Mit einer durchschnittlichen Temperatur von +18,5° wird der vergangene Sommer als der 7t-wärmste Sommer seit Aufzeichnungsbeginn geführt werden. Diese Temperatur entspricht dem Sommer von 1947, der seinerzeir als "Wüstensommer" bezeichnet wurde, da er so trocken und Sonnenscheinreich wurde.
Beim Niederschlag und Sonnenschein hat sich der vergangene Sommer quasi fast genau im Klimatologischen Mittel bewegt, wenn auch natürlich mit starken regionalen Unterschieden.
Meine Analyse zur Sommerprognose fällt geteilt aus. Bei den Druckabweichungen lag ich völlig daneben, hier meine Prognose :
(C)KURT HANSEN VIA NOAA
Aber das Ergebnis sieht so aus :
(C)NOAA
Völlig daneben, kurz gesagt. Ich bin daher weiter am überlegen ob ich in Zukunft die Prognose der Druckabweichungen sein lasse, es scheint zu schwer geworden zu sein diese richtig zu treffen.
Ein anderes Bild bei der Prognose des Sommerverlaufs und der Großwetterlagen, folgendes hatte ich vermutet :
Da sich aktuell auch über den Azoren keine Entwicklung anzeigt die bspw. die Abschnürung einer Hochdruckzelle iniziieren würde ( kalbendes Azorenhoch ) haben wir einen weiteren Baustein für eher unbeständige, sehr unsichere bzw. kaum zu prognostizierende Großwetterlagen.
Momentan gilt, daß es weiter nach Norden eher stabil wird und weiter nach Süden instabil. Da aufgrund vorherrschender Troglagen zwar warme bis sehr warme Luftmassen advehiert werden, diese aber sehr feucht sind, scheint sich weitere Unbeständigkeit erstmal zu manifestieren.
Natürlich wird es dennoch Hitzelagen geben, stabile sommerliche Phasen, aber wie und wann diese auftreten werden ist angesichts der athmosphärischen Entwicklungen kaum zu prognostizieren. Sommer, die Blockierungslagen im nördlichen Bereich zeigen, neigen dazu, eher im späteren Verlauf stabiler zu werden, manchmal zieht sich das aber bis in den Spätsommer / Frühherbst.
Bei den Großwetterlagen vermute ich solche, die eher für Unbeständigkeit stehen, es dürften aber auch solche auftreten, die auch mal stabile Phasen bringen. Als da wären TrW, TrM, TB, SWz, WW, WZ, NWz, BM, WA.
Abweichungen 0° bis +1,5° zu 1991-2020, +0,5° bis 2° zu 1961-1990.
Gut getroffen die Charakteristik dieses über weite Strecken wechselhaften Sommers, bei den Großwetterlagen ein sehr gutes Ergebnis, denn NWZ ( 10x ) WZ ( 16x ) BM ( 14x ) WA ( 14x ) TB ( 9x ) und WW ( 7x ) waren die dominierenden Großwetterlagen, und genau diese hatte ich auch erwähnt.
Die Temp-Abweichung zu 1961-1990 mit bis zu +2° etwas zu defensiv ( Ergebnis +2,2° ) aber bei 1991-2020 mit bis zu +1,5° ( Ergebnis +0,9° ) recht gut vermutet.
Nun zum Herbst, wie immer bei den Übergangsjahreszeiten eine undankbare Aufgabe. Es wird immer schwieriger, diese zu prognostizieren. Man mag es mir daher nachsehen daß ich Textbausteine aus früheren Prognosen verwende, dann das bspw. 2023 gesagte gilt auch 2024!
Das liegt v.a. an der Tatsache, daß sich die Weltmeere durch die Klimakatastrophe immer stärker aufheizen und scheinbar weit entfernte Wetterphänomene wie ENSO ( El Nino, La Nina ) nun doch immer mehr Einfluß auf unser Wetter nehmen, wenngleich der Atlantik weiter für uns bestimmend ist. Aber, auch Atlantik, die arktischen Meere und das Mittelmeer, zeigen immer höhere Abweichungen. Zwar zeigt der Atlantik aktuell nicht so hohe Abweichungen wie 2023, aber die polaren Meere und v.a. das Mittelmeer erreichen bei den Abweichungen fast schwindelerregende Höhen :
(C)NOAA
Auf die Abweichungen im Mittelmeer wird man besonderes Augenmerk haben müssen, denn dort steigt dann immer mehr die Gefahr von sog. "Medicanes", also starken Stürmen, die zum Teil verheerende Niederschlagsmengen bringen können.
Auffällig aber auch heuer wieder sind die fast durchweg hohen Wassertemps in den für Europa relevanten Gebieten. Tropischer, mittlerer, nördlicher Atlantik, Davis-Straße&Baffin-Bay ( Grönland ), alle weisen sehr hohe positive Abweichungen auf, wenn auch nicht so hoch wie vergangenes Jahr. Auch rund um die Kanaren und den Azoren finden sich hohe Abweichungen.
Ob nun die später bevorstehenden Kaltluftausbrüche via NH dafür sorgen werden daß dann Kaltluft in den mittleren Atlantik befördert wird ( aufgrund der Drehrichtung der Tiefdruckgebiete links herum ) und eine durchgreifende Zirkulationsänderung in Gang bringen, bleibt abzuwarten, eher ist zu vermuten daß der September aufgrund der hohen Anomalie des Geopotentials über weite Strecken spätsommerlich verläuft, allerdings weiterhin mit Wechselhaftigkeit, und so lauten ja auch die Prognosen der Wetterdienste, und diese lässt sich auch gut in den Vorhersagekarten sehen.
(C)METEOCIEL
Da scheint sich eine Hochdruck-Entwicklung über Skandinavien und dem Atlantik vor den Britischen Inseln anzudeuten.
Ebenso auffällig, wie schon 2023, sind wieder die
Anomalien der Wassertemps im mittleren und nördlichen Pazifik, also vor
den Westküsten der USA und Kanada bis nach Alaska hinauf. Im
Herbst 2018, 2021 und auch 2022 gab es ähnlich hohe Anomalien, diese resultierten dann in
deutlich dominanten GWL-Typen der Zonalen und Gemischten Zirkulation, da
sich dadurch das Aleutentief stärkt, welches über den Jetstream direkte
Auswirkungen zum Islandtief hat. Aber auch diese Entwicklung dürfte, so
sie denn anhält, sich erst recht spät auswirken.
Blicken wir auf den Jahreszeitlich bedingt immer wichtiger werdenden NAO-Index, welcher die Druckdifferenz zwischen dem Islandtief im und dem Azorenhoch darstellt.
(C)NOAA
Weite
Teile des Sommers waren von einem wechselnden NAO-Index geprägt,
besonders stark von mitte Juni bis Anfang August, das
waren auch die Perioden die besonders wechselhaft verliefen. Zur Mitte
des September hin soll sich
der NAO-Index Ri. negativ bewegen, und nur wenige Member ziehen danach in den
positiven Bereich, es scheint sich also nach einer kurzen Hochdruckphase wieder Wechselhaftigkeit einzustellen.
Die Frontalzone war im Sommer zwar südlich orientiert, aber im atlantischen Bereich recht glattt, was erklärt daß die zyklonalen Wetterlagen recht schnell durchzogen :
(C)NOAA
Nun zur atlantischen Hurrikansaison und die evtl. Auswirkungen auf unser Wetter. Wie oben erwähnt, werden die Anomalien der Wassertemperatur immer höher. Dies wirkt sich zwar noch nicht in einer gestiegenen Anzahl an außertropischen Sturmsystemen aus, wohl aber in der Stärke der einzelnen Ereignisse.
Für dieses Jahr wird eine deutlich überdurchschnittliche Hurrikan-Saison erwartet. Wird ein Ex-Hurrikan / Tropischer Sturm als Tiefdruckgebiet in die Westwindzirkulation eingebunden, ist eher wechselhaftes Wetter zu erwarten. Wird eine eher Südlich / Südwestliche Zugbahn eingeschlagen, dann werden warme bis sehr warme subtropische Luftmassen advehiert und u.a. ein Azorenhochkeil unterstützt.
Das
wäre, wie zonale Lagen im
Hochsommer, ein sog. "Türöffner" für sehr warmes aber eher unbeständiges
Wetter, verursacht bspw. durch die GWL SWz.
Eine deutlich überdurchschnittliche Hurrikan-Saison könnte nun Gemischte und
zonale Lagen eher begünstigen als meridionale, und da die Frontalzone im atlantischen Bereich eher glatt verlief - siehe den Plot der Frontalzone weiter oben - könnte es daher im Verlauf des Herbst evtl. öfters
dazu kommen, daß außertropische Systeme in die Europäische
Wetterzirkulation eingebunden werden. Aber, der Unsicherheitsfaktor
in den kommenden Jahren bleibt bestehen : Wird die zunehmende Stärke der außertropischen
Sturmereignisse mehr Einfluß auf ME nehmen und wenn ja, mit welchem
Ergebnis?
Blicken wir nun auf die Abweichungen der Luft-Temps auf der NH des vergangenen Sommer, man erkennt stark negative Abweichungen über Island, und auch an der Ostküste der Davis-Straße in Kanada gab es negative Abweichungen, desweiteren höhere Abweichungen im Bereich Ostküste USA bis nach Neufundland und im Bereich Spitzbergen :
(C)NOAA
Wie schon in den vergangenen Jahren zeigt sich weiterhin eine leicht abgeschwächte Schmelzrate der NH, etwa auf gleichbleibendem Niveau. Eine eher abgeschwächte Schmelzrate des Schnees bedeutet etwas weniger Süßwassereintrag in den Labrador-bzw. Neufundlandstrom, dadurch bessere Voraussetzungen für Tiefdruckbildung im Bereich Neunfundland, der Geburtststätte der Atlantischen Tiefs. Hier die Anomalien der Schnee-Schmelzrate der NH von Juni und Juli:
(C)RUTGER SNOW LAB
Der Polarfrontjetstream zeigt sich, bis auf den Bereich über Skandinavien, kräftig und gut ausgebildet, ohne große Mäandrierungen, Folge des bereits jetzt sehr starken Polarwirbels, was aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt ( noch ) keine große Rolle spielt, aber schonmal ein Achtungszeichen bedeutet :
(C)STRATOBSERVE & METEOCIEL
Mit folgenden Druckabweichungen könnte im Herbst zu rechnen sein:
(C)KURT HANSEN VIA NOAA
Daraus resultierend dürfte es hauptsächlich zu Gemischten, Zonalen und auch meridionalen Lagen kommen, allerdings mit Vorteil bei den Zonalen und Gemischten Lagen. Bei Meridionalen &Zonalen Lagen muss abgewartet werden wie sich die Hurrikan-Saison auf die Zirkulation auswirkt, denn ziehen außertropische Stürme Ri. Norden so iniziiert dies eher Meridionale Lagen. Bei den Großwetterlagen sind BM, HM, NWa, SWz, SWa, TrM,HNz, HNFz, HB, HFz,Nz, TrW, TB zu erwarten, ferner Wz, Wa und WW und evtl. Nz, TM, NWz und SEz.
Ja, das sind viele Großwetterlagen, aber so ist das nunmal bei 3 Monaten Übergangsjahreszeit. Aufgrund der Variabilität der Luft-und Wassertemps kann es nunmal rasche Wechsel der Wetterlagen geben.
Die Abweichung zu 1961-1990 ( Klimareferenzperiode für Jahreszeiten ) dürfte +1,5° bis +3° betragen, zu 1991-2020 +1° bis +2°.
Quelle der Grafiken :