verlauf des Sommers der Wegbereiter für eine Hoch / Spätsommer - Hitzewelle ( dann hervorgerufen durch die GWL SWa / Wa / HM ) sein, wobei ich heuer davon ausgehe, daß es evtl mehrere aber nur kurze Hitzewellen geben wird. Hitzetage wird es natürlich geben, sie gehören mittlerweile zum Sommer in ME dazu.
 
Ich gehe von einer Abweichung von +1° bis +2° zur International gültigen Klimareferenz-Periode für Jareszeiten 1961 - 1990 aus. 
 
Quelle der Grafiken : 
 
https://psl.noaa.gov/data/histdata/
https://www.wetterzentrale.de/de/default.php
https://www.ospo.noaa.gov/Products/ocean/sst/anomaly/
https://www.netweather.tv/charts-and-data/global-jetstream#2021/06/02/0000Z/jetstream/surface/level/overlay=jetstream/orthographic=-6.72,57.59,712






 


 

Sonntag, 28. Februar 2021

Frühjahr 2021

 Der zurückliegende Winter war der 10te zu milde Winter in Folge. Das gab es noch nie, zumindest solange es Instrumenten-gestützte Wetteraufzeichnungen gibt.

Im großen und ganzen ist die Winterprognose ein fast voller Erfolg geworden. Fast, denn eine entscheidende Entwicklung hatte ich völlig außer Acht gelassen bzw.  nicht in Betracht gezogen. Dazu gleich mehr. 

Folgende Druckabweichungen hatte ich vermutet : 


















(C)NOAA

Das Ergebnis sieht folgendermaßen aus : 

















Ein sehr gutes Ergebnis, fast auf den Punkt getroffen. Auch bei den vermuteten Großwetterlagen - SWz / SWa, BM, NWz / NWa bei den gemischten, Ws / Wa bei den zonalen und TrM, TM, TB, SEz bei den Meridionalen Großwetterlagen - konnte ein gutes Ergebnis erzielt werden, die dominierenden Großwetterlagen waren die von mir aufgeführten. 

Allerdings kam es im Februar zu einer kurzen, aber recht starken und ausgeprägten Kältewelle in der 2ten Dekade, bei der einige Kälterekorde aufgestellt wurden. Zwar hatte ich erwähnt, daß es besonders im Hochwinter zu kalten Entwicklungen kommen kann, hatte hier aber Trogrückseiten erwähnt und Kaltlufteinbrüchen via Skandinavien / Nordostrussland eine Absage erteilt. Das war ein Irrtum, die Kältewelle wurde durch die Großwetterlage HnFa verursacht welche durch ein sog. "Displacement" des Polarwirbel begünstigt wurde. 

Bei einem solchen "Displacement" wird der Polarwirbel zwar nicht gespalten wie bei einem Split, jedoch an eine andere Stelle versetzt, daher Displacement. Zunächst positinierte er sich langgezogen von Nordost nach Südost 


(C)FU BERLIN

und sorgte für sehr mildes und regenreiches Wetter, dann erfolgte aber eine weitere Versetzung des Polarwirbel auf eine südliche Position 


(C)FU BERLIN

mit Ausbruch der Skandinavischen Kaltluft nach Mitteleuropa. 

Kommen wir nun zum heurigen Frühjahr. Aufgrund der etwas längeren Verifikation der Winterprognose versuche ich mich kurz zu fassen. Keine einfaches Unterfangen, denn wie schon oft erwähnt, ist diese Jahreszeit aufgrund der großen Variabilität der Luftströmungen und Wassertemps sehr schwierig zu prognostizieren, fast schon eine undankbare Aufgabe. 

Allerdings ist die aktuelle Situation und die daraus zu ziehenden Schlüsse recht klar, das ist selten im Frühjahr! Die Athmosphäre hat "uns" einen großen Gefallen getan und nach 2 SSW - also zwei großen Stratosphärenerwärmungen innerhalb kurzer Zeit, allerdings ohne Split - einen Polarwirbel generiert, der äußerst stark und gut strukturiert unterwegs ist, wobei die Weichen Richtung "Final Warming" - eine langsame, aber kontinuierliche Erwärmung der Stratosphäre v.a. in den "oberen Stockwerken" des Polarwirbel, letzlich bricht der Polarwirbel zusammen und die athmosphärischen Strömungen kehren sich auf Ostwindzirkulation um - schon gestellt sind. 

Stichwort Polarwirbel, blicken wir zunächst auf die Temperaturen des Polarwirbel : 

 





















(C)FU BERLIN

Seit dem letzten SSW waren die Temps stark unterdurchschnittlich, nun ist allerdings ein Anstieg zu erkennen, ein deutlicher Fingerzeig in Richtung endgültiger Zusammenbruch des Polarwirbel. Zur weiteren Absicherung die Grafik von Hanna E. Attard, einer der besten Athmosphären-Physikerin aktuell 
















(C)HANNA E. ATTARD

Gut zu sehen wie der zonale Wind nachlässt und sich im dunkelgrauen Bereich bewegt. Ein kurzzeitiger Anstieg ist dem sog. "Rauschen" zuzuordnen. 

Noch interessanter wird das ganze, wenn wir uns die prognostizierte Position des Polarwirbel vor Augen führen : 
















 

(C)FU BERLIN

Jahreszeitlich bedingt ist der Polarwirbel kleiner und schwächer entwickelt, aber die prognostizierte Situation hat auffallende Ähnlichkeit mit der Lage von Ende Januar - als eine sehr milde, aber sehr wechselhafte Phase Fuß fasste. Vorab aber scheint es einen Kaltlufteinbruch mit der Großwetterlage Hoch Britische Inseln zu geben der aber einigermaßen moderat ausfallen sollte, da das ganze als sog. Hochdruckrandlage von statten geht. Anschließend sollte es zyklonaler zugehen, bevor dann ein Umkehrschwung zu einer Dominanz gemischter & meridionaler Großwetterlagen stattfinden sollte.

Der Blick auf den Jetstream offenbart folgende Situation : 



 

















Wir sehen einen fast geschlossenen, allerdings südlich versetzten, Subtropenjet der nur eine einzige Mäandrierung eben im Bereich der Britischen Inseln offenbart, diese Lücke dürfte aber bald geschlossen werden, einen anderen Schluss lassen bspw. die Wassertemps nicht zu die im direkten Zusammenhang mit den Entwicklungen des Jetstream stehen 













(C)NOAA

Anders als in so manchen Frühjahren sind die Wassertemps relativ ausgeglichen, Zonen mit deutlich zu kaltem / deutlich zu warmen Wasser sind eher klein. In Relation dazu die Temp-Abweichungen der NH


 














Und auch hier zeigen sich wenig Auffälligkeiten respektive große Anomalien in Relation zu den Wassertemperaturen, was eigentlich sonst ein Merkmal des Frühjahr ist - der große Unterschied zwischen Luft & Wassertemps. Diese Unterschiede begünstigen "normalerweise" Meridionale Lagen. Das dürfte sich heuer anders entwickeln. 

Besonders auffällig ist heuer eine deutliche Zunahme zyklonaler Strukturen im500-hpa-Niveau, allerdings südlich versetzt von Mitteleuropa ausgehend bis in den subtropischen Bereich, und eine deutliche Abnahme von zyklonalen Strukturen im subpolaren Bereich


 















(C)NOAA

und damit ein weiterer Baustein in Richtung der sich evtl. zu entwickelnden Großwetterlagen. 

Folge wären dann im weiteren Frühjahrsverlauf durch entsprechende zyklonale Dominanz in den Südlichen Breiten zum einen die Bildung der Großwetterlagen BM, HM, SWz, SWa, Wa, Wz, desweiteren kann es aber im März und auch im April - besonders in der 1ten & 2ten Dekade des April - nochmals zu recht markanten Kaltlufteinbrüchen durch Großwetterlagen wie bspw. HNFz, HNa, Nz, HNz oder HFz kommen. Das langjährige Mittel der Klimaperiode zeigt, wie schon öfter in den vergangenen Jahren erwähnt, in diesem Zeitraum eine Delle nach unten. Auch im Mai dürften abgeschwächte Kaltlufteinbrüche möglich sein und aufgrund der Zyklonalen Anomalie im Bereich Nordmeer / Skandinavien recht sicher auftreten, haben dann aber nichts mit den sog. "Eisheiligen" zu tun. Diese "Singularität" war nie eine wirklich vorhandene, desweiteren werden Kaltlufteinbrüche im Mai immer schwächer - was aber nicht heißt, daß es dann und wann doch mal kälter als "erwartet" werden kann.

Die dann eher leicht meridional ausgerichtete Achslage der Zirkulation begünstigt aber auch die Bildung von Troglagen wie bspw. Trog Westeuropa, Trog Mitteleuropa ( besonders diese  GWL-Typen können sich als sehr persistent erweisen, ein grundlegender Lagenwechsel würde dann nur sehr zäh vonstatten gehen ) außerdem kühlere Hochdruckrandlagen wie HB.

Die Druckabweichungen könnten sich wie folgt darstellen :


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(C)NOAA

 Es ist daher mit einer Abweichung von +1° bis +2,5° zur International gültigen Klimareferenz-Periode für Jareszeiten 1961 - 1990 zu rechnen.

 Quelle der Grafiken : 

http://squall.sfsu.edu/crws/archive/jet_nh_arch.html
http://es-ee.tor.ec.gc.ca/e/ozone/Curr_map.htm
https://www.geo.fu-berlin.de/en/met/ag/strat/produkte/index.html
http://www.atmos.albany.edu/student/hattard/realtime.php