Mittwoch, 3. September 2025

Herbst 2025

Der Sommer 2025 war von zwei markanten Hitzewellen geprägt, die durch eine wechselhafte, teils relativ kühle und ausgesprochen nasse Juli-Phase unterbrochen wurden. Der Sommer erreichte eine bundesweite Mitteltemperatur von 18,3 Grad Celsius und lag damit um 2K (meine Vermutung 1,8K-2,5K und damit gut getroffen) über dem Wert der international gültigen Referenzperiode für Jahreszeiten 1961–1990. Gegenüber der aktuellen Vergleichsperiode 1991–2020 ergab sich ein Temperaturplus von 0,7K, hier lag ich mit meiner Vermutung von 1K-1,5K etwas zu hoch. 

Während der ersten Hitzewelle im Juni gipfelten die Höchstwerte am 2.7 bei über 38 °C. Den bundesweiten Spitzenwert meldete Andernach am Mittelrhein in Rheinland-Pfalz mit 39,3 °C. Zahlreiche Dekaden-und Allzeitrekorde wurden gebrochen. Es folgte im Juli eine vergleichsweise kühle Phase, bevor der August eine weitere Hitzewelle mit Spitzen von bis zu 37 °C brachte. 

 Die Charakteristik des Sommers wurde recht gut vermutet : 

Ein Blick auf den Subtropenjet zeigt, daß dieser zwar gut ausgebildet ist, aber durch eine Tiefdruckanomalie vor Nordwestafrika gestört ist bzw. abgelenkt wird und dadurch wird es zunächst bei der zyklonal geprägten westlichen bis südwestlichen Strömung bleiben. Aufgrund der Erhaltungsneigung der Athmosphäre gehe ich im Moment davon aus, daß der Juni wechselhaft, wenn auch sehr warm über die Bühne gehen wird, trotz der heißen Luftmassen, die advehiert werden, diese sorgen aber in erster Linie für Gewitter. Eine durchgreifende Umstellung der Großwetterlage hin zu stabil könnte sich dann einstellen, wenn der Druck bei Island und den Azoren gleichermaßen ansteigt, welches die Abschnürung einer Hochdruckzelle iniziieren würde (kalbendes Azorenhoch) woraus dann entweder antizyklonale Strömungen bis hin zu Hochdruck über ME entstehen könnten.  

Großwetterlagen werden wir folgt vermutet : TrW, TrM, TB, SWz, WW, WZ, NWz, BM, WA, HM, SWa, Wa. 


Quelle : (C) https://www.orniwetter.info/wetterlagenkalender/

Sehr gutes Ergebnis auch bei den Großwetterlagen, die einzige, die ich nicht erwähnt hatte, war SA.

Nun zur undankbaren Aufgabe, mit dem Herbst eine Übergangsjahreszeit zu prognostizieren. Wie im Frühjahr, sind in Übergangsjahreszeiten so ziemlich alle Möglichkeiten gegeben : Lang anhaltende warme bis fast heiße Phasen, aber auch markante Kältephasen und sehr wechselhafte, regnerische, kühle Phasen. Und das macht es so schwer.

Man mag es mir daher nachsehen daß ich wiederTextbausteine aus früheren Prognosen verwende, dann das in vergangenen Jahren gesagte gilt weiterhin! 

Das liegt v.a. an der Tatsache, daß sich die Weltmeere durch die Klimakatastrophe immer stärker aufheizen und scheinbar weit entfernte Wetterphänomene wie ENSO ( El Nino, La Nina ) nun doch immer mehr Einfluß auf unser Wetter nehmen, wenngleich der Atlantik weiter für uns bestimmend ist. Aber, auch Atlantik, die arktischen Meere und das Mittelmeer, zeigen immer höhere Abweichungen. Der Atlantik zeigt aktuell schon recht hohe Abweichungen, die polaren Meere und v.a. das Mittelmeer erreichen bei den Abweichungen schon wieder fast schwindelerregende Höhen : 


 (C)NOAA

 

Auf die Abweichungen im Mittelmeer wird man wieder besonderes Augenmerk haben müssen, denn dort steigt dann immer mehr die Gefahr von sog. "Medicanes", also starken Stürmen, die zum Teil verheerende Niederschlagsmengen bringen können. 

Auffällig aber auch heuer wieder sind die fast durchweg hohen Wassertemps in den für Europa relevanten Gebieten. Tropischer, mittlerer, nördlicher Atlantik, Davis-Straße&Baffin-Bay (Grönland), alle weisen sehr hohe positive Abweichungen auf, wenn auch nicht so hoch wie vergangenes Jahr. Auch rund um die Kanaren und den Azoren finden sich hohe Abweichungen. 

Es gab nun bereits Kaltluftausbrüche via NH in den mittleren Atlantik (aufgrund der Drehrichtung der Tiefdruckgebiete links herum) die wieder eine durchgreifende Zirkulationsänderung in Gang brachten, und so bleibt es weiterhin bei moderater Wechselhaftigkeit, entsprechend lauten ja auch die Prognosen der Wetterdienste, das lässt sich auch gut in den Vorhersagekarten sehen. 


 (C)METEOCIEL

 Hochdruck konzentriert sich eher im Nordwesten, auffällig der Tiefdruck vor den Britischen Inseln und Grönland/Kanada.

Ebenso auffällig, wie schon 2024, sind wieder die Anomalien der Wassertemps im mittleren und nördlichen Pazifik, also vor den Westküsten der USA und Kanada bis nach Alaska hinauf. Im Herbst 2018, 2021 und auch 2022 gab es ähnlich hohe Anomalien, diese resultierten dann in deutlich dominanten GWL-Typen der Zonalen und Gemischten Zirkulation, da sich dadurch das Aleutentief stärkt, welches über den Jetstream direkte Auswirkungen zum Islandtief hat. Diese Entwicklung dürfte, so sie denn anhält, sich evtl. sogar noch intensivieren.

Blicken wir auf den Jahreszeitlich bedingt immer wichtiger werdenden NAO-Index, welcher die Druckdifferenz zwischen dem Islandtief im und dem Azorenhoch darstellt.


 (C)NOAA

 

Weite Teile des Sommers waren von einem positiven NAO-Index geprägt, besonders stark von Anfang Juli bis mitte Juli, das war auch die Periode die besonders wechselhaft verlief. Zur Mitte des September hin soll sich der NAO-Index Ri. positiv bewegen, das Rauschen ist allerdings recht stark ausgeprägt.

Die Frontalzone war im Sommer eher nördlich orientiert, im atlantischen Bereich recht glattt (verantwortlich für die Wechselhaftigkeit bezügl. Gewitter im Juni und die kühle Juli-Phase), im Norden und Süden mäandrierend, was die dortigen starken Wärme-bzw. Hitzephasen erklärt :


 (C)NOAA

 

Nun zur atlantischen Hurrikansaison und die evtl. Auswirkungen auf unser Wetter. Wie oben erwähnt, werden die Anomalien der Wassertemperatur immer höher. Dies wirkt sich zwar noch nicht in einer gestiegenen Anzahl an außertropischen Sturmsystemen aus, wohl aber in der Stärke der einzelnen Ereignisse.

Für dieses Jahr wird eine deutlich überdurchschnittliche Hurrikan-Saison erwartet. Wird ein Ex-Hurrikan / Tropischer Sturm als Tiefdruckgebiet in die Westwindzirkulation eingebunden, ist eher wechselhaftes Wetter zu erwarten, so geschehen vor kurzem durch den Ex-Hurricane "Erin". Wird eine eher Südlich / Südwestliche Zugbahn eingeschlagen, dann werden warme bis sehr warme subtropische Luftmassen advehiert und u.a. ein Azorenhochkeil unterstützt. 

Das wäre, wie zonale Lagen im Hochsommer, ein sog. "Türöffner" für sehr warmes aber eher unbeständiges Wetter, verursacht bspw. durch die GWL SWz.

Eine deutlich überdurchschnittliche Hurrikan-Saison könnte nun Gemischte und zonale Lagen eher begünstigen als meridionale, und da die Frontalzone im atlantischen Bereich eher glatt verlief - siehe den Plot der Frontalzone weiter oben - könnte es daher im Verlauf des Herbst evtl. öfters dazu kommen, daß außertropische Systeme in die Europäische Wetterzirkulation eingebunden werden. Aber, der Unsicherheitsfaktor in den kommenden Jahren bleibt bestehen : Wird die zunehmende Stärke der außertropischen Sturmereignisse mehr Einfluß auf ME nehmen und wenn ja, mit welchem Ergebnis?

Blicken wir nun auf die Abweichungen der Luft-Temps auf der NH des vergangenen Sommer, man erkennt negative Abweichungen über Island, an der Ostküste der Davis-Straße in Kanada gab es starke negative Abweichungen, desweiteren höhere Abweichungen im Bereich Ostküste USA bis nach Neufundland, außerdem Skandinavien und der gesamte subarktische/arktische Bereich: 


 (C)NOAA

Wie schon in den vergangenen Jahren zeigt sich weiterhin eine leicht abgeschwächte Schmelzrate der NH, etwa auf gleichbleibendem Niveau. Eine eher abgeschwächte Schmelzrate des Schnees bedeutet etwas weniger Süßwassereintrag in den Labrador-bzw. Neufundlandstrom, dadurch bessere Voraussetzungen für Tiefdruckbildung im Bereich Neunfundland, der Geburtststätte der Atlantischen Tiefs. Hier die Anomalien der Schnee-Schmelzrate der NH von Juni und Juli:



 (C)RUTGER SNOW LAB

Der Polarfrontjetstream zeigt sich, besonders über Mitteleuropa, kräftig und gut ausgebildet, ohne große Mäandrierungen, Folge des bereits jetzt sehr starken Polarwirbels, was aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine große Rolle spielt, aber wieder  ein Achtungszeichen bedeutet : 



 (C)STRATOBSERVE & METEOCIEL

 

Daraus resultierend dürfte es hauptsächlich zu Gemischten und Zonalen Lagen kommen, meridionale Lagen dürften diesen Herbst eine untergeordnete Rolle spielen. Vor allem muss abgewartet werden wie sich die Hurrikan-Saison auf die Zirkulation auswirkt, denn ziehen außertropische Stürme Ri. Norden, so iniziiert dies dann doch eher Meridionale Lagen. Bei den Großwetterlagen sind BM, HM, NWa, SWz, SWa, TrM,HNz, HNFz, HB, HFz,Nz, TrW, TB zu erwarten, ferner Wz, Wa und WW und evtl. Nz, TM, NWz und SEz.

Ja, das sind wieder viele Großwetterlagen, aber so ist das nunmal bei 3 Monaten Übergangsjahreszeit. Aufgrund der Variabilität der Luft-und Wassertemps kann es nunmal rasche Wechsel der Wetterlagen geben. 

Die Abweichung zu 1961-1990 (Klimareferenzperiode für Jahreszeiten) dürfte +1,5K bis +2,5K betragen, zu 1991-2020 +1K bis +2K.  

Quelle der Grafiken : 

https://psl.noaa.gov/data/histdata/
https://www.meteociel.fr/
https://climate.rutgers.edu/snowcover/
https://www.ospo.noaa.gov/Products/ocean/sst/anomaly/
https://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/precip/CWlink/pna/nao.shtml
https://www.stratobserve.com/ens_ts_diags
 
Text : (C)Kurt Hansen, Arrondissement Perpignan, Region Occitanie, Departement Pyrénées-Orientales, France.

 

 

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