Sonntag, 28. Februar 2021

Frühjahr 2021

 Der zurückliegende Winter war der 10te zu milde Winter in Folge. Das gab es noch nie, zumindest solange es Instrumenten-gestützte Wetteraufzeichnungen gibt.

Im großen und ganzen ist die Winterprognose ein fast voller Erfolg geworden. Fast, denn eine entscheidende Entwicklung hatte ich völlig außer Acht gelassen bzw.  nicht in Betracht gezogen. Dazu gleich mehr. 

Folgende Druckabweichungen hatte ich vermutet : 


















(C)NOAA

Das Ergebnis sieht folgendermaßen aus : 

















Ein sehr gutes Ergebnis, fast auf den Punkt getroffen. Auch bei den vermuteten Großwetterlagen - SWz / SWa, BM, NWz / NWa bei den gemischten, Ws / Wa bei den zonalen und TrM, TM, TB, SEz bei den Meridionalen Großwetterlagen - konnte ein gutes Ergebnis erzielt werden, die dominierenden Großwetterlagen waren die von mir aufgeführten. 

Allerdings kam es im Februar zu einer kurzen, aber recht starken und ausgeprägten Kältewelle in der 2ten Dekade, bei der einige Kälterekorde aufgestellt wurden. Zwar hatte ich erwähnt, daß es besonders im Hochwinter zu kalten Entwicklungen kommen kann, hatte hier aber Trogrückseiten erwähnt und Kaltlufteinbrüchen via Skandinavien / Nordostrussland eine Absage erteilt. Das war ein Irrtum, die Kältewelle wurde durch die Großwetterlage HnFa verursacht welche durch ein sog. "Displacement" des Polarwirbel begünstigt wurde. 

Bei einem solchen "Displacement" wird der Polarwirbel zwar nicht gespalten wie bei einem Split, jedoch an eine andere Stelle versetzt, daher Displacement. Zunächst positinierte er sich langgezogen von Nordost nach Südost 


(C)FU BERLIN

und sorgte für sehr mildes und regenreiches Wetter, dann erfolgte aber eine weitere Versetzung des Polarwirbel auf eine südliche Position 


(C)FU BERLIN

mit Ausbruch der Skandinavischen Kaltluft nach Mitteleuropa. 

Kommen wir nun zum heurigen Frühjahr. Aufgrund der etwas längeren Verifikation der Winterprognose versuche ich mich kurz zu fassen. Keine einfaches Unterfangen, denn wie schon oft erwähnt, ist diese Jahreszeit aufgrund der großen Variabilität der Luftströmungen und Wassertemps sehr schwierig zu prognostizieren, fast schon eine undankbare Aufgabe. 

Allerdings ist die aktuelle Situation und die daraus zu ziehenden Schlüsse recht klar, das ist selten im Frühjahr! Die Athmosphäre hat "uns" einen großen Gefallen getan und nach 2 SSW - also zwei großen Stratosphärenerwärmungen innerhalb kurzer Zeit, allerdings ohne Split - einen Polarwirbel generiert, der äußerst stark und gut strukturiert unterwegs ist, wobei die Weichen Richtung "Final Warming" - eine langsame, aber kontinuierliche Erwärmung der Stratosphäre v.a. in den "oberen Stockwerken" des Polarwirbel, letzlich bricht der Polarwirbel zusammen und die athmosphärischen Strömungen kehren sich auf Ostwindzirkulation um - schon gestellt sind. 

Stichwort Polarwirbel, blicken wir zunächst auf die Temperaturen des Polarwirbel : 

 





















(C)FU BERLIN

Seit dem letzten SSW waren die Temps stark unterdurchschnittlich, nun ist allerdings ein Anstieg zu erkennen, ein deutlicher Fingerzeig in Richtung endgültiger Zusammenbruch des Polarwirbel. Zur weiteren Absicherung die Grafik von Hanna E. Attard, einer der besten Athmosphären-Physikerin aktuell 
















(C)HANNA E. ATTARD

Gut zu sehen wie der zonale Wind nachlässt und sich im dunkelgrauen Bereich bewegt. Ein kurzzeitiger Anstieg ist dem sog. "Rauschen" zuzuordnen. 

Noch interessanter wird das ganze, wenn wir uns die prognostizierte Position des Polarwirbel vor Augen führen : 
















 

(C)FU BERLIN

Jahreszeitlich bedingt ist der Polarwirbel kleiner und schwächer entwickelt, aber die prognostizierte Situation hat auffallende Ähnlichkeit mit der Lage von Ende Januar - als eine sehr milde, aber sehr wechselhafte Phase Fuß fasste. Vorab aber scheint es einen Kaltlufteinbruch mit der Großwetterlage Hoch Britische Inseln zu geben der aber einigermaßen moderat ausfallen sollte, da das ganze als sog. Hochdruckrandlage von statten geht. Anschließend sollte es zyklonaler zugehen, bevor dann ein Umkehrschwung zu einer Dominanz gemischter & meridionaler Großwetterlagen stattfinden sollte.

Der Blick auf den Jetstream offenbart folgende Situation : 



 

















Wir sehen einen fast geschlossenen, allerdings südlich versetzten, Subtropenjet der nur eine einzige Mäandrierung eben im Bereich der Britischen Inseln offenbart, diese Lücke dürfte aber bald geschlossen werden, einen anderen Schluss lassen bspw. die Wassertemps nicht zu die im direkten Zusammenhang mit den Entwicklungen des Jetstream stehen 













(C)NOAA

Anders als in so manchen Frühjahren sind die Wassertemps relativ ausgeglichen, Zonen mit deutlich zu kaltem / deutlich zu warmen Wasser sind eher klein. In Relation dazu die Temp-Abweichungen der NH


 














Und auch hier zeigen sich wenig Auffälligkeiten respektive große Anomalien in Relation zu den Wassertemperaturen, was eigentlich sonst ein Merkmal des Frühjahr ist - der große Unterschied zwischen Luft & Wassertemps. Diese Unterschiede begünstigen "normalerweise" Meridionale Lagen. Das dürfte sich heuer anders entwickeln. 

Besonders auffällig ist heuer eine deutliche Zunahme zyklonaler Strukturen im500-hpa-Niveau, allerdings südlich versetzt von Mitteleuropa ausgehend bis in den subtropischen Bereich, und eine deutliche Abnahme von zyklonalen Strukturen im subpolaren Bereich


 















(C)NOAA

und damit ein weiterer Baustein in Richtung der sich evtl. zu entwickelnden Großwetterlagen. 

Folge wären dann im weiteren Frühjahrsverlauf durch entsprechende zyklonale Dominanz in den Südlichen Breiten zum einen die Bildung der Großwetterlagen BM, HM, SWz, SWa, Wa, Wz, desweiteren kann es aber im März und auch im April - besonders in der 1ten & 2ten Dekade des April - nochmals zu recht markanten Kaltlufteinbrüchen durch Großwetterlagen wie bspw. HNFz, HNa, Nz, HNz oder HFz kommen. Das langjährige Mittel der Klimaperiode zeigt, wie schon öfter in den vergangenen Jahren erwähnt, in diesem Zeitraum eine Delle nach unten. Auch im Mai dürften abgeschwächte Kaltlufteinbrüche möglich sein und aufgrund der Zyklonalen Anomalie im Bereich Nordmeer / Skandinavien recht sicher auftreten, haben dann aber nichts mit den sog. "Eisheiligen" zu tun. Diese "Singularität" war nie eine wirklich vorhandene, desweiteren werden Kaltlufteinbrüche im Mai immer schwächer - was aber nicht heißt, daß es dann und wann doch mal kälter als "erwartet" werden kann.

Die dann eher leicht meridional ausgerichtete Achslage der Zirkulation begünstigt aber auch die Bildung von Troglagen wie bspw. Trog Westeuropa, Trog Mitteleuropa ( besonders diese  GWL-Typen können sich als sehr persistent erweisen, ein grundlegender Lagenwechsel würde dann nur sehr zäh vonstatten gehen ) außerdem kühlere Hochdruckrandlagen wie HB.

Die Druckabweichungen könnten sich wie folgt darstellen :


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(C)NOAA

 Es ist daher mit einer Abweichung von +1° bis +2,5° zur International gültigen Klimareferenz-Periode für Jareszeiten 1961 - 1990 zu rechnen.

 Quelle der Grafiken : 

http://squall.sfsu.edu/crws/archive/jet_nh_arch.html
http://es-ee.tor.ec.gc.ca/e/ozone/Curr_map.htm
https://www.geo.fu-berlin.de/en/met/ag/strat/produkte/index.html
http://www.atmos.albany.edu/student/hattard/realtime.php
 
 

 

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